Viele Landsbergerinnen und Landsberger haben bereits Post erhalten oder werden die Benachrichtigung in Kürze zugestellt bekommen: Die Stadtwerke Landsberg erhöhen zum Jahreswechsel die Preise für Strom und Gas. Betroffen sind rund 10.000 Kundinnen und Kunden. Sie müssen künftig vor allem beim Heizen deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Nordstream-2 und Corona: Energiepreise steigen deutlich an
Als Hauptgrund nennt der örtliche Energieversorger gestiegene Einkaufspreise am Markt. Auch andere Anbieter werden ihre Preise massiv erhöhen, oder haben das bereits getan. Christof Lange, Kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke, sagt, die gestiegenen Preise seien verursacht durch Auswirkungen der Pandemie am Energiemarkt, große Kraftwerksrevisionen – aber auch durch klimapolitische Regelungen sowie die angespannte politische Situation mit Belarus und Russland.
„Die Energiepreise an den Börsen kennen seit dem Spätsommer nur eine Richtung – nach oben“, sagt Lange. Während sich die Konjunktur weltweit erhole, sei die Nachfrage nach Strom, Kohle und Erdgas stark gestiegen. „Zudem verstärkt die planmäßige Erhöhung des CO2-Preises diesen Preisanstieg.“
Stadtwerke Landsberg erhöhen Gaspreis um 48 Prozent
Vor allem das Heizen wird nun teurer: Kundinnen und Kunden der Landsberger Stadtwerke müssen im Komfort-Tarif rund 48 Prozent mehr bezahlen. Ab dem kommenden Jahr sind 8,20 Cent pro Kilowattstunde fällig. Das entspricht beim Verbrauch eines Durchschnittshaushalts von etwa 20.000 Kilowattstunden im Jahr Mehrkosten von ungefähr 534 Euro pro Jahr. Bestandskunden der Stadtwerke Landsberg erhalten in der ersten Heizperiode bis Ende März nächsten Jahres einen Rabatt von 0,3 Cent pro Kilowattstunde, teilt das Kommunalunternehmen mit.
So gut wie alle Energieversorger – ob große Konzerne oder regionale Anbieter – heben die Preise für Gas in diesem Winter stark an. Besonders drastisch fällt die Erhöhung bei den Stadtwerken Memmingen aus. Diese erhöhen die Preise zum 1. Dezember um bis zu 68 Prozent. Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt dort künftig 1942 Euro. Das entspricht zusätzlichen Heizkosten in Höhe von 786 Euro.
Andernorts fällt die Preiserhöhung niedriger aus
Aber es geht auch mit einer verhältnismäßig geringen Preissteigerung: Die Stadtwerke Augsburg zum Beispiel haben den Preis in der Erdgas-Grundversorgung zum 1. November um 0,82 Cent pro Kilowattstunde erhöht, was jährlichen Mehrkosten von rund 165 Euro entspricht. Die Erhöhung falle laut Unternehmensangaben aufgrund einer längerfristigen Einkaufsstrategie sehr moderat aus. „Das hat den Vorteil, dass Preisschwankungen an den Spotmärkten nicht unmittelbar auf die Verbraucherpreise durchschlagen“, sagte zuletzt Unternehmenssprecher Jürgen Fergg unserer Redaktion. An Spotmärkten wird Gas kurzfristig gehandelt. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben sich die Preise im Vergleich zum vergangenen Jahr versiebenfacht.
Der Anbieter LEW, der anders als die meisten Stadtwerke-Unternehmen beim Gas kein Grundversorger ist und nicht verpflichtet ist, Neukunden aufzunehmen, plant zum Jahreswechsel keine Preiserhöhung. „Beim Gas haben sich die meisten unserer Privatkunden für ein Produkt mit Preisgarantie entschieden“, erklärt Unternehmenssprecher Ingo Butters.
Auch der Strom wird teurer
Zurück zu den Stadtwerken Landsberg: Auch der Strom wird teurer, aber im Vergleich zum Gas nur moderat. Ab kommendem Jahr kostet eine Kilowattstunde Strom im Komfort-Tarif 28,75 Cent. Der Strompreis liegt damit knapp fünf Prozent über dem Jahr 2021. Für einen Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von rund 3500 Kilowattstunden pro Jahr sind das Mehrkosten in Höhe von ungefähr 65 Euro.
Von der Preisanhebung nicht betroffen ist die Wasser- und Abwasserversorgung. Die Stadtwerke ermitteln die Preise alle vier Jahre kostendeckend. Die letzte Änderung gab es Anfang 2021, dort wurde der Kubikliter Trinkwasser sogar um 4,5 Prozent günstiger.
Stadtwerke Landsberg: Inselbad und Parkgaragen sind Minusgeschäfte
Die Stadtwerke Landsberg gehen von einem diesjährigen Gesamtumsatz von rund 40,7 Millionen Euro aus und werden voraussichtlich schwarze Zahlen schreiben mit einem Überschuss im vierstelligen Bereich. Im Jahr 2022 kalkulieren die Stadtwerke mit einem Verlust von etwa 150000 Euro – bei einem Gesamtumsatz von rund 45 Millionen Euro. Das wurde bei einem Pressegespräch bekannt.
Vor allem das Landsberger Inselbad, das die Stadtwerke betreiben, ist ein Minusgeschäft. „Das Inselbad ist eine dauerdefizitäre Einrichtung“, sagt Christof Lange.Vor der Pandemie wurden im Schnitt etwa 85.000 Tickets verkauft, in der diesjährigen Badesaison waren es nur rund 40.000. Er rechne 2022 mit einem Verlust von 605.000 Euro – und das, obwohl er mit einem „normalen Jahr“ plane.
Auch bei den Parkgaragen fahren die Stadtwerke Landsberg einen Verlust ein. Dieser soll im nächsten Jahr fast eine halbe Million Euro betragen, so die Kalkulation. Grund dafür seien Investitionen in den Brandschutz und die Sanierung der Toiletten.