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Landkreis Landsberg: Wie gut sind Corona-Schnelltests? Das sagen Experten aus Landsberg

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Wie gut sind Corona-Schnelltests? Das sagen Experten aus Landsberg

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    In der Praxis des Kauferinger Arztes Dr. Oskar Oehling (oben) sind seit Beginn der Corona-Pandemie über 1000 Tests durchgeführt worden.
    In der Praxis des Kauferinger Arztes Dr. Oskar Oehling (oben) sind seit Beginn der Corona-Pandemie über 1000 Tests durchgeführt worden. Foto: Julian Leitenstorfer

    Der Arzt trägt einen Schutzkittel, eine Schutzbrille, Handschuhe und eine FFP2-Maske. Das lange, dünne Stäbchen führt er für einen Abstrich tief in Nase und Rachen des Patienten. Das war’s. Schnelltest beendet. Eine Viertelstunde später steht fest, ob der Abstrich Coronaviren enthält oder nicht. Über 1000 dieser Schnelltests sind in der Praxis von Dr. Oskar Oehling in Kaufering auf diese Weise seit Oktober durchgeführt worden. Doch wie viel Sicherheit geben die Schnelltests? Darüber wird aktuell wieder diskutiert. Und die Meinungen gegen auseinander.

    Corona-Schnelltests sind in Deutschland derzeit nicht für Jedermann zugelassen, sondern dürfen nur von medizinischem Personal oder nach einer Einweisung durchgeführt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte neue Corona-Schnelltests erst gründlich prüfen, bevor sie zum Einsatz kommen. Denn wenn die Tests viele fälschlicherweise negative Ergebnisse liefern sollten, könnten infizierte Menschen in der Annahme, nicht infiziert zu sein, andere anstecken. Nun hat Spahn entschieden, dass ab dem 1. März für alle Bürger kostenlose Schnelltests (durchgeführt von geschultem Personal) verfügbar sein sollen. Studien der Uniklinik Heidelberg und der Charité Berlin zeigen, dass die Schnelltests auch dann zuverlässige Ergebnisse erzielen können, wenn sie selbstständig und ohne vorherige Schulung durchgeführt werden.

    Ein Arzt vom Landsberger Gesundheitsamt sieht einen Vorteil

    In der Corona-Pandemie liegen große Hoffnungen auf dem Einsatz von Antigen-Schnelltests. Sie sollen helfen, infizierte Personen schnell und zuverlässig zu erkennen. Antigen-Tests könnten vor allem in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern eingesetzt werden, um Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, sagt Dr. Manuel Müller-Hahl vom Gesundheitsamt in Landsberg. Die Schnelltests hätten den Vorteil, wesentlich schneller ein Ergebnis zu liefern als ein PCR-Test.

    Was ist der Unterschied? Die Schnelltests, auch Antigen- oder PoC-Tests genannt („Point-of-care-Tests“, übersetzt „Vor-Ort-Tests“), weisen spezifische Antigene nach, also charakteristische Strukturen auf der Oberfläche der Viren. Dagegen weist ein PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktionstest) das Erbgut des Virus nach. Beim Antigen-Test wird ein Nasen-Rachen-Abstrich auf ein Trägermedium aufgetragen und mit einer Testflüssigkeit in Kontakt gebracht. Sie enthält spezifische Antikörper, die mit einem Farbmolekül markiert sind. Enthält der Abstrich Coronaviren, verbinden sich die Antikörper aus dem Test mit den Antigenen. Sind ausreichend viele Verbindungen von Antigen und Antikörper vorhanden, erscheint im Testfeld ein farbiger Strich – ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Das Ergebnis der Schnelltests liegt in der Regel innerhalb von 15 Minuten vor.

    Bald soll der Schnelltest für jedermann kostenlos sein.
    Bald soll der Schnelltest für jedermann kostenlos sein. Foto: dpa

    Das Ergebnis eines PCR-Tests gibt es innerhalb von ein bis drei Tagen, weil es in einem Labor festgestellt wird. Bei Personen mit einer hohen Viruslast fallen die Antigen-Tests laut Müller-Hahl relativ zuverlässig positiv aus. Bei Personen ohne Symptome oder mit mildem Verlauf könnten Antigen-Tests jedoch falsch negativ ausfallen. Auch wenn die Infektion schon am abklingen ist, würden hingegen PCR-Tests noch positiv ausfallen.

    In der Praxis von Oskar Oehling kann man seit Oktober einen Schnelltest machen lassen. „Wir waren mit die ersten, die das angeboten haben“, sagt der 60-Jährige, der seit fünf Jahren eine Praxis in Kaufering hat. Vor allem Personen, die im Ausland waren oder ins Ausland fahren, aber auch Arbeitnehmer, die eine Bescheinigung für ihren Arbeitgeber benötigten, hätten einen Schnelltest gemacht. Die Zuzahlung betrage 30 Euro, einen PCR-Test übernehme die Krankenkasse.

    Corona-Patient eins war in der Kauferinger Praxis von Oehling

    Die Tests führen Oehling und seine Mitarbeiter nach Praxisschluss durch. Die Patienten warten in der Regel draußen und würden dann der Reihe nach getestet. Vor allem im November und Dezember habe er viele positive Ergebnisse gehabt, sagt der Mediziner. Er sieht die Tests als klassische ärztliche Aufgabe und kann daher Kollegen nicht verstehen, die Schnelltests aus Angst vor einer Ansteckung ablehnen. „Ich habe keine Angst“, sagt der 60-Jährige, der sich im Mai selbst infiziert hatte.

    Oskar Oehling hat nicht nur als einer der ersten Ärzte im Landkreis Schnelltests angeboten, er hat auch den ersten Covid-19-Patienten Deutschlands behandelt. Der damals 32-Jährige aus Kaufering hatte sich im Januar 2020 in Stockdorf bei einer Kollegin aus China angesteckt. Danach kam er zu Oehling in die Praxis und habe über Husten, Fieber und Geschmacksverlust geklagt. Der Rest ist Geschichte: Oskar Oehling schickte seinen Patienten ins Tropeninstitut nach München, wo das Virus nachgewiesen wurde.

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