Vor einigen Tagen hatte der Landsberger Claus-Peter Reisch, bekannt als Seenotretter und Ex-Mission-Lifeline-Kapitän, runden Geburtstag. Groß feiern konnte er seinen 60. coronabedingt nicht. Aber er hatte eine andere Idee: Reisch lud 70 Familien zum Essen ein. Seine Gäste leben jedoch nicht in Landsberg, sondern in den Flüchtlingslagern rund um die Millionenstadt Izmir.
70 Lebensmittelpakete zu je 15 Euro stellte Reisch den Flüchtlingen zur Verfügung, heißt es in einer Pressemeldung der Kauferinger Hilfsorganisation Landsaid. Auch rief er auf seinen Social-Media-Kanälen zur Nachahmung auf. Mit Erfolg: 13.000 Euro konnte Reisch der Hilfsorganisation übergeben. Das reiche aus, um mehr als 850 Familien zwei Wochen lang mit Essen zu versorgen. „Ich bin überwältigt von der Resonanz“, sagt Claus-Peter Reisch. „Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, dass man mir machen konnte. Vielen Dank an alle Spender. Bitte unterstützt die Menschen in Izmir weiterhin und ladet sie zukünftig hin und wieder mal zum Essen ein.“
Erst kürzlich hatte Reisch gemeinsam mit Landsaid-Geschäftsführer Sven Weber die Lager um Izmir besucht. Das, was er dort vorfand, habe ihn betroffen gemacht. Die Not der Menschen sei groß. Schlechte hygienische Bedingungen, notdürftige Zeltunterkünfte, keinerlei Besitz, aber vor allem: nicht genug zu essen. Trotzdem sah er lächelnde Gesichter in den Lagern, voller Hoffnung und Zuversicht. Das habe Reisch nachhaltig berührt und bewegt.
Die Ursachen der Weiterflucht bekämpfen
Gemeinsam mit Sven Weber und Mitarbeitern der Partnerorganisation „Drei Musketiere“ packte Reisch mit an und verteilte Lebensmittelpakete. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, die Ursachen der gefährlichen Weiterflucht auf die griechischen Inseln zu bekämpfen. „Wenn sie hier besser versorgt sind und würdigere Bedingungen geschaffen werden, sehen die Menschen möglicherweise keinen Anlass mehr, sich auf die riskante Reise zu machen“, meint Reisch.
Mit seiner Geburtstagsaktion konnte er über sein selbst gesetztes Ziel hinausschießen. Reisch spendiert kein einmaliges Gastessen: Ganze zwei Wochen können bis zu zehn Familienmitglieder von einem solchen Lebensmittelpaket leben.
Die Geburtstagsidee war ein großartiger Erfolg und soll nun ein neuer Baustein des LandsAid-Projektes werden: Die Hilfsorganisation sucht ab sofort Paten für Flüchtlingsfamilien. „Mit 30 Euro im Monat können wir eine Familie vollständig versorgen“, sagt Sven Weber. „Da es viele kleinere Camps sind, in denen wir arbeiten, reichen meist schon 20 bis 50 Paten, um das Essen für ein ganzes Camp sicherzustellen. Wir können also sehr effektiv und direkt helfen. Für uns ist es ein Restaurantbesuch weniger im Monat, aber für eine sechsköpfige Familie ist es ein Monat zu Essen.“
Derzeit leben laut UNO-Bericht mehr als vier Millionen Geflüchtete in der Türkei. Allein 3,6 Millionen sind syrischer Herkunft. Nur knapp zwei Prozent der Flüchtlinge leben in organisierten Lagern, über 200.000 Geflüchtete in Izmir, die Hälfte in inoffiziellen Camps. Zu 80 Prozent sind es Frauen und Kinder, die hier leben. (lt)
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