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Landsberg: Der Orgelsommer endet in Moll

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Der Orgelsommer endet in Moll

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    Andrzej Chorosinkski an der Orgel in Heilig Engel. Der Warschauer nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte und Stile.
    Andrzej Chorosinkski an der Orgel in Heilig Engel. Der Warschauer nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte und Stile. Foto: Thorsten Jordan

    Der meteorologische Sommer ist zu Ende. Die 32. Auflage des Landsberger Orgelsommers hat sich ebenfalls fürs nächste Jahr verabschiedet. Wieder haben die Organisten an den Manualen in Mariä Himmelfahrt und dieses Mal auch in Heilig Engel ihre treuen Zuhörer mit spannenden Interpretationen beschenkt.

    Das baubedingte Exil am Hindenburgring erwies sich als Glücksfall. Näher am Organisten und seiner Arbeit kann das Publikum kaum sein. Quer durch die Jahrhunderte und Stile ging die Orgelreise. Von den Werken eines Johann Sebastian Bach bis zu den zeitgenössischen Improvisationen eines Naji Hakim reichte das Spektrum. Das letzte Konzert dieser großartigen Reihe unter der künstlerischen Leitung des Landsberger Musikers Johannes Skudlik gab Andrzej Chorosinski.

    Der in Landsberg wohlbekannte Warschauer Organist hatte sein Programm für die Orgel in Heilig-Engel nicht geändert. Lediglich die Toccata in fis-moll von Mieczyslaw Surzynski strich er. In hervorragendem Deutsch erklärte er sein Motiv: Die Manuale in Heilig-Engel seien nicht ausreichend. Interessanterweise standen alle Stücke im Tongeschlecht Moll. Das ist ungewöhnlich. Der Musikwissenschaftler Hermann Keller bezeichnet zum Beispiel fis-Moll in seinem Buch über das Wohltemperierte Klavier von Bach als die „leidenschaftlich gespannte Tonart“. Sie gebe eine „schmerzlich-unruhige Stimmung“ wider. Mit der „Elegia“ und dem „Capriccio“ in fis-Moll von Surzinskis beendete Chorosinski daher auch den Orgelsommer: mit Wehmut und Unruhe.

    Ein mysteriöses Bild zum Abschluss

    Mit Bachs berühmter „Passacaglia“ in c-Moll, Werkeverzeichnis 582, eröffnete er den Reigen der Moll-Stücke. Mit ihren ersten Takten im Bass ergibt sie ein mysteriöses Bild. Allerdings zeigt Bach auch hier seine Liebe zum Tanz. Durchgängig ist sie im Dreivierteltakt gehalten. Den fließenden Übergang zur Fuge hat Chorsosinski gut dargestellt. Bemerkenswert das folgende Rondo in a-Moll und die kräftig intonierte Fantasie in f-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart, Köchel-Verzeichnis 608. Das Rondo hatte Bernhard Gferer für Orgel adaptiert. Die Fantasie spielte Chorosinskis Landmann Michal Markuszewski bereits im Konzert vom 8. Juli in Heilig Engel.

    Vielleicht hatte der eine oder andere Hörer dessen Vortrag noch gewärtig. Immer gut, wenn man Interpretationen vergleichen kann. Während das Rondo heiter komponiert ist, lässt sich die Fantasie eher düster an. Allerdings wirkte sie Wochen zuvor in Mariä Himmelfahrt gespenstischer. Dort sehen wir den Organisten nicht. Die Töne schweben von der Empore herab. Den Abschluss bildeten die Kompositionen von Mieczyslaw Surzyinski (1866 bis 1924). Chorosinski rühmte sich in seiner kurzen Ansprache Schüler eines Orgellehrers zu sein, der zu den Schülern von Surzynski gehörte. In der Musik gibt man oft Lehrer-Schülerverhältnisse an, um Künstler in eine Tradition zu stellen und so besser zu verstehen. So war das Spiel der Elegie und des Capriccios auch eine Hommage an seinen musikalischen Großvater. Schöne romantische Motive charakterisierten die Elegie aus den Improvisationen von Surzynski.

    Romantik in der Komposition ist typisch für den polnischen Komponisten, der am Berliner Konservatorium Orgel und in Regensburg Kirchenmusik studiert hatte. Mit großem Beifall quittierten die rund 80 Besucher das Konzert des 68-Jährigen. Er bedankte sich mit einem hochbekannten Stück. Dem ersten Satz der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi.

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