Im Oktober 2012 waren Ganes noch ganz privat und unplugged bei Discy zum Meet and Greet zu erleben, und die Licca Lounge war mit ein paar Leuten gerade so gefüllt.
Da war die Musikkarriere der drei jungen Frauen aus den Südtiroler Dolomiten schon auf ihrem steilen Aufstieg. Auftritte in den Konzertsälen der Großstädte, Teilnahme am Heimatsound-Festival in Oberammergau, Hubert von Goisern geht mit ihnen gemeinsam auf Tour. Bei ihrem nun schon zweiten Auftritt im Landsberger Stadttheater war das Haus ausverkauft.
Seit Kurzem haben die Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen (beide Gesang, Violine) und ihre Cousine Maria Moling (Gesang, Schlagzeug, Gitarre) einen flotten Burschen aus dem Nachbardorf dabei: Alessandro Trebo am Keyboard und Piano. „Er ist der einzige Mann, der uns versteht“, sagt Marlene augenzwinkernd über ihn, und auf musikalischer Ebene merkt man das deutlich.
Ganes, das sind in der ladinischen Sagenwelt weibliche Wasserwesen, nach denen sich das Trio benannt hat. Mystisch, geheimnisvoll und schaurig geht es auch los, in schummrigem Licht steigt Nebel auf und Schnee rieselt herab auf die Bühne. Gehauchte, mit Hall unterlegte Stimmen erfüllen den Saal, es beginnt ein Song mit reduzierter Instrumentierung, die Stimmen stehen im Mittelpunkt. Und das bleibt auch so.
Die Stimmen sind das große Kapital
Die Stimmen von Ganes sind ihr großes Kapital. Jede für sich ist schon hörenswert, aber zu dritt harmonieren sie auf so natürliche Weise, fast möchte man sagen, es müsse daran liegen, dass sie Schwestern und Cousine sind. Aber das allein ist es nicht. Sie sind alle drei hervorragende Musikerinnen mit akademischer Ausbildung, und dennoch ist ihr Sound so frisch und jugendlich, als ob sie noch die Mädels von der Bergwiese wären.
Ganes zaubern mit ihren Liedern Stimmungen und Atmosphäre. Das müssen sie auch, denn die ladinischen Texte ihrer Songs kann kaum jemand verstehen. Jedes Lied hat seine eigene Stimmung, mal mystisch-geheimnisvoll (Nei/Schnee, Sirena/Seejungfrau), mal fröhlich und frech (I te diji no/Ich sag dir nein), mal voller Hingabe und Schmelz (A te/Für dich). Die Atmosphäre schaffen die drei mit der Stimme, aber auch mit den zwei Geigen, die sie wie selbstverständlich und nebenbei gekonnt einsetzen, mit dem Schlagzeug der Cousine Maria Moling und mit Unterstützung durch das Keyboard von Alessandro Trebo. Es ist durchaus eine Bereicherung für den merklich gereiften Sound des Trios. Auch wenn Kenner wissen, dass die drei auch mühelos ohne Keyboarder und unplugged bestehen können.
Jetzt aber spielen sie mit elektronischen Effekten, und das steht ihnen durchaus gut: Ein kurzes A-cappella-Stück, dreistimmig und mit zum Teil verfremdeter Stimme, ist ein spannendes Klangexperiment. Der oft eingesetzte Hall verstärkt die geheimnisvolle Wirkung, der poppige Bass vom Keyboard macht hie und da ordentlich Dampf und Tempo und bringt Power in die Songs.
So viel Sympathie Ganes auch vom Landsberger Publikum bekamen, zum Mitsingen konnten sie es nicht bewegen, da ist das Ladinische dann doch zu fremdartig. Was funktionierte, war der Kracher „Bang Bang Bun“ am Ende des Konzerts, zu dem alle aufstehen und mitmachen sollten. Das machte Stimmung, und es wurden noch Zugaben gefordert.
Wie schon beim letzten Konzert in Landsberg verblüffte Elisabeth Schuen mit ihrer ausgebildeten Opernstimme, und reizend war wieder der alpine Dreigesang, ganz a cappella. Begeisterter Applaus für die drei, nein vier, aus Südtirol.