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Landkreis Landsberg: Landkreis Landsberg: gedeckte Tische gegen leere Gaststätten

Landkreis Landsberg

Landkreis Landsberg: gedeckte Tische gegen leere Gaststätten

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    Ein gedeckter Tisch als Mahnmal für die andauernde Schließung der Gastbetriebe: Vor dem Fischerwirt in Landsberg machen die Gastwirte Gudridur Weiß-Sigurdardottir, Philipp Krause (Mitte) und Wendelin Hipp auf die schwierige Situation für ihre Branche aufmerksam.
    Ein gedeckter Tisch als Mahnmal für die andauernde Schließung der Gastbetriebe: Vor dem Fischerwirt in Landsberg machen die Gastwirte Gudridur Weiß-Sigurdardottir, Philipp Krause (Mitte) und Wendelin Hipp auf die schwierige Situation für ihre Branche aufmerksam. Foto: Thorsten Jordan

    Gastwirte haben am Montag in ganz Bayern gedeckte Tische und gemachte Betten vor ihre Türen gestellt. Mit der Aktion wollten sie auf die schwierige Lage der Gastronomie und Hotellerie aufmerksam machen. Auch Gastwirte im Landkreis Landsberg beteiligten sich und erzählten dem LT, was sie jetzt am dringendsten brauchen.

    Drei Gastwirte sitzen vor dem Fischerwirt am Landsberger Roßmarkt an einem gedeckten Tisch – doch das Essen bleibt aus, die Maske setzt niemand ab. Plakate neben ihnen tragen den Schriftzug „Öffnungsperspektive mit Sicherheit und Lebensfreude“ und das Logo des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG). Einer der drei ist Wendelin Hipp, der das Landhotel zur Alten Post in Hofstetten betreibt und BHG-Kreisvorsitzender im Landkreis Landsberg ist. „Wir haben alles getan, um Infektionen einzudämmen“, sagt er. „Die Ansteckungsgefahr ist im Gastrobereich nicht höher als anderswo.“

    Novemberhilfen noch immer nicht ganz ausbezahlt

    Trotzdem hätten Restaurants und Hotels bereits sechs Wochen vor dem Dezember-Lockdown schließen müssen und es gebe noch immer keine Aussicht auf eine Öffnung, merkt Hipps Zweiter Stellvertreter beim BHG und Geschäftsführer des Landhotel Endhart in Landsberg, Philipp Krause, an. Trotz dieser langen Schließung habe er bis jetzt erst die Novemberhilfe bekommen und noch kein Geld für den Ausfall in den drei darauffolgenden Monaten. „Meine Novemberhilfe ist erst halb ausgezahlt“, berichtet Hipp.

    Zusammen mit Gudridur Weiß-Sigurdardottir, Inhaberin des Fischerwirt in Landsberg und ebenfalls beim BHG, sind sie sich einig, dass die Gaststätten nicht sofort wieder öffnen sollen. „Aber eine Perspektive muss her“, fordert Hipp. Es müsse klar sein, unter welchen Umständen wieder Gäste kommen dürfen, sodass man sich darauf vorbereiten könne. Ob das nun ein Inzidenzwert, die Zahl der Intensivpatienten oder ein anderer Wert sei, sei ihm nicht wichtig, sagt Krause. Es sei schon mit einer gewissen Vorbereitungszeit nicht einfach, wieder Personal einzustellen – die bereits vor der Pandemie knappen Fachkräfte seien wegen des langen Verdienstausfalls teilweise in andere Branchen abgewandert und kämen vermutlich nicht mehr zurück.

    Gastwirte fordern Öffnungskriterien für Planung

    Auch Lydia Wegele, Inhaberin des Gasthofs Wegele in Obermühlhausen, hat am Montag unter freiem Himmel einen Tisch gedeckt. „Ich habe viele Stammtische, die darunter leiden, dass ich nicht aufmachen darf“, berichtet sie. Weil sie den Großteil ihrer Umsatzes mit den Stammtischen und dem Biergarten mache, drängt auch sie nicht auf eine sofortige Öffnung. Dazu sei es noch zu kalt. Trotzdem wolle sie gerne rechtzeitig wissen, wann sie damit rechnen kann, wieder arbeiten zu können. Weil sie momentan ganz geschlossen habe und auch kein Essen für Selbstabholer zubereite, habe sie keine Vorräte auf Lager. Bevor es wieder losgehen könne, müsse sie außerdem erst wieder Bestellungen bei den Brauereien aufgeben.

    Auch Lydia Wegele nimmt an der Aktion "Gedeckter Tisch" teil.
    Auch Lydia Wegele nimmt an der Aktion "Gedeckter Tisch" teil. Foto: Lydia Wegele

    Christian Fischer, Geschäftsführer des Brückenwirt in Kaufering, wünscht sich ebenfalls verlässliche Aussagen darüber, unter welchen Umständen er wieder öffnen darf. „Vor allem für den Sommer, damit die Gäste für Veranstaltungen reservieren können“, erklärt er. Auch jetzt habe er schon Anfragen, zum Beispiel von Hochzeiten, die seit dem vergangenen Jahr verschoben wurden, aber solche Termine könne er nur vorläufig einplanen. „Ob die Gäste dann kommen werden, hängt nicht nur davon ab, ob man sich in Gaststätten treffen darf. Manche kommen von weiter her, es müssen also auch private Übernachtungen wieder erlaubt sein.“ Derzeit dürfen sich nur Geschäftsreisende ein Zimmer nieten.

    Gaststätten öffnen, um Ausflügler zu verteilen

    Planungssicherheit hätte Fischer gerne nicht nur wegen der Veranstaltungsplanung: Auch er muss wieder Mitarbeiter einstellen. Dabei erwarte er jedoch keine großen Schwierigkeiten, weil einige Betriebe inzwischen aufgegeben hätten und deswegen Personal übrig sei, sagt er. Doch längerfristig sieht er den Nachschub von Fachkräften in seiner Branche kritisch: Viele Auszubildende hätten in den vergangenen Monaten pausieren müssen, weil ihre Betriebe geschlossen bleiben mussten. „Wir haben zwei Lehrlinge in der Küche. Nur weil wir Selbstabholung anbieten, kommen sie fast auf ihre vollen Stunden.“

    Die beiden Geschäftsführer des Brückenwirts in Kaufering, Herbert (links) und Christian Fischer, haben symbolisch den Tisch vor ihrem Gasthof gedeckt.
    Die beiden Geschäftsführer des Brückenwirts in Kaufering, Herbert (links) und Christian Fischer, haben symbolisch den Tisch vor ihrem Gasthof gedeckt. Foto: Fischer

    Fischer hofft, dass es bald wenigstens in der Außengastronomie wieder losgeht – auch aus Hygienegründen. Bei schönem Wetter seien zur Zeit mehr Menschen zu Fuß und mit dem Rad unterwegs als je zuvor. Es sei besser, wenn sich diese Ausflügler auf viele Gaststätten verteilen würden und sich nicht alle an den wenigen öffentlichen Plätzen tummeln müssten. Wie das ende, habe sich ja inzwischen gezeigt.

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