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Landsberg: Mit den Prügeln hat er gerechnet

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Mit den Prügeln hat er gerechnet

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    Der Landsberger Alex Dorow ist Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Kreisverbands des Roten Kreuzes.
    Der Landsberger Alex Dorow ist Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Kreisverbands des Roten Kreuzes. Foto: Thorsten Jordan

    Mit den Prügeln beim Abstimmungsergebnis hat Alex Dorow gerechnet. Wie berichtet, ist der Vorsitzende des Kreisverbands des Roten Kreuzes bei der Mitgliederversammlung zwar für weitere vier Jahre wiedergewählt worden, allerdings hatte gut ein Drittel der Anwesenden gegen ihn gestimmt. Herrscht diese Stimmung auch im Kreisverband? Warum wird der Landtagsabgeordnete so kritisch gesehen? Er selbst deutete an, dass es zwischenmenschliche Probleme gab und so manchen Graben, der nicht gefüllt werden konnte.

    Wer die aktuelle Situation verstehen will, muss vier Jahre zurückblicken. Der damalige Vorsitzende Franz Xaver Rößle hatte Alex Dorow das Amt angetragen. Die Schwierigkeiten, die es seinerzeit schon gab, stellte er offenbar als wenig dramatisch dar. Doch der Übergang von Anton Huber auf Andreas Lehner in der Geschäftsführung war alles andere als reibungslos verlaufen. Der Neue stärkte das Hauptamt, das das Ehrenamt vor dem Hintergrund zurückgehender öffentlicher Zuschüsse mitfinanzieren sollte. Und: Lehner wollte nicht nur mitreden, sondern auch mitentscheiden, wenn es um die Finanzen der Gemeinschaften ging.

    Der Graben war tief, wie es Alex Dorow heute formuliert. In erster Linie rieb sich eine Gemeinschaft an dem neuen Geschäftsführer – die Bereitschaft und deren Leiter Georg Kobschätzky. Der Graben war nicht zu füllen. Nach Informationen unserer Zeitung fand ein Mediationsgespräch zwischen beiden statt – ohne Erfolg. Denn die unterschiedliche Sicht der Dinge hielt auch an, als es um den Bau einer Halle für den Katastrophenschutz im Landsberger Frauenwald ging. Ein finanzieller Kraftakt für den Kreisverband, der mit 2,2 Millionen Euro zu Buche schlägt. Dennoch gab es Stimmen, der Neubau reiche für den Fuhrpark und andere Bedürfnisse nicht aus.

    Alex Dorow sagt, er habe in den ersten Monaten seiner Amtszeit viele Gespräche geführt – mit allen Seiten. Irgendwann ist er wohl zu der Überzeugung gekommen, dass es auf der einen Seite zwar hochkompetente Ehrenamtliche gibt, die aber offenbar in Sachen Teamfähigkeit Defizite hatten. Das deutete er auch in seinem Bericht bei der Mitgliederversammlung an. Und so stärkte der Vorsitzende mehr und mehr Geschäftsführer Andreas Lehner den Rücken, was wiederum dessen Kritikern missfiel. Ein harter Kern der Gegner sah sich nun wohl in seiner Haltung bestätigt, die er schon bei der Wahl Dorows im Frühjahr 2013 gezeigt hatte. Mit Tobias Christmann hatte es einen Gegenkandidaten gegeben, der Dorow mit 88:103 Stimmen unterlag. Die Stimmung war aufgeheizt, der neue Vorsitzende musste sich sogar die Frage gefallen lassen, wann er letztmals einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert habe.

    Die unterschiedlichen Auffassungen erstreckten sich auch auf die Struktur des Kreisverbands. Die Gruppe um Georg Kobschätzky und den 2013 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählten Christian Hess sieht ihn eher als Verein, der hauptamtliche Mitarbeiter hat, um bestimmte Aufgaben erfüllen zu können. Kreisgeschäftsführer Andreas Lehner nennt diese Haltung veraltet. Das Hauptamt trage mehr und mehr dazu bei, das Ehrenamt finanzieren zu können. In den vergangenen vier Jahren stieg die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter um fast 50 Prozent, allein 123 sind in den Kindertagesstätten tätig.

    Alex Dorow schlug sich auch in dieser Frage auf Andreas Lehners Seite. Der Geschäftsführer seinerseits verteidigt den Vorsitzenden immer wieder als „Türöffner“. Dass er als Landtagsabgeordneter nicht rund um die Uhr erreichbar sein und nicht an jeder Sitzung teilnehmen könne, habe man gewusst. Doch Dorow sei ein guter Repräsentant des Kreisverbands.

    Das wird auch anders gesehen. Dass er sich als Landtagsabgeordneter durchaus kritisch zur aus seiner Sicht unkontrollierten Flüchtlingspolitik Angela Merkels geäußert hat, wurde ihm teils negativ angerechnet. Den Landsberger Medienanwalt Steffen Schmid-Hug, der ehrenamtlich Flüchtlinge in der Lechturnhalle betreute, erzürnte eine Aussage in einem persönlichen Gespräch. Als Schmid-Hug den Vergleich zu den Vertriebenen in der Nachkriegszeit zog, sagte Dorow, dass diese als Christen mit deutschen Wurzeln leichter zu integrieren gewesen seien als die Flüchtlinge moslemischen Glaubens heute. „Dazu stehe ich auch“, sagt Dorow heute. Er selbst setze sich immer noch für Flüchtlinge ein. Erst zuletzt habe er dabei geholfen, einen jungen Afghanen aus Landsberg vor der Abschiebung in seine Heimat zu bewahren.

    Für die nächsten vier Jahre wollen Alex Dorow und sein neues Vorstandsteam weiter Gräben füllen. Auch die Bereitschaft hat eine neue Leitung. Georg Kobschätzky und Christian Hess haben im August 2015 beziehungsweise Ende 2016 ihren Rücktritt erklärt. Vieles spricht dafür, dass der Kreisverband zur Ruhe kommt und die Mitgliederversammlung eine letzte Gelegenheit war, der Enttäuschung ein Ventil zu geben. Das wird offenbar auch in den anderen Gemeinschaften so gesehen. Die Stimmung im Kreisverband sei gut, heißt es von dieser Seite. Thomas Wunder

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