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Landsberg: Landkreis Landsberg: In den Kinos tobt der Kampf ums Überleben

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Landkreis Landsberg: In den Kinos tobt der Kampf ums Überleben

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    Die Kinobranche in der Krise: Rudolf Gilk vom Olympia Filmtheater in Landsberg hat es derzeit nicht leicht.
    Die Kinobranche in der Krise: Rudolf Gilk vom Olympia Filmtheater in Landsberg hat es derzeit nicht leicht. Foto: Julian Leitenstorfer

    Freistaat und Bund versprechen finanzielle Corona-Hilfen für Kinos. Doch nicht alle kommen bei diesen an. Die Gründe sind unterschiedlich: Die einzelnen Förderprogramme sind nicht kompatibel oder die Kinos zu groß. Eine Hürde ist auch der Antrags-Dschungel, sagen Kinobetreiber aus dem Landkreis Landsberg. Doch sie nutzen den Lockdown auf ihre Weise.

    Rudolf Gilk, Besitzer des Olympia Kinos in Landsberg, sagt über die Antragsformulare, er scheue „solche Dinge“: „Das Kleingedruckte mag man gar nicht lesen.“ Zum Jahresende beantragte er über seinen Steuerberater die November- und Dezemberhilfen, auch der Antrag für die Anlaufhilfe des Bayerischen Digitalministeriums laufe. Über die Ausfälle hat er sich bisher keine Gedanken gemacht, vielmehr überlege er, ob die Zuschüsse ausreichen, um die Unkosten zu decken.

    Kinogutscheine kaufen hilft Kinos im Landkreis Landsberg

    Daneben sind Gutscheinkäufe eine – wenn auch kleine – Einnahmequelle. Die Leute wünschten sich, dass es mit dem Kino weitergeht, spürt Gilk. „Das ist eine Geste, die einem guttut“, sagt er. Seinen festangestellten Mitarbeiter, der außerhalb des Lockdowns Kassierer und Filmvorführer ist, beschäftigt er weiterhin. Das Ehepaar Gilk ist froh, dass der Mann sich ums Schneeräumen kümmert, die Kinosessel reinigt oder kleinere Malerarbeiten in den beiden Sälen übernimmt.

    Doris Apell-Kölmel und Theaterleiterin Lina Winkler (rechts) von der Kinowelt in Dießen.
    Doris Apell-Kölmel und Theaterleiterin Lina Winkler (rechts) von der Kinowelt in Dießen. Foto: Julian Leitenstorfer

    Doris Apell-Kölmel, Betreiberin der Kinowelt am Ammersee in Dießen, betont im Gespräch mit dem LT: „Ich will nicht jammern.“ Sie warte „auf das gesunde Leben“, sagt sie zuversichtlich. Bis es so weit ist, wird ihr Kino ertüchtigt. In dem Haus mit zwei Sälen und 166 Plätzen wurde die Technik aufgerüstet: Kassensystem, Projektion, Steuerung für Licht, Säle und Notausgänge. Auch im Gebäude wurde einiges renoviert, „soweit wir die Handwerker bekommen“.

    „Man will nicht untätig herumsitzen und Däumchen drehen“, sagt die Kinobesitzerin, die in dieser Zeit so viel wie möglich im Hintergrund „werkelt“. Ihre festangestellte Mitarbeiterin musste sie in Kurzarbeit schicken, die Schüler und Studenten, die sonst aushelfen, stehen zurzeit ohne Job da. Es sei „extreme Trübsal, in ein leeres Haus zu kommen, in dem sonst Leben ist“, sagt Doris Apell-Kölmel.

    Cineplex Penzing erwartet wenig Corona-Staatshilfen

    Kinobetreiber können zwar auf verschiedene Fördertöpfe von Bund und Land zugreifen, die seien jedoch nicht einfach zu kombinieren, sagt Doris Apell-Kölmel. Sie verlasse sich in diesem Punkt auf ihre Steuerberaterin und beantragte beispielsweise die November- und Dezemberhilfen des Bundes oder eine Überbrückungshilfe des Freistaats. „Wir haben auch Programmpreise bekommen, die sehr von Vorteil waren“, freut sie sich. Ihrer Seele schmeicheln – wie dem Kollegen in Landsberg – die zahlreichen treuen Besucher, die in der Weihnachtszeit Gutscheine orderten und ihre Bestellung in nette, aufmunternde E-Mails verpackten.

     Christoph Watzlawik vom Cineplex Penzing.
    Christoph Watzlawik vom Cineplex Penzing. Foto: Julian Leitenstorfer

    Im Gegensatz zu den kleinen Häusern könnten die größeren Kinos wie das Cineplex Penzing aufgrund der Deckelung durch EU-Förderrichtlinien vergleichsweise wenig staatliche Hilfen erwarten, erklärt Susanne Schubert, Marketingleiterin der Kinogruppe Rusch. Die betreibt unter anderem das Cineplex Penzing. Schubert selbst versuche, das Positive im Nachteil zu sehen. Im ersten Lockdown sei ein seit Längerem geplanter Online-Shop mit Lieferservice als „Variante, um sichtbar zu bleiben“ aufgebaut worden.

    Auch das 2013 eröffnete Haus nutzt den aufgezwungenen Stillstand für Renovierungen. So wird teilweise die Bestuhlung erneuert, umfangreiche Arbeiten, die im laufenden Betrieb nur schwer zu bewerkstelligen sind. Zwar sei laut Studien die Infektionsgefahr im Kino durch Abstände, namentliche Buchungen und Lüftungsanlagen sehr gering, sagt Susanne Schubert. Jedoch würden die Cineplex-Kinos aus Solidarität mit dem gesamten Kulturbereich selbstverständlich ihren Teil beitragen. Geschlossen ist Penzing seit November 2020, zuvor schon von März bis Juni.

    Im Filmpalast Kaufering wird gewartet und repariert

    Sebastian Kremer, Marketingleiter des Filmpalast Kaufering, sagt: „Es geht nur ums Überleben.“ Die Pleitegeier kreisten um die Kinobranche, solange die Politik bestätigte Hilfen nicht auszahlt. Auch dort – sieben Säle mit insgesamt 783 Sitzplätzen – wird Technik gewartet und überholt oder etwa die Bestuhlung repariert und grundgereinigt.

    Wann sich die Vorhänge vor den Leinwänden wieder öffnen, steht in den Sternen. Sebastian Kremer sagt: „Bisher fehlt uns das dringende Signal, wann es überhaupt wieder losgehen kann.“

    Bei den Filmverleihen stünden keine aktuellen Filme zur Verfügung, sagt Doris Apell-Kölmel. Diese bräuchten etwa drei Wochen Vorlaufzeit, um Neuerscheinungen in die Lichtspielhäuser zu bringen. Wer bei der Wiedereröffnung auf bereits angelaufene Filme zurückgreifen möchte, könne innerhalb von zwei Tagen die Säle wieder für das Kinopublikum öffnen. Prognosen traue sich keiner zu, sagt auch Susanne Schubert. Sie wünscht sich aber – wie Sebastian Kremer – einen gemeinsamen, bundesweiten Öffnungstermin für alle Kinos. Nur das biete den Häusern Planungssicherheit, sagen beide.

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