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Landsberg: Einer, der über den Tellerrand hinausblickte

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Einer, der über den Tellerrand hinausblickte

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    Noch einmal lud der scheidende Pfarrer Detlev Möller von der Kanzel herab Gäste und Gemeindemitglieder ein, seinen Gedanken zu folgen.
    Noch einmal lud der scheidende Pfarrer Detlev Möller von der Kanzel herab Gäste und Gemeindemitglieder ein, seinen Gedanken zu folgen. Foto: Thorsten Jordan

    „Hohen Besuch“ erhielt die Stadt Landsberg, wenngleich mit jahrhundertelanger Verspätung: Als Ehrengast beim Entpflichtungs-Gottesdienst des evangelischen Pfarrers Detlev Möller gab sich kein Geringerer als Martin Luther die Ehre. Die Stimme und auch die rechte Hand lieh ihm dabei der frühere

    Dass ausgerechnet mit Thomas Rauch ein katholischer Priester ihn in Form einer Handpuppe am Freitagabend in die Evangelische Christuskirche mitbrachte, sorgte bei den vielen Festgästen für große Heiterkeit. Dies und ein ebenfalls glänzend aufgelegter Detlev Möller, der immer wieder mit kurzen Spontanaktionen das Ende des Festgottesdienstes hinauszuzögern wusste, verbreiteten eine Wohlfühlatmosphäre, in der für Abschiedsschmerz nur wenig Raum verblieb. Ruhig und entsprechend würdig wurde aber der Moment der Entpflichtung des Geistlichen begangen, die der evangelische Dekan Axel Piper (Weilheim) vornahm.

    Nach über 16 Jahren in Landsberg verabschiedete sich Detlev Möller ein letztes Mal als leitender Pfarrer der Christusgemeinde in den Ruhestand. Noch einmal erinnerten diverse Festredner an den Mann, der am 1. September 2000 aus Oberfranken ins Oberbayerische gekommen war, und stets Wert darauf legte, „über den Tellerrand hinauszublicken“. Daraus resultierte wohl auch die Zeit der intensiven Ökumene mit den beiden damaligen katholischen Stadtpfarrern Thomas Rauch und Rainer Hartmann, die beide ebenfalls zu seiner Verabschiedung noch einmal nach Landsberg gekommen waren.

    Aber auch die Verbindung zur örtlichen türkisch-islamischen Gemeinde, die Möller mit viel Energie unterhielt, führte dazu, dass mit dem Ünal Daglar ein Imam in der evangelischen Christuskirche Gedanken über Einheit und Solidarität verlesen ließ. Stadtpfarrer Gregory Herzel (Heilige Engel) schloss sich mit einer Fürbitte an, ebenso wie Pfarrerin Bia Ritter und der mit tiefem Bass vortragende Erzdiakon der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde, Dr. Georg Kobro.

    Aber nicht nur die Geistlichkeit ehrte Möller mit ihrem Besuch. Bürgermeister wie Dr. Albert Thurner (Vilgertshofen), Michael Kießling (Denklingen), Erwin Karg (Fuchstal) oder Johannes Erhard (Penzing) lauschten den Worten, Landtagsabgeordnete wie Alexander Dorow saßen in der ersten Reihe, und auch Oberbürgermeister Mathias Neuner und Landrat Thomas Eichinger ergriffen das Wort. Letzterer bezeichnete Detlev Möller als einen Brückenbauer in alle Gemeinden hinein, den er „nicht immer laut, aber sehr konsequent“ erlebt habe. „Als Kommunalpolitiker fühlten wir uns von ihm immer beobachtet, und das tat uns gut“.

    Doch zurück zu Martin Luther und dem katholischen Dekan Thomas Rauch. Anders als der große Reformator Luther, dessen 95 Thesen ursächlich für die Begründung der evangelischen Kirche waren, lobte Rauch die Offenheit Möllers, mit dem er in den zehn gemeinsamen Landsberger Jahren und darüber hinaus nie auch nur einen einzigen Konflikt gehabt hätte. „Das ist nicht selbstverständlich“, zumal, wenn Menschen nicht nur religiös, sondern wie sie beide durchaus auch politisch nicht unbedingt dieselbe Meinung verträten.

    Die Handpuppe Martin Luther verschwand nun endgültig wieder in der Reisetasche, und Detlev Möller, nun im Ruhestand, feierte mit der ihm eigenen Energie und seinen Gästen noch lange im angrenzenden Gemeindehaus weiter.

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