Es ist ein nicht alltäglicher Vorgang, wenn der Landrat des Landkreises Landsberg persönlich an einer Sitzung des Stadtrats teilnimmt. Wenn Thomas Eichinger, wie am vergangenen Mittwoch geschehen, auch noch einige seiner Spitzenbeamten mit dabei hat, dann verleiht er dem Besuch dadurch auch noch zusätzliches Gewicht. Es ging für den Landkreis-Chef auch um eine wichtige Mission: Er wirbt um die aus seiner Sicht alternative Um- beziehungsweise Neugestaltung des Landratsamts.
Wo es künftig stehen soll und wie das Konzept einer Zusammenlegung von Außenstellen und eventuell der Hauptverwaltung aussehen könnte, dazu hatte er Informationen mit in den Sitzungssaal der Stadt gebracht. Auch wenn Dr. Reinhard Steuer (UBV) diese Informationen so interpretierte, als sei eine Vorentscheidung zumindest bezüglich des Standorts im Landsberger Osten (LT berichtete) bereits gefallen, ließ Thomas Eichinger noch viel Raum für Vorschläge und Standort-Alternativen. Genau dies nicht zu tun war ihm ja in den vergangenen Monaten immer wieder vorgeworfen worden, nicht zuletzt vermehrt seit jener Zeit, als der Landkreis ein rund drei Hektar großes Grundstück in der Nähe des InCenters im Osten der Stadt erwarb. Für Steuer eine Vorentscheidung, für den Landrat eine Option: „Bis zum Jahr 2023“, so sei mit den Verkäuferinnen, den Dominikanerinnen vereinbart, sei eine Rückabwicklung des Kaufes möglich.
Er rief vielmehr die Stadträte auf, weitere Alternativen anzubieten, die dann vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband einer Prüfung unterzogen würden, denn den hatte der Kreisausschuss mit dieser Aufgabenstellung betraut. Zuvor war seitens der Stadt bereits der Schlüsselanger als weiterer ergänzender Innenstadtstandort angeboten worden. Das hätte auch den Charme für Mitarbeiter, so Reinhard Steuer, zu Fuß in die Innenstadt gehen zu können. Umgekehrt befürchtet er bei einer Verlagerung beziehungsweise Zusammenfassung der zwölf Außenstellen im Osten – eine 13. wird im Mai im Gewerbegebiet Lechwiesen in Betrieb genommen – eine „negative Sogwirkung auf die Innenstadt“.
Büros müssten sich in dem Neubau, der ersten Planungen zufolge 10000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfassen soll, zusätzlich einmieten, da der Bau mit den 160 Mitarbeitern der Außenstellen vorerst nicht ausgelastet sei. Dies sei zur Finanzierung unumgänglich. Bei Baukosten in Höhe von 30 Millionen Euro (Thomas Eichinger: „Dabei handelt es sich zunächst um eine grobe Schätzung“) koste dann jeder Arbeitsplatz um 150000 Euro, rechnete Wolfgang Neumeier (UBV) vor. Die zugrunde gelegten rund 40 bis 50 Quadratmeter Bürofläche pro Person seien daher „ganz schön üppig“. Für Industriebauten, so Neumeier, seien 25 Quadratmeter üblich. Für den Landrat nicht vergleichbar: „Wir benötigen Besprechungsmöglichkeiten und mehr als in der Industrie Verkehrsflächen für unsere Bürger, die täglich ins Haus kommen.“
Ob denn die Personalsteigerung und damit der auch daraus resultierende zusätzliche Platzbedarf seit Amtsantritt Eichingers nicht ebenfalls ein wenig üppig ausgefallen sei, wollte Jonas Pioch, Stadtrat der Landsberger Mitte und gleichzeitig Kreisrat, wissen. Der Landrat begründete die tatsächliche Steigerung (jährlich um fünf Prozent seit 2006) vor allem mit dem Beginn der Asylkrise und der damit verbundenen Betreuung und Eingliederung von Flüchtlingen. Dazu kämen viele neue Anforderungen, die der Gesetzgeber delegiere, wie zum Beispiel die Ansiedlung der unbegleiteten Flüchtlinge im Bereich der Jugendhilfe und vieles andere mehr. „Einige Themenfelder müssen wir künftig besser zusammenführen“, zu sehr seien bisher die Aufgabenfelder durch die künftig 13 Außenstellen auseinandergerissen.
Für eine Verlagerung zumindest von Teilen des Landratsamts hinaus in die Peripherie plädierte Stefan Meiser (ÖDP). Seine Sorge gilt dem innerstädtischen Verkehr: „Die Von-Kühlmann-Straße ist durch die Zulassungsstelle extrem belastet, die muss ausgelagert werden.“ Vor allem im Hinblick auf das in unmittelbarer Nachbarschaft entstehende Wohnquartier „Urbanes Leben am Papierbach“ mit rund 1500 Bewohnern und damit zusätzlicher Verkehrsbelastung. Diesbezüglich liegt der Landrat auf einer Linie mit Stefan Meiser: „Die Zulassungsstelle gehört woanders hin, da bin ich bei Ihnen.“
Während Reinhard Skobrinskys (BAL) Vorschlag des Standorts auf dem Trenngrün gegenüber dem heutigen Lechlandcenter wohl eher ausscheiden wird, brachte Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte) im Nachgang zur Sitzung eine bisher noch nicht genannte Option ins Spiel: „Vielleicht sollte man mit dem benachbarten Busunternehmen sprechen.“ Das liege ohnehin sehr beengt im Innenstadtbereich. Eine Verlagerung des Unternehmens an die Peripherie der Stadt würde diesem weitere Möglichkeiten eröffnen und auch gleichzeitig die Verkehrssituation in der Von-Kühlmann-Straße und am Postberg um die an- und abfahrenden Busse entschärfen.