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Landsberg: Das Coronavirus fordert in Landsberg ein prominentes Todesopfer

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Das Coronavirus fordert in Landsberg ein prominentes Todesopfer

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    Der ehemalige Archivar des TSV 1860 München, Karl Magraf ist am Freitag an Covid-19 gestorben. Der Landsberger wurde 92 Jahre alt. Dieses Foto entstand anlässlich seines 90. Geburtstags.
    Der ehemalige Archivar des TSV 1860 München, Karl Magraf ist am Freitag an Covid-19 gestorben. Der Landsberger wurde 92 Jahre alt. Dieses Foto entstand anlässlich seines 90. Geburtstags. Foto: Thorsten Jordan (Archiv)

    Das Coronavirus hat am Freitag im Landkreis Landsberg ein zweites Todesopfer gefordert. Im Klinikum Landsberg starb ein 92-Jähriger, der laut Landratsamt mit dem Coronavirus infiziert war. Bei dem Toten handelt es sich um ein Urgestein der Landsberger Sportwelt, das auch dem TSV 1860 München über Jahrzehnte hinweg verbunden war.

    Die Schwester konnte nicht mehr richtig Abschied nehmen

    In der Nacht auf Freitag starb Karl Margraf im Landsberger Klinikum. Der gebürtige Landsberger erlag Covid-19, wie seine Schwester Maria Gabriele Reipen dem Landsberger Tagblatt am Samstag bestätigte. Der 92-Jährige war am Donnerstag ins Klinikum eingeliefert worden und in der Nacht auf Freitag der Krankheit erlegen. Ein im Klinikum veranlasster Corona-Test verlief laut Landratsamt positiv. „Wo er sich angesteckt hat, weiß man nicht“, sagt Maria Gabriele Reipen. Sie selbst habe ihren Bruder zuletzt vor 14 Tagen kurz für zwei Minuten gesehen – nur aus der Entfernung, „damit er meine Stimme hört“. Die Abschottung wegen des Coronavirus sei schlimm, es gehe den Senioren auf die Psyche. Sie habe nicht Abschied nehmen können, erzählt die 80-Jährige. Geistig sei ihr Bruder noch fit gewesen, er habe aber mehrere Erkrankungen gehabt. „Er hat seine Sportzeitungen nicht mehr lesen können.“

    Der gelernte Grafiker war der Mann der Statistiken und Zahlen. Seit 1974 kümmerte er sich beim Fußball-Kultklub TSV 1860 München um die Geschichte des Vereins, archivierte alles, was ihm in die Hände kam. Er war bekannt für seine akkurate Handschrift und schrieb alle Aufstellungen von Hand - bis ins Jahr 2004. Der Landsberger war bei allen großen Erfolgen der Löwen dabei. Wie das Fan-Portal dieblaue24.de berichtet, besuchte er im Alter von 14 Jahren 1942 das Berliner Olympiastadion beim ersten DFB-Pokalsieg gegen den FC Schalke 04 (2:0). Auch den nächsten Pokal-Erfolg 1964 gegen Eintracht Frankfurt, das Europacup-Finale 1965 im Londoner Wembley Stadion und den Gewinn der einzigen deutschen Meisterschaft 1966 erlebte er live im Stadion mit.

    So trauerte der TSV 1860 München um seinen früheren Archivar:

    Aber Margraf war nicht nur Sechzger durch und durch. Auch in seiner Heimatstadt war er tief in der Sportwelt verwurzelt. Beim früheren EV Landsberg und beim EVL 2000 führte er auch das Archiv. Bei den Fußballern vom TSV Landsberg war er auch oft im Stadion anzutreffen.

    „Er war der bekannteste Sportler im Landkreis“, sagt der frühere Leiter des Landsberger Sportzentrums, Karl Heinz Artmann. Früher habe Margraf bei der FT Jahn Landsberg Fußball gespielt. Keiner habe so eine Schrift gehabt wie Karl Margraf, erzählt Artmann. Und im Grünwalder Stadion habe er sich „bewegen können, wie er wollte“, verweist Artmann auf die Bekanntheit des Landsbergers in München. Artmann hatte noch Kontakt mit Margraf, wie er erzählt, und habe ihn immer wieder mals besucht, „weil er ein Vorbild war“. Und Margraf habe sich gefreut, wenn man in besuchte, auch wenn er zum Schluss nicht mehr viel Kraft gehabt habe.

    Der 90. Geburtstag wurde noch groß gefeiert

    Anlässlich seines 90. Geburtstags bekam Karl Margraf prominenten Besuch. Kult-Löwenspieler Thomas Miller (Entraching) schaut im Pflegeheim beim Geburtstagskind vorbei und auch Vertreter vom HC Landsberg, der FT Jahn Landsberg und Karl Heinz Artmann ließen es sich nicht nehmen, persönlich zu gratulieren.

    Wie geht es nun in dem Pflegeheim weiter, in dem Karl Margraf zuletzt lebte? Das LT erreichte am Samstag niemanden bei der Einrichtung. Laut Landratsamt würden nun Kontaktpersonen ermittelt. Ob das Pflegeheim geräumt wird, darüber liegen erst am Sonntag nähere Informationen vor. Laut Pressesprecher Wolfgang Müller wird es eine Rücksprache mit dem Gesundheitsamt geben, wie weiter vorgegangen wird.

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