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Landkreis Landsberg: Wenn Mama ständig mitfahren muss

Landkreis Landsberg

Wenn Mama ständig mitfahren muss

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    K!ar.Texterin Katrin Steger (vorne) hat den Führerschein mit 17 Jahren und darf Auto fahren. Voraussetzung: Ihre Mutter Sabine oder Vater Michael muss auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und sie beim Fahren begleiten.
    K!ar.Texterin Katrin Steger (vorne) hat den Führerschein mit 17 Jahren und darf Auto fahren. Voraussetzung: Ihre Mutter Sabine oder Vater Michael muss auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und sie beim Fahren begleiten.

    Keine zehn Meter gefahren, und schon geht es wieder los: „Wieso bist du nach rechts gefahren? Weißt du nicht mehr, wo Augsburg liegt?“ Innerlich stöhne ich auf. Im Rückspiegel sehe ich, wie mein Vater auf dem hinteren Sitz genervt die Augen verdreht. Diese Fahrt kann ja heiter werden.

    Mit Problemen wie diesen bin ich nicht allein. Viele 17-Jährige, die in Begleitung Auto fahren, kennen es. Klar, oft nervt es, dass die Eltern immer und immer wieder reinreden und alles besser wissen.

    Eine bissige Erwiderung verkneife ich mir, obwohl sie mir auf der Zunge liegt. Der nächste Schlagabtausch wartet hinter der nächsten Straßenkreuzung. Kaum habe ich den Blinker gesetzt, kommt von hinten: „Oh Gott, brems! Da kommt ein Fahrradfahrer! Hast du nicht in den Seitenspiegel geschaut?“ Ich feuere zurück, sage, dass der doch kilometerweit weg sei.

    20 Prozent weniger Unfälle

    Doch die Vorteile des Begleiteten Fahrens ab 17 Jahren (BF17) sind deutlich. Die Statistik besagt, dass nach dem 18. Geburtstag BF17-Teilnehmer rund 20 Prozent weniger Unfälle verursachen als diejenigen, die von Anfang an allein im Auto sitzen. Die Erfahrungen, die man ein Jahr vor der Volljährigkeit im Auto sammelt, sind wichtig.

    Die Erfahrung der Eltern spielt eine wichtige Rolle. Das Fahren fühlt sich trotz der Bemerkungen gut an, sicherer. In vielen Situationen helfen sie, die Lage richtig einzuschätzen und darauf zu reagieren. Wichtig ist es, die richtige Begleitperson ausfindig zu machen: Nur so funktioniert das begleitete Fahren.

    „Wenn du aufhörst zu schreien, könnte ich mich besser konzentrieren“, rutscht mir über die Lippen. Genau in dem Moment würge ich den Motor ab, zu wenig Gas gegeben, die Kupplung zu schnell kommen lassen. In Sekundenschnelle reiht sich hinter mir Auto an Auto. Obwohl sie sich nicht einmischt, werfe ich meiner Mutter auf dem Beifahrersitz einen wütenden Blick zu, drehe den Schlüssel.

    Mit ihrer rechten Hand klammert sie sich am Türgriff fest, die Knöchel sind schon weiß. Nervös streift sie sich mit der anderen Hand durch die Haare. Was jetzt kommt, das weiß ich schon. Die ersten Autos beginnen zu hupen, die Diskussion beginnt von Neuem.

    Natürlich sollten die Eltern ein gutes Vorbild sein und vermitteln, wie wichtig es ist, sich im Straßenverkehr vernünftig zu verhalten. Das weiß auch Fahrlehrer Thomas Goll aus Bobingen, bei dem Katrin das Fahren gelernt hat. „Es ist natürlich schwer, wenn der autobegeisterte Vater sein Kind dazu ermutigt, 15 Stundenkilometer schneller zu fahren, als erlaubt ist.“

    Nicht ins Geschehen eingreifen

    Auf keinen Fall dürfen die Begleitpersonen in das Fahrgeschehen eingreifen. Sie sollen Fragen beantworten, angepasst auf Gefahren hinweisen und nach der Fahrt ein Feedback geben. Thomas Goll empfiehlt den Eltern, bei einer Fahrstunde mit dabei zu sein. Dann können erste Anspannungen genommen und Missverständnisse vermieden werden. „Und wenn die praktische Prüfung erst bestanden ist, heißt es nur noch: fahren, fahren, fahren. So oft und so viel wie möglich“, rät Goll.

    Inzwischen geht es auch bei meinen Autofahrten ruhiger zu. Endlich haben meine Eltern Vertrauen gefasst. Angespannt sind sie nur noch, wenn der Randstein zu nahe kommt. Aber selbst das ist nicht mehr oft der Fall, denn Übung macht bekanntlich den Meister. Und das gilt auch beim Autofahren.

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