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Landsberg/Dießen: Gastwirte in Landsberg und Dießen wollen mit Technik das Virus bekämpfen

Landsberg/Dießen

Gastwirte in Landsberg und Dießen wollen mit Technik das Virus bekämpfen

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    Ulf Gehlhaus (Firma Veit) und Dominik Wagmann vom Hellmairs in Landsberg zeigen den Luftreiniger, der mit ultravioletter Strahlung arbeitet.
    Ulf Gehlhaus (Firma Veit) und Dominik Wagmann vom Hellmairs in Landsberg zeigen den Luftreiniger, der mit ultravioletter Strahlung arbeitet. Foto: Thorsten Jordan

    Ein halbhoher, dunkler Kasten steht an einer Wand der Gaststätte Hellmairs in Landsberg und surrt leise. Drei weitere sollen aufgestellt und damit den Bakterien und Viren – vor allem SARS-CoV-2 – der Kampf angesagt werden: Mittels ultravioletter Strahlung werden in dem mobilen Luftreiniger der Landsberger Firma Veit Krankheitskeime bekämpft. Auch in der Pizzeria La Gondola in Dießen sind Luftreiniger im Einsatz.

    Abstand, Maskenpflicht auf den Laufwegen und ein frisches Lüftchen durch geöffnete Fenster oder gleich eine Außenterrasse, so können sich Gäste derzeit in Cafés und Gaststätten vor einer Covid-Ansteckung sicher fühlen. Doch jetzt kommt die kalte Jahreszeit und damit der Aufenthalt in geschlossenen Räumlichkeiten, in denen sich Keime in der Luft anreichern können.

    Im Innenräumen können sich Keime anreichern

    Der Grund: Mit der ausgeatmeten Luft verbreite jeder Mensch eine Reihe von Gasen und auch Aerosolpartikel in seiner unmittelbaren Umgebung, informiert das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite. Wenn sich Krankheitserreger wie SARS-CoV-2-Viren in den Atemwegen befänden, entstünden Aerosole, die diese Krankheitserreger enthielten. Und in Innenräumen könnten sich infektiöse Partikel anreichern, in Abhängigkeit unter anderem von Raumvolumen, Luftwechsel und Art der Lüftung.

    „Ich bin froh um jede Minimierung des Infektionsrisikos“, sagt Dominik Wagmann, der das „Hellmairs“ in Landsberg gemeinsam mit Claus Moritz führt. „Während der letzten Wochen, nach dem Lockdown, hat der große Außenbereich uns über Wasser gehalten“, erklärt der Gastronom.

    In Landsberg setzt man auf ultraviolettes Licht

    Doch jetzt geht es Richtung Herbst und Winter. Schon in den vergangenen Wochen habe man gespürt, dass bei Regen und teilweise Sturm das großzügige Lüften des Gastraums schwierig gewesen sei. An ein durchgängiges Lüftungskonzept sei bald nicht mehr zu denken. Doch ein Luftaustausch sei wichtig. „So haben wir uns rechtzeitig entschlossen, in diese Technik zu investieren.“ Wagmann denkt nicht nur an die Gäste, ihm ist die Gesundheit des Personals besonders wichtig.

    Mario Arbia hat in seiner Dießener Pizzeria "La Gondola" gleich drei Luftreinigungsgeräte aufgestellt.
    Mario Arbia hat in seiner Dießener Pizzeria "La Gondola" gleich drei Luftreinigungsgeräte aufgestellt. Foto: Gerald Modlinger

    Auch in der Dießener Pizzeria La Gondola setzt man auf Luftreiniger, wie Betreiber Mario Arbia erzählt. Drei Exemplare, die auf Filterbasis die Luft reinigen, arbeiten seit einer Woche in dem Dießener Restaurant. Die Luft sei viel besser, ein paar Gäste hätten das auch angemerkt, sagt Arbia. Ihm ist wichtig, dass das Sicherheitsempfinden bei den Gästen steige. Ob auch andere Gastronomen in der Marktgemeinde auf Luftreiniger setzen, weiß Arbia nicht.

    Veit stellt jetzt auch Geräte für den Hygienebereich her

    Das UV-C-Gerät im „Hellmairs“ hat die Landsberger Firma Veit entwickelt. Das Unternehmen stellt Maschinen für die Bekleidungsbranche her. Im Landsberger Industriegebiet werden Maschinen individuell für den Kunden gebaut. In der Corona-Krise entwickelte man auch Geräte im Hygienebereich, beispielsweise einen handfreien Türöffner. Der Grund waren auch Umsatzeinbrüche, wie die Geschäftsführer Günter und Christoph Veit in einer Pressemitteilung berichten. Das habe ein Umdenken erfordert. So wurde ein großer stationärer Luftreiniger mit einer Austauschkapazität von 300 Kubikmetern pro Stunde entwickelt, der laut Veit-Vertriebsleiter Ralf Gehlhaus seit drei Monaten auf dem Markt ist. Und es gibt nun auch ein mobiles Gerät mit einer Kapazität von 80 Kubikmetern Luft pro Stunde. „Das entspricht je nach Höhe einem Raum von bis zu 30 Quadratmetern Fläche“, so Gehlhaus.

    Viren und Bakterien sterben

    Die Luft wird angesaugt und mit ultraviolettem Licht bestrahlt, sodass Viren und Bakterien abgetötet werden. Das UV-C-Licht wird laut der Firma Veit seit über 40 Jahren zur Desinfektion von Luft, Oberflächen und Wasser genutzt. Deshalb sind mobile Geräte auch für die Gastronomie, aber auch Arztpraxen oder Geschäftsräume interessant. Die Strahlung soll auch SARS-CoV-2 bekämpfen. Veit hat laut Gehlhaus für sein eigenes Gerät zwar noch keine wissenschaftliche Expertise vorliegen, er verweist aber auf eine Reihe internationaler Studien, unter anderem der eines weiteren Anbieters von Luftreinigungsgeräten auf UV-C-Basis.

    Was sagt das Umweltbundesamt generell zu diesem Thema? Mobile Luftreinigungsgeräte mit Filtern stellen laut Bundesamt keinen Ersatz für konsequente Lüftungsmaßnahmen dar, „sie können jedoch als unterstützende Maßnahme die empfohlenen Maßnahmen ergänzen“. Und sie sollten mit hochabscheidenden Filtern (Filterklasse H13 oder H14) ausgestattet sein.

    Mund-Nasenschutz und Abstandhalten müssen trotzdem sein

    Der Einsatz von UV-C-Strahlung könne zu einer Reduktion der Viruslast der Raumluft theoretisch beitragen, weil diese grundsätzlich in der Lage sei, Bakterien abzutöten und Viren zu inaktivieren. Das Umweltbundesamt hat aber noch keine ausreichenden Informationen zu dieser Technologie vorliegen und noch keine Tests durchgeführt, wie es auf der Homepage weiter heißt. Ein privater Gebrauch wird kritisch gesehen, da Wartung und bestimmungsmäßiger Gebrauch gesichert sein müssten damit kein UV-C-Licht freigesetzt werde.

    Die mobilen Luftreinigungsgeräte sollen laut Umweltbundesamt aber nur in Verbindung mit den AHA-Regeln – Abstand, Hygienemaßnahmen, Mund- und Nasenschutz – sowie Lüftungsmaßnahmen flankierend eingesetzt werden.

    Lesen Sie dazu auch: Corona: Ein bekannter Landsberger Gastronom steht unter Druck

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