Die Feuerwehrleute mit den grellen Schutzanzügen stechen unter ihren rund 70 Kollegen heraus. Sie hatten am Mittwochmorgen die schwierigste Aufgabe bei einem Großeinsatz auf dem Gelände der Firma Iwis Ketten im Landsberger Frauenwald. Dort war beim Wechseln einer Flasche mit Ammoniak eine Leitung gerissen und das giftige Gas hatte sich in einer Fertigungshalle verteilt. So lief der Einsatz ab und so gelang es den Feuerwehrleuten ein schlimmeres Szenario zu verhindern.
Gegen 8.15 Uhr hatte sich der Arbeitsunfall ereignet. Beim Anschließen einer Flasche Ammoniak an eine Anlage in der Härterei riss ein Schlauch und das giftige Gas trat aus. Wie Jörg Quittkat, Hauptgeschäftsführer von Iwis Motorsysteme in Landsberg, unserer Zeitung vor Ort sagte, verließen die Mitarbeiter sofort die Halle. Denn das giftige Gas könne tödlich sein, wenn zu viel davon eingeatmet wird. Auch die anderen Kollegen, am Mittwoch waren rund 250 vor Ort, mussten ihre Arbeitsplätze verlassen. Es habe die Gefahr bestanden, dass sich das Ammoniak über die Lüftungsanlage verteilt.
Der Gefahrgutzug des Landkreises Landsberg rückt an
Nur kurze Zeit später war die Feuerwehr vor Ort. Sie rückte mit dem Gefahrgutzug der Feuerwehren aus Landsberg, Dießen und Kaufering an. Geschützt durch Chemikalienschutzanzüge verschlossen einige Feuerwehrleute die Flaschen und beseitigten bis gegen 9.20 Uhr den Austritt, wie Kreisbrandinspektor Robert Waldhauser dem LT sagte. Dabei wurden die giftigen Dämpfe unter anderem mit Wasser aus Strahlrohren bekämpft. Rund 1000 Liter Ammoniak seien ausgetreten. Weil die Schadstoffwolke durch die Halle zog und sich am Boden festsetzte, war die Konzentration an verschiedenen Stellen noch deutlich zu hoch, wie Robert Waldhauser sagte. Gänge und Schächte hätten deswegen nach und nach überprüft werden müssen. Zudem wurde das Gebäude gelüftet. Das dauerte bis gegen Mittag an.

Für die Anwohner in unmittelbarer Nähe des Firmengeländes habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden, sagte der Kreisbrandinspektor. Dazu habe auch der Ostwind beigetragen, der das Gas, das lediglich in geringen Dosen außerhalb der Halle gemessen wurde, von den anderen Firmengebäuden wegtrug. Bei Ammoniak handelt es sich um ein stark riechendes, farbloses Gas. Die chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff reizt die Augen stark und kann zum Erstickungstod führen. „Es ist eines der ekelhaftesten Atemgifte, denen man begegnen kann“, sagte Waldhauser. Weil sie das Gas eingeatmet hatten, klagten vier Mitarbeiter der Firma über gereizte Augen. Sie wurden im Klinikum in Landsberg behandelt.

Die Produktion in dem Werk, in dem laut Jörg Quittkat täglich rund eine Millionen Bauteile gefertigt werden, werde wohl erst in der Nacht wieder hochgefahren können. Denn die Hochöfen, die gleich nach dem Gas-Austritt abgeschaltet wurden, bräuchten rund sechs bis acht Stunden, bis sie wieder hochfahren. Wie hoch der Produktionsausfall ist, konnte er nicht sagen. Die Firma Iwis Ketten ist ein weltweit operierendes Unternehmen und fertigt Ketten und Antriebstechnik.
Sehen Sie hier ein Video von der Einsatzstelle:
Jörg Quittkat war nach dem Großeinsatz froh, dass den rund 250 Mitarbeitern nichts passiert sei und die vier betroffenen Kollegen nur über leichte Reizungen der Augen klagten. Auch bei der Feuerwehr und der Polizei herrschte nach dem Einsatz Erleichterung.
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