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Landkreis Landsberg: Kritiker im Landkreis Landsberg machen gegen 5G-Ausbau mobil

Landkreis Landsberg

Kritiker im Landkreis Landsberg machen gegen 5G-Ausbau mobil

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    Die ersten Mobilfunkmasten im Landkreis Landsberg sind bereits mit 5G-Technik ausgestattet.
    Die ersten Mobilfunkmasten im Landkreis Landsberg sind bereits mit 5G-Technik ausgestattet. Foto: Thorsten Jordan

    „Deutschland hat die Entwicklung verschlafen.“ Dieser Satz fällt nicht selten, wenn es um den hiesigen Stand der Digitalisierung geht. Auch deshalb macht die Bundesregierung beim Thema 5G Nägel mit Köpfen: Schon 2025 soll es in Deutschland ein leistungsfähiges Netz des neuen Mobilfunkstandards geben. Überall gehen derzeit neue 5G-Standorte ans Netz – so auch im Landkreis Landsberg. Die Telekom hat bereits Antennen in Eching und Geltendorf mit der Technologie ausgestattet – weitere sollen bald folgen. Während sich die einen über die Aussicht auf ultraschnelles Internet freuen, sehen Kritiker schwarz und machen auch in der Region mobil.

    Die Befürchtungen der 5G-Gegner: Der Mobilfunkstandard der fünften Generation, der eine wesentlich schnellere Datenübertragung als bisher ermöglicht, werde nicht nur die Klimaziele, sondern auch die Gesundheit der Bevölkerung erheblich gefährden. Tumorerkrankungen oder Hautkrebs könnten die Folge sein, befürchten sie.

    Monica Stadler-Gullotta, die in der rund 200 Mitglieder starken Bürgerinitiative „Ammerseeregion 5G-frei“ aktiv ist, spricht von einem „sehr brisanten Thema“. Seit zwei Jahren beschäftigt sich die Gesundheitspraktikerin aus Utting nach eigenen Angaben intensiv mit der 5G-Technologie und deren Auswirkungen. „Unser Ziel ist, dass der Landkreis Landsberg vorerst – soweit es geht – 5G-frei bleibt.“ Die Bürgerinitiative spreche unter anderem in Gemeinderatssitzungen vor und versuche so, über die Risiken aufzuklären.

    5G-Gegner befürchten gesundheitliche Probleme

    Im Grunde, das betont die 56-Jährige im LT-Gespräch immer wieder, habe die Bürgerinitiative gegen eine Digitalisierung nichts einzuwenden. Allerdings müsse dabei besonnen vorgegangen werden: „Es soll alles möglichst schnell miteinander vernetzt werden – vom Fernseher bis zur Babywindel“, sagt Stadler-Gullotta. „Dauer-WLAN im Bereich von Mikrowellenstrahlung, 24 Stunden überall, auch in allen Wohnräumen – das kann nicht gutgehen.“ Ihrer Einschätzung nach könnte die Technologie die Gesundheit vieler Menschen erheblich beeinträchtigen. Die gepulste Dauerstrahlung würde etwa zu Schlafstörungen, Problemen mit der Psyche oder Tinnitus führen.

    Ein weiterer Kritikpunkt: Das 5G-Netz müsste durch viele sogenannte Kleinzellen verdichtet werden, die etwa in Gullideckeln oder Blumentöpfen versteckt sind. „Man kann sich quasi gar nicht mehr für ein analoges Leben entscheiden. Die Strahlung durchdringt sogar Hauswände“, moniert Stadler-Gullotta.

    Ein Telekom-Sprecher sieht keinen Grund zur Sorge

    Wie reagieren die Mobilfunkanbieter auf die Kritik an der 5G-Technologie? Laut Telekom-Sprecher Markus Jodl besteht überhaupt kein Grund zur Sorge. „Am Ende des Tages ist 5G nichts anderes als eine Weiterentwicklung der LTE-Technologie“, sagt er. „Wir reden immer noch über Mobilfunk.“

    Europas größtes Telekommunikationsunternehmen halte sich beim Ausbau streng an die von Fachgremien festgelegten Maßgaben – und habe außerdem einen Versorgungsauftrag der Bundesregierung zu erfüllen. Demnach müssen 99 Prozent der Bevölkerung bis 2025 durch das 5G-Netz erreicht werden. Außerdem spüre der Konzern erheblichen Druck aus der Wirtschaft.

    Für die großen Telekommunikationsanbieter gelte es, auch im Landkreis Landsberg keine Zeit zu verlieren. Noch im August sollen nach Eching und Geltendorf mindestens sechs weitere Kommunen an das 5G-Netz der Telekom angeschlossen werden. Welche das sind, kann Jodl noch nicht sagen: „Wir stehen aber immer im engen Kontakt mit den jeweiligen Kommunen, wenn ein neuer Standort gebaut wird.“ Dass viele Menschen noch gar kein 5G-fähiges Smartphone besitzen und vom Ausbau noch gar nicht profitieren können, spiele für den Anbieter keine Rolle. „Es ist wichtig, dass wir den Teppich jetzt ausrollen. Die Geräte kommen hinterher.“

    Auch Vodafone treibt den 5G-Ausbau im Landkreis Landsberg voran

    Funklöcher seien jedoch ein anderes Thema – durch das 5G-Netz sind diese laut Jodl kaum zu schließen. Im Kreis Landsberg, wo pro Tag 130.000 Gespräche allein im Netz der Telekom geführt würden, erreiche das Unternehmen aktuell etwa 95 Prozent der Haushalte. „Da haben wir sicher noch Nachholbedarf“, sagt Jodl. Bayernweit liege der Wert bei rund 98 Prozent.

    Auch Konkurrent Vodafone treibt den 5G-Ausbau im Landkreis voran. In Geltendorf befinden sich bereits drei Antennen am Netz. Bis Mitte 2021 sollen ebenso viele in der Gemeinde Weil aktiviert werden. Laut Sprecher Tobias Krzossa setzt das Unternehmen dort – wie überall im ländlichen Raum – auf einen niedrigeren Frequenzbereich mit größerer Reichweite. „Wir wollen dadurch auch Funklöcher schließen“, sagt Krzossa.

    5G-Gegnerin Monica Stadler-Gullotta überzeugt das alles nicht. Sie und ihre Mitstreiter in der Bürgerinitiative möchten erreichen, dass die Kommunen im Landkreis Landsberg den 5G-Ausbau mit einem Moratorium aufschieben. Und zwar so lange, bis die Unbedenklichkeit der Technologie geklärt ist. „Wir Menschen sind momentan so etwas wie Versuchskaninchen“, sagt die 56-Jährige.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Es braucht mehr Transparenz

    Lesen Sie dazu auch: Diskussion um Mobilfunkmast in Kaufering

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