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Landsberg: Warum ist in Landsberg am Lumpigen Donnerstag so früh Zapfenstreich?

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Warum ist in Landsberg am Lumpigen Donnerstag so früh Zapfenstreich?

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    Beim "Zirkus der Narren" am Lumpigen Donnerstag auf der Waitzinger Wiese macht die Polizei um 21.40 Uhr die Musik aus. Auf den Dörfern durfte im Fasching länger gefeiert werden.
    Beim "Zirkus der Narren" am Lumpigen Donnerstag auf der Waitzinger Wiese macht die Polizei um 21.40 Uhr die Musik aus. Auf den Dörfern durfte im Fasching länger gefeiert werden. Foto: Thorsten Jordan

    Auch eine Woche nach dem Lumpigen Donnerstag in Landsberg dreht sich die Debatte um den Partyschluss im Zelt auf der Waitzinger Wiese weiter: Veranstalter Claus Moritz fragt sich, warum in Landsberg um 21.40 Uhr die Musik abgedreht wurde, während auf den Dörfern wie Untermühlhausen und Igling im Fasching bis zum Morgen gefeiert werden darf.

    Es war der stellvertretende Polizeichef Michael Strohmeier selbst, der die Musik im Partyzelt abdrehte. „Ich war schon zum zweiten Mal der letzte DJ“, sagt er launig. Er erklärt, warum in der Stadt andere Regeln gelten als auf dem Land. Der Lumpigen Donnerstag sei ganz anders als der Fasching in Untermühlhausen oder Igling . Wie lange gefeiert werden darf, entscheiden zwar die Gemeinden, doch auch die Polizei redet dabei mit. In Landsberg wurde daraufhin entschieden, dass auf der Waitzinger Wiese um 21.30 Uhr Schluss sein muss.

    In Igling war 17 Stunden Feiern erlaubt

    In Igling durfte am Samstag vor dem Faschingswochenende rund um den Umzug von 10 bis 3 Uhr nachts gefeiert werden. Allerdings, so berichtet Nicole Schleicher vom Faschingsverein: „Wir haben in den vergangenen Jahren oft früher als 3 Uhr aufgehört, weil sich ab 1 Uhr das Zelt spürbar geleert hat und wir müssen ja auch noch abbauen und am nächsten Tag aufräumen.“ Wichtig sei, dass man im Vorfeld mit der Gemeinde, der Polizei und den Nachbarn kommuniziert, um mögliche Probleme schon im Vorfeld ausräumen zu können.

    Die Dimension in Igling war viel kleiner als in Landsberg . Es gab ein Zelt der Feuerwehr für 500 Personen, in einer Halle war Platz für 240 Gäste. Die Polizei sei vorab nicht eingebunden gewesen, berichtet Strohmeier . Doch das werde sich ändern: „Wir werden mit der Gemeinde im Vorfeld rechtzeitig in ein Gespräch eintreten.“ Sorgen mache man sich etwa um die Verkehrssicherheit: „Uns war es ein Dorn im Auge, wie sich die Zuschauer zwischen den Gefährten bewegten“, nennt Strohmeier ein Beispiel.

    Rund um den Faschingsumzug in Igling durfte gleich 17 Stunden lang gefeiert werden - von 10 Uhr vormittags bis 3 Uhr morgens.
    Rund um den Faschingsumzug in Igling durfte gleich 17 Stunden lang gefeiert werden - von 10 Uhr vormittags bis 3 Uhr morgens. Foto: Thorsten Jordan

    In Untermühlhausen ging die Party bis 2 Uhr . Dazu Stefan Drexl , Chef des Faschingsteams: „Das entscheidet die Gemeinde Penzing in Absprache mit Landratsamt und Polizei . Bis 3 Uhr muss das Gelände geräumt sein. Uns kommt sicher zugute, dass es seit 20 Jahren dasselbe Organisationsteam ist. Wir sind an einem guten Miteinander interessiert und setzen Hinweise der Polizei bei der nächsten Veranstaltung um. Was hinzukommt, ist, dass bei uns die Vereine aus dem Dorf den Fasching organisieren und alle mithelfen und die Veranstaltung dadurch von den Anwohnern auch akzeptiert wird.“

    In Untermühlhausen waren im Zelt 2300 Personen zugelassen. Das sind zwar nicht viel weniger als die 3000 im Zelt auf der Waitzinger Wiese, doch kämen am Lumpigen Donnerstag noch andere Lokale hinzu wie der Sommerkeller in Igling und Plätze, an denen gefeiert wird, wie der Hellmairplatz, sagt Strohmeier . Er verweist auch auf die Historie des Lumpigen Donnerstags, die eine besondere Präsenz der Sicherheitskräfte erfordere: „Aus einem Schülerumzug ist ein Riesenevent geworden, das eine Sicherheitsproblematik nachzog, sodass aus Landsberg fast eine Hochsicherheitszone wurde.“ Alkohol und seine Folgen seien dabei nicht der einzige Punkt: Auch dann, wenn Landsberg-Besucher von einem Ort zum anderen wechseln und sich wieder anstellen müssten, sei ein höheres Aggressionspotenzial gegeben. Auf den Dörfern gebe es dagegen nur einen Ort, an dem gefeiert wird.

    Das sagt die Polizeistatistik

    Er verweist auch auf die Statistik: In Landsberg seien elf Körperverletzungen, drei gefährliche Körperverletzungen und drei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz protokolliert worden . In Untermühlhausen seien zwei Beleidigungen und eine Körperverletzung angezeigt worden, in Igling habe es keinen Polizeieinsatz gegeben.

    Kein so großer Einsatzanlass für die Polizei ist der Fasching in Untermühlhausen. Da geht es ohne Bereitschaftspolizei und Einsatzzug ab.
    Kein so großer Einsatzanlass für die Polizei ist der Fasching in Untermühlhausen. Da geht es ohne Bereitschaftspolizei und Einsatzzug ab. Foto: Julian Leitenstorfer

    Dementsprechend stellt sich die Polizei auf: In Untermühlhausen würden nicht mehr als 20 Beamte benötigt, diese könne allein die Landsberger Inspektion stellen. Beim alle zwei Jahre stattfindenden Faschingsumzug in Igling sei bislang überhaupt keine Zusatzschicht nötig gewesen. Anders am Lumpigen Donnerstag: Da benötige man 60 bis 70 Einsatzkräfte. Dazu werden auswärtige Bereitschaftspolizisten und der Einsatzzug Fürstenfeldbruck angefordert. Die Bereitschaftspolizei sei ab Mittag in der Innenstadt im Einsatz, der Einsatzzug ab dem Nachmittag, wenn das Zelt an der Waitzinger Wiese öffne. Doch deren Einsatzzeit sei begrenzt. Die Bereitschaftspolizisten würden in der Regel am früheren Abend abgezogen, später dann auch der Einsatzzug. „Sie sollen nicht länger als zehn Stunden am Stück Dienst machen“, erklärt Strohmeier . Darauf sei auch das Musik- und Ausschankende um 21.30 Uhr und das Veranstaltungsende um 22 Uhr abgestimmt.

    Strohmeier: "Fasching ist nicht nur in Landsberg"

    Und warum keine weiteren Bereitschaftspolizisten später am Abend, wie Claus Moritz fragt? Eine weitere Schicht könne nicht angefordert werden, sagt Strohmeier : „ Fasching ist ja nicht nur in Landsberg , sondern in ganz Bayern.“

    Aber nicht nur die Polizeikapazität ist ein Grund, den Lumpigen Donnerstag im Zelt nicht weiter in den Abend hinein zu verlängern. „Je höher der Alkoholpegel ist, desto größer ist das Aggressionspotenzial“, sagt Strohmeier . Es gehe aber nicht nur um Schlägereien. Die Polizisten würden auch dafür in Anspruch genommen, um nach abgängigen Besuchern zu suchen.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Lumpiger Donnerstag: Es muss nicht so lange sein

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