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Landsberg: Landsberg bietet Obdachlosen neue Räume

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Landsberg bietet Obdachlosen neue Räume

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    Der Innenhof der neuen Notunterkünfte an der Jahnstraße.
    Der Innenhof der neuen Notunterkünfte an der Jahnstraße. Foto: Stephanie Millonig

    Die drei Gebäude umschließen einen bepflanzten Innenhof, die Appartements im ersten Stock werden durch einen rundumgehenden Laubengang mit grasgrünem Geländer erschlossen, orangefarbene Türen bilden einen freundlichen, farbigen Kontrast zur Sichtbeton-Fassade: Am Freitag ist die neue Obdachlosenunterkunft der Stadt Landsberg eingeweiht worden. In 23 Einzelwohnungen und drei Doppelzimmern können nun Menschen untergebracht werden, die keine Bleibe haben. Kommende Woche sollen die jetzt noch in der alten Holzbaracke und in Wohncontainern lebenden zwölf Bewohner der Obdachloseneinrichtung umziehen, wie der für die städtischen Liegenschaften zuständige Herbert Frey dem

    Wie die Stadt das Misstrauen abbauen will

    Oberbürgermeister Mathias Neuner gab in seiner Rede die jüngere Geschichte der Obdachlosenunterbringung in der Stadt. Er begann im Jahr 1928 und merkte dabei auch an, dass diese Einrichtungen immer auch begleitet waren vom Misstrauen der Anwohner.

    Die war und ist bei der Unterkunft in der Jahnstraße nicht anders, wie auch Neuner ansprach. Für ihn wurde der richtige Kompromiss gefunden: Statt vier wurden nur drei Gebäude aufgestellt, außerdem wurde eine soziale Betreuung unter Trägerschaft der Herzogsägmühle eingerichtet. Weitergeführt wird auch die Stelle, die sich im Vorfeld bemüht, Obdachlosigkeit zu vermeiden – auch dies leistet die Herzogsägemühle. Außerdem wird seitens der Stadt noch die Stelle eines Objektbetreuers besetzt, der sich laut Frey unter anderem um die Einhaltung der Hausordnung oder die Nutzung des Gemeinschaftsraums kümmern wird. Er soll auch den Kontakt zu den Mitarbeitern der

    Der Architekt spricht von vorbildlichem Charakter

    Architekt Martin Janik vom Büro „eap Architekten und Stadtplaner“ sprach vom „Vorbildcharakter“ der Anlage mit Gemeinschaftsraum und Waschküche. „So etwas gibt es nicht in jeder Stadt.“ Die Appartements im Parterre sind barrierefrei. Der sehr einfach gehaltene Sanitärbereich ist in den länglichen Raum gestellt, sodass am Eingang eine kleine Kochnische entsteht. Die Betten bestehen aus Metall und sind in der Wand befestigt. Die Ausstattung ist sehr einfach gehalten, die Bauweise ist jedoch robust, um beständig zu sein, wie auch Janik bestätigt. Nach außen hin öffnet sich eine Fenstertür und bringt Helligkeit in den Raum.

    Die Räumlichkeiten sind karg aber freundlich und dürften damit auch genau den Voraussetzungen entsprechen, für die sie vorgesehen sind: Für eine kurzzeitige Unterbringung von Menschen, die keine Wohnung haben. „Sie sollen nicht auf Dauer bleiben“, erläutert Neuner im Gespräch. Drei bis vier Wohnungen sollten leer stehen, um Notfälle aufnehmen zu können. „Abwehr von Notlagen“ lautet der gesetzliche Auftrag, den Neuner zitierte. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Baupolitik der Stadt, die darauf abziele, bei neuen Baugebieten ein Drittel Wohnungen mit Sozialbindung festzulegen. In diesen Wohnungen könnten die Menschen dann länger leben.

    785 Euro im Monat ist der kostendeckende Preis

    Martin Holleschovsky von der Herzogsägmühle betonte in seiner Rede, wie wichtig der Bau von bezahlbarem Wohnraum sei, und schilderte die Problematik der steigenden Mietpreise, wodurch Menschen am unteren Einkommensrand irgendwann keine Chance mehr haben, eine Wohnung zu bekommen.

    Die Betroffenen blieben am Rande der Veranstaltung, einer meldete sich zu Wort und wollte wissen, warum die Appartements 785 Euro monatlich kosteten. Neuner erläuterte unserer Zeitung, dass dies der kostendeckende Preis sei. Der Bau der Einrichtung hat 3,5 Millionen Euro gekostet. In den Monatspreis verrechnet sind auch die Ausgaben für die soziale Betreuung und die Gemeinschaftsanlagen. Mit Verzicht auf das vierte Gebäude sparte man sich zwar Baukosten, es mindert aber laut Neuner die Wirtschaftlichkeit. Die Wohnungslosen müssen die monatliche Summe nicht zahlen, dies übernimmt das Landratsamt.

    Warum die eigenen Möbel nicht mitgebracht werden können

    Hatten die Obdachlosen in der bisherigen Baracke die Möglichkeit eigene Möbel unterzubringen, wird dies in den neuen Gebäuden nicht der Fall sein, was einigen missfällt, wie Frey bestätigt, aber dem Durchgangscharakter der Einrichtung entspricht. Vorbehalte hatte es auch von Anwohnern gegeben, es bildete sich eine Bürgerinitiative „Leben und Wohnen am Altöttinger Weiher.“ Gelobt wird von den Anwohnern die Arbeit der Mitarbeiter der Herzogsägmühle, es bleiben aber die grundsätzlichen Bedenken, dass jetzt mehr Menschen untergebracht werden können als zuvor. Klaus Hohenleitner von der BI will die Entwicklung kritisch beobachten.

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