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Landsberg: Wann wird Johann Mutter entdeckt?

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Wann wird Johann Mutter entdeckt?

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    Der ehemalige Leiter des Neuen Stadtmuseums, Hartfrid Neunzert, glaubt, dass der Landsberger Maler Johann Mutter und sein Werk verkannt wurden. Auch um das zu ändern, gibt er jetzt ein Buch über den Künstler heraus.
    Der ehemalige Leiter des Neuen Stadtmuseums, Hartfrid Neunzert, glaubt, dass der Landsberger Maler Johann Mutter und sein Werk verkannt wurden. Auch um das zu ändern, gibt er jetzt ein Buch über den Künstler heraus. Foto: Julian Leitenstorfer

    Hartfrid Neunzert erinnert sich noch gut an seine erste persönliche Begegnung mit Johann Mutter. Der ehemalige Leiter des Neuen Stadtmuseums kam 1971 aus München nach Landsberg. Am Hauptplatz stellte ihn sein Begleiter

    „Wenn einmal eine Ausstellung mit meinen Bildern gemacht wird, kann man sehen, dass ich kein schlechter Maler war“, soll Mutter mehrfach gegenüber Freunden geäußert haben. Und so widmete Neunzert sein Buch einem Maler, der hoffte, dass er irgendwann einmal entdeckt werden würde. Verdient habe er es allemal. Doch außerhalb Landsbergs ist der 1902 in Geretshausen geborene Künstler kaum bekannt. „Es wäre wünschenswert, dass sich ein Forschungsprojekt seinem Leben widmet“, sagt Neunzert.

    Dabei begann Johann Mutters Karriere verheißungsvoll. Im Jahr 1934 erhielt der junge Künstler ein Stipendium der angesehenen Albrecht-Dürer-Stiftung, das mit 1000 Reichsmark dotiert war. Nur wenige Jahre später gefielen den neuen Machthabern seine soeben noch bewunderten Werke plötzlich nicht mehr. Die NS-Zeit kennzeichneten Schwierigkeiten und Widerstände. Als ein Gauleiter bei einer Ausstellung im Landsberger Rathaus ein Porträt Mutters kritisiert haben soll, wehrte sich der Künstler mit Worten. Er könne auch etwas anderes, wenn er nicht malen dürfe, wie er kann. Und so wandte sich Mutter der Fotografie zu. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollte er wieder malen.

    Hartfrid Neunzert hat etwa 150 Werke des Künstlers beschrieben, die der Fotograf Stephan Wagner in einem eigenen Raum in Neunzerts Haus fotografiert hat. Im Band finden sich Abbildungen von 80 Werken. Der Autor hat sie in Landschaftsbilder, Stadtbilder, Stillleben, Menschenbilder und Abstraktes unterteilt. Bei den Bildtiteln handelt es sich zumeist um von Neunzert gewählte Bezeichnungen. Denn Mutter gab seinen Bildern keine Namen, häufig verzichtete er sogar auf Signatur und Jahreszahl. Er signierte sie nur, wenn er von ihrer Qualität überzeugt war.

    Ein Künstler muss klappern, sich durch allerlei Gehabe auffällig machen und Selbstdarstellung betreiben. „Das war für Johann Mutter ein absolut ungangbarer Weg“, sagt Neunzert. Er hofft, dass seine Kunst irgendwann wiederentdeckt wird. Mit seinem Bildband biete er Kunstbetrachtern eine Auswahl an Gemälden an. Er ist sich sicher, dass einige Werke darunter sind, die zu den denkwürdigen Gemälden des 20. Jahrhunderts zu rechnen sind.

    Was macht das Werk Mutters aus? Neunzert steht vor einem Gemälde in seinem Haus, das eine Lechlandschaft zeigt. Ein beliebtes Motiv des Malers und Fotografen. Neunzert spricht von der ausgewogenen Farbigkeit und der gekonnten Darstellung des offensichtlich ruhig dahin fließenden Flusses. Dann nimmt er ein Bild, das er erst vor wenigen Tagen aus den Vereinigten Staaten erhalten hat. Die Eigentümerin hat es ihm überlassen um es im Landratsamt ausstellen zu können. Das Ölbild zeigt Mutters Blick von seiner „Werkstatt“ im Kratzergarten aus. Es entstand wohl 1967, kurz bevor Johann Mutter schwer erkrankte und in ein Zimmer im Heilig-Geist-Spital kam. „Wichtig erschien dem Künstler, Häuser, Bäume und Fluss so in einen Zusammenhang zu bringen, dass der Betrachter das Glitzern des Flusses und das herbstliche Laub über die Bauwerke hinweg genießen kann.“

    Zur Vorstellung seines Buches lädt Hartfrid Neunzert am Samstag, 17. September, um 14 Uhr in den Sitzungssaal des Landratsamtes. Gemeinsam mit Landrat Thomas Eichinger informiert er dabei über Vorgeschichte, Gestaltung und Finanzierung des Buches, das wie sein Buch über Hubert von Herkomer im Imhof-Verlag erschienen ist. Es kostet 29,90 Euro und hat eine Auflage von 700 Stück.

    Von Montag, 19. September, bis einschließlich Mittwoch, 2. November, werden im zweiten Obergeschoss im Landratsamts Gemälde und Zeichnungen von Johann Mutter gezeigt.

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