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Landsberg: Lockdown: Betroffene zeigen in Landsberg ihre Gesichter

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Lockdown: Betroffene zeigen in Landsberg ihre Gesichter

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    Unter dem Motto „#savelandsberglocals“ machen vom Lockdown Betroffene Landsberger auf ihre Situation aufmerksam. Die Plakate hängen an der Landsberger Karolinenbrücke.
    Unter dem Motto „#savelandsberglocals“ machen vom Lockdown Betroffene Landsberger auf ihre Situation aufmerksam. Die Plakate hängen an der Landsberger Karolinenbrücke. Foto: Julian Leitenstorfer

    „Adi, Hotelfachfrau, Hellmairs“, „Alex, Tätowierer, Studio22, Skiart“, „Johanna, Barkeeperin, Ratpack Bar“, „Ibrahim, Inhaber Kickboxen Landsberg“ – die Porträtfotos von 98 Landsbergern aus Gastronomie-, Fitness- oder auch Veranstaltungsbranche, die wegen des derzeitigen Lockdowns beruflich wieder zum Nichtstun verdammt sind, hängen seit Montagmorgen am Geländer der Karolinenbrücke. Unter „#savelandsberglocals“ wollen Betroffene Gesicht zeigen und auf ihre Situation aufmerksam machen.

    Die Idee entstand vor einigen Tagen aus dem Gespräch heraus, wie Manuela Sauter, Betreiberin der Sonderbar und der Bar „Zim-mer“ berichtet. Einige Leute aus der örtlichen Gastroszene und Bastian Georgi von Rebelz Sound seien zusammengesessen. „Den Vorschlag, eine Demo zu machen, fand ich nicht so sinnvoll“, erzählt die Barbesitzerin. Georgi habe die Idee mit den Bildern gehabt. So sehe man auch, wie viele betroffen seien.

    Nach dem ersten Lockdown habe man sich in der Gastronomie auf die notwendigen Auflagen eingestellt, erzählt Manuela Sauter. „Wir haben es irgendwie hinbekommen, wir hatten keine Corona-Infektion in den beiden Bars.“ Doch der neue Lockdown ziehe einem den Boden unter den Füßen weg. Mit der „stillen Demonstration“ wolle man auch diejenigen erreichen, „die wegen Maskenzwangs protestierten“, sagt Manuela Sauter. „Ich finde auch die Weihnachtsaktion von Oggy und Anne super.“ Bastian Georgi (Oggy) und Anne Simbeck rufen auf einem Plakat, das ebenfalls am Brückengeländer hängt, dazu auf, beim Weihnachtseinkauf den örtlichen Einzelhandel zu unterstützen.

    Anne Simbeck macht bei der Protestaktion #savelandsberglocals" mit
    Anne Simbeck macht bei der Protestaktion #savelandsberglocals" mit Foto: Julian Leitenstorfer

    "Meine Generation bestellt viel zu viel im Internet“, meint Anne Simbeck. An der Brücke hängt auch das Bild der 26-jährigen Landsbergerin. Anne Simbeck ist mehrfach betroffen: als Tätowiererin in einem Studio in Bobingen und als Barkeeperin im „Zim-mer“ in Landsberg. Sie vermarktet außerdem T-Shirts und Hoodies mit dem Logo „Lech Kind“. Sie kenne Läden, die den ersten Lockdown gerade so überstanden hätten. Auch wenn der Einzelhandel diesmal nicht dichtmachen muss, sieht sie die Gefahr der Umsatzeinbußen in Corona-Zeiten.

    Aufruf, den Weihnachseinkauf in Landsberg zu erledigen

    Mit der „Landsberger Weihnacht“ sollten die Leute dazu animiert werden, bei den örtlichen Geschäften einzukaufen. „Wenn man Gesichter sieht, spricht einen das mehr an“, glaubt auch Anne Simbeck, dass die Plakataktion mehr Aufmerksamkeit erzeugt als andere Formen des Protests. Ein paar Nachrichten von Freunden mit positiver Resonanz habe sie schon bekommen.

    Aufgerufen wird auch dazu, die Weihnachtsgeschenke bei Landsberger Einzelhändlern zu kaufen.
    Aufgerufen wird auch dazu, die Weihnachtsgeschenke bei Landsberger Einzelhändlern zu kaufen. Foto: Julian Leitenstorfer

    „Wir wollen die Gesichter der Menschen zeigen, die zuerst darunter leiden“, erklärt Eventveranstalter Bastian Georgi. Für ihn ist die Aktion auch eine Aufforderung an alle, „dass wir uns so verhalten, wie wir es müssen“. Für Georgi heißt das, die notwendigen Hygienemaßnahmen einhalten „und das Ego zurücknehmen“. Er hofft, dass es gelingt, mit den Porträts von Menschen, die keinen Job mehr haben, weil jetzt die Wirtschaft zumindest teilweise wieder heruntergefahren wird, die Leute anzusprechen.

    Die Protestaktion geht weiter

    Inspiriert ist die Landsberger Aktion von einem Projekt in Kempten, bei denen sich Kulturschaffende mit Fotos gezeigt hatten. Derzeit läuft die Aktion noch analog, doch die Fotos sollen laut Georgi unter #savelandsberglocals demnächst auch in den Sozialen Medien veröffentlicht werden. Und es soll weitergehen: „Ein bisschen Platz ist noch an der Brücke“, so Georgi. Gemeldet habe sich bereits ein Taxiunternehmer, der auch mitmachen wolle.

    Wie reagieren die Landsberger auf die Bilder, die Anne Simbeck, Bastian Georgi und zwei Helfer in der Nacht und am Montagmorgen am Geländer der Karolinenbrücke aufgehängt haben? „Solange die Hygieneregeln gewährleistet sind, hätte man die Gastronomie nicht schließen müssen“, sagt Hans Ostermair zur Situation. „Für die Angestellten, die zum Teil als geringfügig Beschäftigte arbeiten, für die ist es komplett schlimm.“

    Landsberger Passanten sind von der Aktion angetan

    Andrea Herboth findet die Aktion „ganz wunderbar“, hat aber gemischte Gefühle, wenn es um die temporäre Schließung der genannten Unternehmen geht: „Ich glaube, dass sie einfach das Bauernopfer sind, weil die Leute die Regeln nicht einhalten“, sagt die 51-Jährige.

    Wolfgang Hauck, Leiter des Theaters „Die Stelzer“ und Gründer der „KunstBauStelle“, ist selbst vom Lockdown betroffen. Die Plakate mit den Porträts findet er „sehr ansprechend, weil man dann zu den einzelnen Problemstellungen ein Gesicht hat und sieht, wer hinter den Kulissen davon betroffen ist“.

    „Ich dachte zuerst, es sei jemand gestorben“, so beschreibt Latoya Bayer ihre Reaktion auf die schwarzen Plakate. „Aber an sich finde ich es sehr gut, dass die Betroffenen eine Stimme bekommen“, sagt die Landsbergerin.

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