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Landkreis Landsberg: Was die Jugend im Kreis Landsberg vor der Wahl am Sonntag beschäftigt

Landkreis Landsberg

Was die Jugend im Kreis Landsberg vor der Wahl am Sonntag beschäftigt

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    Jonathan Auer (20) aus Utting ist Mitbegründer von „Fridays for Future“ in Landsberg.
    Jonathan Auer (20) aus Utting ist Mitbegründer von „Fridays for Future“ in Landsberg. Foto: Auer

    Fachleute sind sich einig: Die anstehende Bundestagswahl wird insbesondere wegen des Klimawandels eine richtungsweisende. In den Augen vieler junger Menschen handelt die Politik aber nicht konsequent genug. Jonathan Auer vom „Fridays-for-Future“-Organisationsteam in Landsberg richtet nun einen eindringlichen Appell an die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis. Warum er Angst, aber auch Hoffnung hat.

    „Manchmal liege ich nachts wach und denke über meine Zukunft nach. Ich bin jetzt 20 Jahre alt. In diesem Jahr habe ich die Schule abgeschlossen, könnte jetzt mit der Lebensplanung beginnen, ein Studium, vielleicht eine Ausbildung, eine Familie“, beginnt der junge Mann aus Utting seinen Meinungsbeitrag zum Klima. „Aber wenn ich nachts so da liege und nachdenke, dann habe ich meistens vor allem eines: Angst. Angst vor der Zukunft.“

    "Die Klimakrise ist schon heute da"

    Der Blick in die Gegenwart sehe alles andere als rosig aus. Überall sei Zerstörung zu sehen: in diesem Sommer beispielsweise in Griechenland, in der Türkei, in Kalifornien, im Regenwald – sogar der Ozean stehe in Flammen. Auch die Bilder aus dem durch die Flutkatastrophe im Juli zerstörten Ahrtal erschütterten Auer. „Die Klimakrise bedroht nicht nur unsere Zukunft, sie ist schon heute da, als reales Problem für Hunderttausende auf der ganzen Welt. Und sie eskaliert weiter – auch wenn das hier im Landkreis noch nicht so offensichtlich scheint.“

    Die Durchschnittstemperatur in der Region steige – sogar schneller als im globalen Durchschnitt. „Besonders alte Menschen werden unter der zunehmenden Hitze leiden und gesundheitlichen Schaden davontragen. Auch die Wirtschaft wird leiden.“ Das hätten Expertinnen und Experten der Universität Augsburg schon 2019 erklärt, als sie laut Auer untersuchten, wie die Klimakrise die Region Landsberg trifft.

    Es bleiben nur drei Jahre

    Passiert sei seit dieser Erkenntnis viel zu wenig. „Der Landkreis verfehlt die eigenen – sowieso eher unambitionierten – Klimaziele, stößt mehr CO2 aus als der Bundesdurchschnitt und auch Artensterben, Hitzeperioden, Extremwetterereignisse machen vor der Region keinen Halt.“ Auch die heimischen Wälder seien im Klimastress. „Wir dürfen keine Mühen scheuen, um unsere Heimat, die Natur, das Klima, – ja – unsere Lebensgrundlage zu schützen, zu bewahren.“ Die Menschheit stünde erst am Anfang der Krise und müsste nicht das Klima retten, sondern „unser Leben“. Das müsse gerecht und vor allem schnell geschehen. „Noch teurer als Klimaschutz ist nämlich nur, keinen Klimaschutz zu betreiben und gerade die, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, leiden schon jetzt am meisten unter ihr.“ Ein Wandel in der Gesellschaft, in der Politik und auch bei jedem und jeder Einzelnen müsse bevorstehen, wenn es auf der Erde noch eine lebenswerte Zukunft geben solle.

    Nach den neuesten Zahlen des Weltklimarats IPCC blieben nur noch drei Jahre, um die globale Erhitzung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen. „Aber während alle großen Parteien sich im Wahlkampf in die Tasche lügen und groß und viel von echtem Klimaschutz erzählen, hat keine einzige von ihnen einen Plan dazu, die schon 2015 selbst gesteckten Ziele zu halten“, bemängelt Jonathan Auer. „Das ist es, was mich frustriert, rat- und sprachlos zurück lässt.“ Deshalb hoffe er auf die Bundestagswahl am Sonntag.

    Jonathan Auer organisiert den Streik in Berlin mit

    Er selbst dürfe wählen gehen, aber viele derjenigen, die besonders unter der bevorstehenden Krise leiden würden, seien noch zu jung. „Nur 15 Prozent der Wähler sind jünger als 30, aber mehr als jeder Dritte ist über 60. Deshalb kommt es am Sonntag auf jeden einzelnen Wahlberechtigten an. Jede Stimme zählt, jeder von uns ist jetzt in der Rolle des zukunftsweisenden Entscheidungsträgers. Wir müssen gemeinsam zeigen: Wer immer uns demnächst regiert – es braucht richtig guten, schnellen, gerechten Klimaschutz für alle.“ Auer ruft dazu auf, die Stimmen denen zu geben, die noch nicht wählen können. „Euren Kindern, Enkeln, Urenkeln – allen, die auch noch gut auf dieser Erde leben wollen. Denkt nach, bevor ihr wählt, informiert euch, entscheidet gerecht – wählt für das Klima. Eine Generation zählt auf euch.“

    Jonathan Auer (20) hat vor Kurzem das Abitur gemacht und ist Mitbegründer der „Fridays-for-Future“-Bewegung in Landsberg. Am Freitag ist dort keine Protestaktion geplant. „Wir mobilisieren in anderen Städten“, sagt Auer. Er selbst werde den Streik in Berlin mitorganisieren und sich unter anderem um die Pressearbeit kümmern.

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