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Landsberg: Landsberg: So erleben Schwangere den Lockdown

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Landsberg: So erleben Schwangere den Lockdown

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    Valentina Hägl mit Mama Susanne und Papa Maximilian.
    Valentina Hägl mit Mama Susanne und Papa Maximilian. Foto: Familie Hägl

    Schwanger zu sein, ist immer eine Reise ins Ungewisse – aber aktuell noch mehr als früher. Jetzt, da das Coronavirus und die damit verbundenen Beschränkungen das Leben stark verändert haben und viel Unterstützung für die werdende Mutter nicht mehr so funktioniert wie vor der Pandemie. Das LT hat bei jungen Eltern, Hebammen und Schwangeren aus dem Landkreis Landsberg nachgefragt, wie sie mit der Situation zurechtkommen.

    Maureen Morawa (31) und ihr Mann Ronny (38) aus Landsberg erwarten Ende März ihr erstes Kind, ein Mädchen. Angst vor Corona hat Maureen nicht, aber Respekt. „Wir haben unsere Kontakte stark eingeschränkt, auch im Sommer, als die Infektionszahlen niedrig waren“, sagt die Schwangere. An Weihnachten habe ihr Mann seine Familie sogar allein besucht und sich vor der Rückkehr testen lassen.

    Im ersten Lockdown in ein Einzelbüro umgezogen

    Die Veränderungen durch Corona brächten Vor- und Nachteile mit sich. „Ich sehe es als Vorteil, dass mehr Ruhe eingekehrt ist und man mehr Zeit hat“, sagt Maureen Morawa. Schon im ersten Lockdown hat ihr Arbeitgeber Kurzarbeit angemeldet, und sie durfte zu ihrem Schutz in ein Einzelbüro umziehen. „Die kürzeren Arbeitszeiten haben mir viel Entspannung gebracht.“ Jedoch bedauere sie sehr, dass ihr Mann sie außer bei den ersten beiden Untersuchungen beim Frauenarzt nicht zu Arztterminen begleiten durfte. „Er würde unser Kind auch gern im Ultraschall sehen und Fragen stellen“, so Maureen Morawa. So müsse sie vieles mit sich selbst ausmachen.

    Eine Hebamme tastet den Bauch einer schwangeren Frau ab.
    Eine Hebamme tastet den Bauch einer schwangeren Frau ab. Foto: Caroline Seidel/dpa (Symbolfoto)

    Geburtsvorbereitungskurse kann sie nur online besuchen. „Der persönliche Kontakt zu den anderen Schwangeren fehlt mir“, bedauert die Schwangere. Soziales Miteinander zwischen den rund einem Dutzend Frauen, von denen die meisten ihr erstes Kind erwarten, könne so nicht aufkommen. Zwar sei inzwischen eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet worden, über die sich die Frauen austauschen und Fragen stellen können. Aber das Persönliche ließe sich damit nicht abdecken, so Morawa. Sich zumindest zu zweit oder zu dritt treffen zu dürfen, wäre ihr großer Wunsch.

    „Insbesondere Erstgebärende leiden unter den fehlenden sozialen Kontakten, der Austausch unter den Schwangeren fehlt“, bestätigt auch Hebamme Barbara Utecht aus Kaufering. Früher seien die Vorbereitungskurse der Nährboden für Kontakte gewesen, die sich bei Rückbildung und Babykursen intensiviert hätten und nicht selten in langjährige Freundschaften gemündet seien. Utecht habe auch festgestellt, dass viele Schwangere verunsichert sind und mehr Ängste haben. Mehr Frauen als früher dächten über eine Hausgeburt nach, auch aus Angst vor einer Ansteckung im Krankenhaus.

    In Landsberg durfte der Mann im Kreißsaal dabei sein

    Nicht so Susanne Hägl (37) aus Weilheim, die im Klinikum Landsberg am 3. Februar Valentina, ihr erstes Kind, zur Welt gebracht hat. Nach Schnell- und PCR-Tests durften Susanne und Maximilian Hägl ins Klinikum. Dass ihr Mann die ganze Zeit im Kreißsaal dabei sein und sogar die Nabelschnur durchtrennen durfte – mit Maske, wie das gesamte medizinische Personal –, habe sie als große Unterstützung empfunden. „Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt, das Team ist warmherzig, die Atmosphäre familiär“, schwärmt Susanne Hägl aus Weilheim.

    Als Sicherheitsmaßnahme dürfen Mütter und ihre Neugeborenen im Landsberger Klinikum momentan allerdings nicht mehr besucht werden. Väter und andere Bezugspersonen dürfen nur noch bei der Geburt dabei sein – sofern sie einen negativen PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf, vorweisen können.

    Schwanger sein in Corona-Zeiten ist nicht einfach. Die Geburtsvorbereitung findet unter strengen Regeln statt, genauso wie die Entbindung.
    Schwanger sein in Corona-Zeiten ist nicht einfach. Die Geburtsvorbereitung findet unter strengen Regeln statt, genauso wie die Entbindung. Foto: Alexander Kaya

    Eine gute Hilfe zur Vorbereitung sei für Susanne Hägl der neue Kreißsaalfilm gewesen, der durch Kooperation von Alexa Dorow, der stellvertretenden Pressesprecherin des Klinikums und zuständig für die geburtshilfliche Abteilung und die Kinder- und Jugendstation, mit Filmemacher Stefan Schlageter entstand. Der Film soll als Ersatz für die Führungen dienen, die derzeit coronabedingt entfallen müssen und bei denen Eltern sonst Station, Kreißsaal und OP-Bereich kennenlernen. „Genau einen Tag vor dem Lockdown sind wir mit den Aufnahmen fertig geworden“, erinnert sich Dorow. Hägl hatte Glück, ihre Hebamme bot die Geburtsvorbereitungskurse als Präsenzkurse an, unter Einhaltung der AHA-Regeln. Auch ihr Arbeitgeber, die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), zeigte sich entgegenkommend, und so konnte die Endokrinologieassistentin häufig von zu Hause aus arbeiten und so die Ansteckungsgefahr durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel reduzieren.

    Das Leben hat sich durch Corona entscheidend geändert

    Lisa Z. (28) aus Kaufering wird demnächst ihr zweites Kind entbinden. Ihr Leben hat sich durch Corona entscheidend geändert: Normalerweise würde sie studieren, ihre zweijährige Tochter die Krippe besuchen. Doch seit es nur noch eine Notbetreuung gibt, betreut sie ihre Tochter, mit häufiger Unterstützung ihrer Mutter, daheim und hat das Semester abgebrochen. Sie müsse eigene Ziele zurückstecken und sich an die sich ständig ändernden Bedingungen anpassen: „Die Planungen verändern sich in der Pandemie dauernd.“ Es sei jeden Tag eine neue Aufgabe, das Kind, dem das Spielen mit den Freunden fehle, zu Hause zu beschäftigen. Durch die Kontaktbeschränkungen erhalten Lisa Z. und ihr Mann Alexander nur wenig Besuch, damit fehle auch die gemeinsame Vorfreude auf das kommende Ereignis. Aber sie hat während der ersten Schwangerschaft viele Kontakte geknüpft, von denen sie jetzt profitiere – vor allem, weil die meisten der Frauen nun auch wieder schwanger sind.

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