Streift ein Wolf durch den Landkreis Landsberg? In der Region ist ein Tier gesichtet worden. Jäger Josef Hang machte bereits Ende Juni im Gemeindebereich Wessobrunn die spektakuläre Entdeckung – genauer gesagt, seine Wildtierkamera. Denn der Wolf tappte in die Fotofalle. Wie Hang unserer Zeitung sagte, hat auch das Landesamt für Umwelt die Wolf-Sichtung verifiziert. Die Aufnahme entstand nur wenige Kilometer von der Grenze zum Landkreis Landsberg entfernt. So reagieren die örtlichen Jäger und die Landwirte. Und einen eindringlichen Tipp gibt es für Hundebesitzer.
Josef Hang staunte zwar im ersten Moment, als er auf sein Handy schaute. Aber wirklich überrascht war er nicht. Eine seiner Wildtierkameras, die er zur Erfassung von Wildschweinrotten in seinem Jagdrevier aufgehängt hat, machte an einem Morgen um 4.58 Uhr eine Aufnahme. Darauf zu sehen: ein Wolf. Das Foto wurde per SMS direkt auf Hangs Handy geschickt. Der 50-jährige Hohenpeißenberger ist Jagdpächter in einem über 700 Hektar großen Revier im Wessobrunner Ortsteil Forst (Landkreis Weilheim-Schongau). „Dass der Wolf auch mal bei uns durchzieht, war klar. Im Allgäu leben Tiere und vor Jahren wurde im Landkreis Starnberg ein Wolf von einem Auto überfahren“, so Hang.
Die Rehe sind wieder entspannt
Ob das Tier nur auf der Durchreise war oder dauerhaft hier lebt, kann er nicht sagen. Allerdings halte sich das fotografierte Tier nicht mehr in seinem Jagdrevier auf. „Das kann man am Verhalten der Rehe beobachten. Wenn zum Beispiel ein Luchs oder ein Wolf in der Nähe sind, laufen die Rehe regelrecht auf eine Wiese, um zu äsen, und sind sehr unruhig. Das ist momentan nicht der Fall“, schildert er seine Erfahrungen.
Bei dem fotografierten Wolf könnte es sich um ein Jungtier handeln, das derzeit auf Suche nach anderen Tieren sei, um eine Familie zu gründen. Solange es sich um ein einzelnes Tier in der Region handle, müssten beispielsweise Landwirte keine Angst um ihre Herden haben. „Ich bin zwar kein Wolfsexperte, aber selbst wenn ein Kälbchen auf einer Weide zur Welt kommt, sollte da nichts passieren. Aber bei Schafen oder Ziegen sieht es wohl anders aus.“ Josef Hang warnt jedoch ausdrücklich Hundebesitzer. Sie sollten ihre Vierbeiner vor allem in Waldnähe unbedingt an die Leine nehmen. Eine Begegnung zwischen Hund und Wolf sei eine klare Angelegenheit. „Der Besitzer kann danach Hackfleisch aus dem Wald holen. Auch ein Jagdhund hat keine Chance gegen einen Wolf.“
Ein Haushund hat gegen einen Wolf keine Chance
Bei den Jägern im Landkreis Landsberg hat man die spektakuläre Aufnahme aus der Nachbarschaft auch zur Kenntnis genommen. „Dass Wölfe durchstreifen, ist bekannt. Aber ich gebe dem Wolf bei uns wenig Chancen. Dazu ist der Lebensraum zu wenig geworden, der Mensch hat sich stark ausgebreitet und unser Straßennetz ist sehr eng“, sagt Georg Duschl, der Kreisvorsitzende vom Jagdschutz- und Jägerverein Landsberg. Er befürchtet, dass das Tier – ähnlich wie sein Starnberger Artgenosse – von einem Fahrzeug getötet werden könnte. Der Wolf sei kein Konkurrent für die Jäger, aber durchaus für die Landwirtschaft. „Der Wolf hat gegenüber Jungtieren einen enormen Vorteil. Aber wie jedes Tier auf der Welt hat er seine Daseinsberechtigung.“
Auf Seiten der Landwirte sieht man die Wolfs-Sichtung entspannt. „Da muss man erst einmal abwarten und darf nicht in Hysterie fallen“, sagt Hermann Dempfle vom Kreisteam des Bunds Deutscher Milchviehhalter aus Rott. Er könne sich nicht vorstellen, dass das Tier in der Region wüte und Herden angreife. „Ich denke, dass der Wolf seiner üblichen Jagd nachgeht. Aber es kann ja sein, dass er schon wieder ganz woanders ist. Der Wolf legt ja viele Kilometer zurück.“
Das Landratsamt reagiert entspannt
Zuletzt wurden im Freistaat regelmäßig Wölfe gesichtet, unter anderem in den Landkreisen Regen, Eichstätt, Schwandorf und Bayreuth. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt (LfU) in Augsburg tappten die meisten von ihnen in eine Fotofalle.
Bei den Wölfen handelt es sich in der Regel um durchwandernde Tiere, die auf der Suche nach einem eigenen Territorium sind. Ein Wolf könne in einer Nacht 50 bis 70 Kilometer zurücklegen, sagte eine Sprecherin des LfU. „Die Tiere sind sehr mobil.“ Insofern könnte jederzeit überall im Freistaat ein Wolf beobachtet werden. Für den Schutz von Schafsherden beispielsweise – durch einen Elektrozaun oder einen Herdenschutzhund – könnten Tierhalter Fördermittel beantragen. Beim Landratsamt Landsberg reagiert man entspannt. „Es war nur eine Frage der Zeit nach den Sichtungen in anderen Landkreisen“, sagt Sprecher Wolfgang Müller, „bei uns gab es aber noch keine.“ Die Untere Naturschutzbehörde ergreife derzeit keine Maßnahmen. „Der Wolf ist streng geschützt und eh sehr scheu.“
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