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Landsberg: Landsberg: Letzte Ostereinkäufe kurz vor dem Corona-Lockdown

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Landsberg: Letzte Ostereinkäufe kurz vor dem Corona-Lockdown

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    Suzan Gebert, Inhaberin des „Blickfang“ in Landsberg, darf Kunden nur mit Anmeldung empfangen.
    Suzan Gebert, Inhaberin des „Blickfang“ in Landsberg, darf Kunden nur mit Anmeldung empfangen. Foto: Thorsten Jordan

    Ausgestorben ist die Landsberger Innenstadt nicht: Einige Passanten sind unterwegs, manche von ihnen tragen schon mit Einkäufen gefüllte Taschen. Vor einzelnen Geschäften warten ein oder zwei Kunden, die Maske vor Mund und Nase, bis sie an der Reihe sind. Vor dem H&M steht sogar ein Dutzend Menschen an – für Karsamstag ist trotzdem wenig los in der Landsberger Innenstadt.

    Eigentlich müssten jetzt viele Trödler noch Schokoeier für die Kinder, Blumen für den Schatz oder ein Geschenk für die Eltern suchen. Und es gibt dieses Jahr noch einen Grund, am Tag vor Ostern durch die Innenstadt zu bummeln: An diesem Tag hat der Sieben-Tage-Inzidenzwert zum dritten Mal in Folge die 100er-Marke überschritten und die Notbremse wird in Kraft treten. Deswegen werden nach den Feiertagen die meisten Läden wieder geschlossen haben – also bleibt für viele Einkäufe nur noch der Karsamstag. Doch an diesem Tag herrscht eher verschlafene Stimmung als buntes Treiben in der Landsberger Innenstadt.

    Viele Läden in Landsberg schließen nach Ostern wieder

    Norbert Gritner aus Hofstetten, der in der kurzen Schlange am Obst- und Gemüsestand neben der Kirche ansteht, kauft an diesem Tag lediglich Lebensmittel ein: „Nur das, was man eben braucht, nichts speziell für Ostern.“ Dass viele Geschäfte bald wieder geschlossen haben werden, trägt er mit Fassung: „Wenn ich etwas Größeres kaufe, habe ich das schon seit längerer Zeit online gemacht, das geht ja inzwischen ganz gut.“

    Andere hingegen nutzen die vermutlich letzten Stunden, in denen so manche Landsberger Geschäfte noch Kunden empfangen können. „Wir kaufen nicht für Ostern ein – wir sind nur zu Besuch hier und nutzen es, dass in Landsberg die Geschäfte noch geöffnet haben“, sagt Fabian Mehrer aus Heilbronn. Er und seine Partnerin halten je eine Tasche in den Händen. „Schuhe und Drogerieartikel“, erklärt der junge Mann. Bei ihm zu Hause sei der Inzidenzwert schon längst weit jenseits der 100 und die Geschäfte geschlossen.

    Wegen Corona kein Ostergeschäft in der Innenstadt

    Das droht zwar nun auch vielen Einzelhändlern in Landsberg, aber eine Sparte ist diesmal explizit ausgenommen: Schuhläden dürfen im Gegensatz zum vergangenen Lockdown weiter Kunden bedienen. Davon profitiert zum Beispiel Jeannick Oertelt, Inhaberin des „Bagages“, das Schuhe und Taschen im Sortiment hat. Vom Ostergeschäft ist sie allerdings enttäuscht: „Wir haben uns viel mehr erhofft“, sagt sie. „Aber letztes Jahr war an Ostern schon nichts los und jetzt ist es wieder so.“

    Jannick Oertelt vom „Bagages“ wird auch im Lockdown öffnen dürfen.
    Jannick Oertelt vom „Bagages“ wird auch im Lockdown öffnen dürfen. Foto: Thorsten Jordan

    Dass sie in der nächsten Zeit weiter Kunden ins Geschäft lassen darf, während andere schließen müssen, sei nur eine kleine Hilfe. „Es müssten alle auf haben, sonst kommen die Leute gar nicht erst in die Innenstadt“, erklärt sie. In den nächsten Monaten erwarte sie nur überschaubare Umsätze. „Letztes Jahr haben wir am 27. April wieder aufgemacht, und erst Ende Juni ist das Geschäft wieder richtig gelaufen.“ Es dauere, bis sich die Menschen wieder in die Läden trauten.

    Auch Heinrich Pflanz, Inhaber des Schuhhaus Pflanz, erwartet nur wenig Geschäft in den kommenden Wochen. „Die Menschen sind verunsichert, jeden Tag gelten andere Vorschriften“, kritisiert er. Und wenn man in die Stadt fahre, wolle man Verschiedenes erledigen und nicht nur Schuhe kaufen. „Jedes Geschäft, das zu ist, ist für uns ein Nachteil.“ Dass Schuhe nun als Dinge des täglichen Bedarfs gelten, aber Unterwäsche zum Beispiel immer noch nicht, könne er nicht nachvollziehen.

    „Man kann überhaupt nicht planen, aber wir mussten schon die Ware für den Winter einkaufen“, spricht er ein weiteres Problem der Branche an. Und jetzt, am Karsamstag, wo normalerweise Hochbetrieb herrsche, sei kaum etwas los. „Das Geschäft hat den 30-jährigen Krieg überlebt, zwei Weltkriege und die Inflation. Wir werden auch das noch überleben, damit wir in ein paar Jahren unseren 400. Geburtstag feiern können“, sagt Pflanz. Doch er habe inzwischen den größten Teil seines Ersparten in den Laden gesteckt, um über die Runden zu kommen.

    Heidi und Heinrich Pflanz vom Schuhhaus Pflanz versprechen sich nicht viel davon, dass sie auch nach Ostern öffnen dürfen.
    Heidi und Heinrich Pflanz vom Schuhhaus Pflanz versprechen sich nicht viel davon, dass sie auch nach Ostern öffnen dürfen. Foto: Thorsten Jordan

    „Sehr lange können wir alle nicht mehr durchhalten“, sagt auch Suzan Gebert, Inhaberin des „Blickfang“. Sie hat keine Schuhe, sondern Kleidung im Sortiment und muss deswegen am Dienstag schließen. „Bis Mittag hatte ich zwei Kunden, die etwas gekauft haben“, berichtet sie von ihrem Ostergeschäft. Dass Kunden erst einen Termin vereinbaren müssen und dann den Laden für sich alleine haben, schrecke viele ab.

    „Sie fühlen sich dann verpflichtet, auch etwas zu kaufen und machen stattdessen gar nicht erst einen Termin aus.“ Andere vereinbarten spontan an der Ladentür einen Termin, um sich dann drinnen ein wenig aufzuwärmen – das sei ja grundsätzlich nicht falsch, aber auch damit verdiene sie nichts, sagt Gebert.

    Sie setzt auf Click & Collect und Instagram im Lockdown

    Sie werde sich in den kommenden Wochen wieder auf Click&Collect konzentrieren, schon jetzt mache sie täglich Videos von ihren Artikeln für Instagram, berichtet die Inhaberin. Aber das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und selbst wenn man künftig mit negativem Testergebnis wieder einkaufen könnte, würde es eine Weile dauern, bis sich die Kunden darauf einlassen, vermutet sie. „Ich habe keine Ahnung, wo die Reise hingeht. Aber ich gebe noch nicht auf.“

    Dass die kleinen Läden in Landsberg nicht aufgeben müssen, wünscht sich auch Jürgen Scheidler aus Utting, wie er sagt. Er eilt am Karsamstag gegen Mittag mit seinen Einkäufen durch die Innenstadt. „Ich habe kurz vor dem Lockdown noch eingekauft, auch für meine Mutter im Altenheim“, berichtet er – Kleidung und Kosmetika, keine Ostereinkäufe. „Ostern findet bei uns dieses Jahr nur in kleinem Rahmen statt.“

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