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Landkreis Landsberg: LT-Serie: So geht es der Eventbranche in der Krise

Landkreis Landsberg

LT-Serie: So geht es der Eventbranche in der Krise

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    Bastian Georgi alias DJ MrOggman im Juli 2020 beim „Picnic Summer“ auf dem Schlüsselanger in Landsberg.
    Bastian Georgi alias DJ MrOggman im Juli 2020 beim „Picnic Summer“ auf dem Schlüsselanger in Landsberg. Foto: Thorsten Jordan (Archiv)

    Vor einem Jahr, am 16. März, trat in Bayern wegen der Corona-Pandemie der Katastrophenfall ein. Das öffentliche Leben wurde stark eingeschränkt. Gut zwei Monate zuvor war in Kaufering der erste Corona-Infizierte in Deutschland bekannt geworden. Seither hat das Coronavirus unser Leben verändert. In einer Serie erzählen uns jeden Monat Menschen aus dem Landkreis Landsberg, wie sie die Corona-Krise erlebt haben. Den Anfang machen der Diskothekenbesitzer Stefan Egger aus Dießen und der Eventmanager Bastian Georgi aus Landsberg.

    Den 16. März 2020 werden Stefan Egger und Bastian Georgi wohl nie vergessen. An diesem Tag wurden in Bayern alle öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen sowie der Betrieb von Schwimmbädern, Kinos, Bars und Diskotheken, Theatern, Museen, Sport- und Spielplätzen, aber auch Bordellen sowie gastronomischen Einrichtungen jeder Art untersagt. Stefan Eggers Diskothek PM in Untermeitingen hat seither nie mehr Partygäste empfangen, Bastian Georgi konnte zumindest einige kleinere Events organisieren. Und dennoch könnte die aktuelle Gefühlswelt der beiden Männer aus dem Landkreis Landsberg unterschiedlicher nicht sein. Während Egger eher positiv in die Zukunft blickt, klagt Georgi über eine fehlende Perspektive, wirkt zermürbt und müde.

    Stefan Egger leitet die Discothek PM in Untermeitingen. Der Dancefloor bleibt wegen Corona weiter leer.
    Stefan Egger leitet die Discothek PM in Untermeitingen. Der Dancefloor bleibt wegen Corona weiter leer. Foto: Piet Bosse (Archiv)

    „Es wird von Monat zu Monat immer schlimmer“, sagt Bastian Georgi. Der 37-Jährige betreibt in Landsberg das Eventmanagement Rebelz Sound. Eigentlich. Momentan überführt er Autos, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Was ihn und seine Kollegen aus der Eventbranche an der Situation am meisten stört, sei das Gefühl, von der Politik nicht beachtet zu werden. Zudem sei es kaum zu ertragen, dass die Politik offenbar keinen Plan hat. Dabei habe er die Hoffnung gehabt, dass Konzepte entworfen würden, wie Veranstaltungen auch in der Pandemie möglich sind.

    Ein Event in Landsberg sorgt für Seelenheil

    Wie das gehen kann, hat Georgi Anfang Juli mit dem „Picnic Summer“ auf dem Schlüsselanger in Landsberg gezeigt. „Wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir auch mit Sicherheitskonzepten arbeiten können“, sagt der Eventmanager. Die mehrtägige Veranstaltung mit Musik, Essen und Getränken sei extrem gut für das Seelenwohl gewesen. Doch ab dem Herbst folgte eine Enttäuschung nach der anderen. „Nach jeder Konferenz mit den Ministerpräsidenten sitze ich fassungsloser vor dem Fernseher“, sagt er. Der Gedanke, seine Firma zu schließen und alles hinzuwerfen, sei da. Als gelernter Informatiker könnte er wohl in seinem früheren Job wieder arbeiten, doch eine Mischung aus blindem Idealismus und Romantik würden das noch verhindern. Doch wie geht es weiter?

    Bastian Georgi hat wenig Hoffnung, dass es in der Branche vor dem Frühjahr 2022 wieder einigermaßen läuft. Und selbst wenn Events und Veranstaltungen wieder möglich sein sollten, werde es mindestens fünf Jahre dauern, bis er die bislang angehäuften Verluste ausgleichen könne. Im vergangenen Jahr habe er 92 Prozent seines Umsatzes verloren. Die finanzielle staatliche Unterstützung sei da nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. „Ich habe meine Altersvorsorge fast aufgebraucht. Und das mit 37 Jahren.“

    So war das 1. Picnic auf dem Landsberger Schlüsselanger:

    Stefan Egger gestaltet derzeit den Außenbereich seiner Diskothek um. Er hofft, seinen Biergarten mit Tischen, Sitzgelegenheiten und Sandflächen am 27. März öffnen zu können. Von 17 bis 22 Uhr will er im Außenbereich bewirten und so das PM in Untermeitingen bei seinen Gästen wieder in Erinnerung rufen.

    Denn wer in diesen Tagen in die Diskothek kommt, der lässt dort einen Corona-Schnelltest machen. Egger hat Mitte Dezember dort ein privates Testzentrum aufgebaut. Jeder, der möchte, kann sich dort an drei Tagen die Woche auf das Coronavirus testen lassen und hat etwa 15 Minuten später das Ergebnis. Wer von Eggers rund 60 Mitarbeitern Lust hatte, konnte sich umschulen lassen und arbeitet nun im Testzentrum mit. „Es läuft super. Im Dezember hatten wir an Spitzentagen bis zu 400 Leute da. Darunter auch einige aus dem Landkreis Landsberg“, sagt der 55-Jährige, der in Dießen lebt.

    Aus der Disco wird eine Teststation

    Stefan Egger ist keiner, der den Kopf in den Sand steckt. Er sei Unternehmer, und diese Tätigkeit berge immer auch ein gewisses Risiko. Den Gedanken, die Diskothek aufzugeben, habe er nie gehabt. „Das PM ist mir ans Herz gewachsen.“ Zudem habe er eine Verantwortung seinen Mitarbeitern gegenüber.

    Auch Egger hat staatliche Hilfen erhalten. „Spät und wenig“ seien sie geflossen. Also senkte der 55-Jährige seine Kosten, als er merkte, dass eine Öffnung der Diskothek in weite Ferne rückt. Doch der gebürtige Österreicher ist eh keiner, der auf Unterstützung vom Staat angewiesen sein möchte. „Ich will unabhängig sein“, sagt Stefan Egger. Deshalb habe er auch das Testzentrum ins Leben gerufen und setze jetzt auf die Außengastronomie. Auf den Restart vor dem PM freut er sich schon jetzt.

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