Es ist eine düstere Welt, die sich den Polizeibeamten offenbarte, als sie die Handydaten eines 28-Jährigen Landsbergers auswerteten, der sich derzeit in Göttingen wegen Mordes verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, Anfang Dezember 2017 seinen 37-jährigen Wohnungsnachbarn an seinem damaligen Wohnort im niedersächsischen Katlenburg-Lindau (Kreis Northeim) aus Mordlust getötet zu haben. Später soll er die Leiche zerstückelt und vergraben haben.
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Prozess: Der mutmaßliche Mörder und das Geisterhaus
Okkultismus, Sadomaso und getragene Unterwäsche
Die Polizei Northeim hatte eine Mordkommission gebildet, die im Rahmen ihrer Ermittlungen auch die Handy-Daten des Angeklagten auswertete. Die damit betrauten Ermittler stießen unter anderem auf Recherchen zu diversen mystischen und okkultistischen Themen sowie auf Kontaktanzeigen mit erotischem Hintergrund, in denen es um Fetisch, Sadomaso oder getragene Unterwäsche ging.
Zudem zeigte sich, dass der Angeklagte bereits zwei Wochen nach dem mutmaßlichen Tattag erstmals den Mord gebeichtet hatte: „Ich bin ein Mörder“ und „Ich esse alle auf“, schrieb er Heiligabend 2017 an seine frühere Lebensgefährtin. Die Tat war acht Monate lang unentdeckt geblieben, bis der Angeklagte sie im August 2018 selbst ans Licht brachte. Später führte er die Polizei zu dem abgelegenen Feld in der Nähe seines früheren Wohnhauses, wo er den Leichnam vergraben hatte.
Chats drehen sich um Beziehungsprobleme
Ein Großteil des Chat-Verkehrs habe sich um Beziehungsprobleme gedreht, berichtete einer der Ermittler bei der Verhandlung. Der Angeklagte sei offenbar sehr eifersüchtig gewesen und habe seiner Ex-Partnerin vorgeworfen, dass sie sexuelle Kontakte mit anderen Männern habe. Dabei habe er wiederholt damit gedroht, sich umzubringen. In seinen Mitteilungen habe er auch mehrfach auf den Mord angespielt. So habe er beispielsweise kurz nach Weihnachten geschrieben: „Es ist so einfach, zu sterben. Ich hatte meine erste Leiche gesehen. Das Leben ist sinnlos.“ Seine Suiziddrohungen waren teilweise sehr drastisch, wie eine weitere Chat-Mitteilung vom gleichen Tag zeigt: „Halte die Knarre an meinen Kopf und streiche die Wand mit meinem Hirn.“
Asylbewerber halten ihn vom Selbstmord ab
Auch nachdem er später zurück nach Landsberg gezogen war, äußerte er wiederholt Selbsttötungsabsichten. Anfang August 2018 schrieb er seiner Ex-Partnerin: „Diesmal schaffe ich meinen Suizid. Endlich raus aus meinem Leben.“ Einige Tage später wurden Asylbewerber darauf aufmerksam, dass sich auf der Lech-Brücke in Landsberg ein Mann mit einem Nylon-Strick um den Hals befand. Sie redeten beruhigend auf den 28-Jährigen ein und hielten ihn davon ab, in die Tiefe zu springen. Als die Polizei eintraf, hatten sie ihm bereits das Nylonseil vom Hals abgenommen.
Bereits häufiger mit dem Gesetz in Konflikt geraten
Der 28-Jährige ist bereits früher häufiger polizeilich aufgefallen, sein Vorstrafenregister reicht bis ins Jahr 2005 zurück. Damals verurteilte ihn das Amtsgericht Landsberg wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung. Später kamen Verurteilungen wegen Betruges sowie Drogen- und Gewaltdelikten hinzu. Der Prozess wird Anfang Mai fortgesetzt.