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Landkreis Landsberg: Keine Party, kein Geld in der Kasse: Landsberger Club-Betreiber in Not

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Keine Party, kein Geld in der Kasse: Landsberger Club-Betreiber in Not

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    Der Dießener Stefan Egger betreibt das PM in Untermeitingen. Wie viele andere Club- und Diskothekenbetreiber steht er derzeit ohne Einnahmen da.
    Der Dießener Stefan Egger betreibt das PM in Untermeitingen. Wie viele andere Club- und Diskothekenbetreiber steht er derzeit ohne Einnahmen da. Foto: Marcus Merk

    „Alarmstufe Rot“ heißt es wieder am Mittwoch, 28. Oktober: Die gleichnamige Initiative der Veranstaltungsbranche lädt zur Demo nach Berlin. Denn für Eventfirmen, Clubs und Diskotheken gilt wegen der Corona-Pandemie immer noch der Lockdown. Das Landsberger Tagblatt hat mit Betroffenen aus dem Landkreis Landsberg gesprochen. Kommt das große Club- und Discothekensterben?

    Die größte Diskothek in der Region, das PM in Untermeitingen im Landkreis Augsburg, hatte am 7. März letztmals regulär geöffnet. Discobesitzer Stefan Egger lebt in Dießen und engagiert sich im Bundesverband der deutschen Diskotheken. Bei einem Branchentreffen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sei angeklungen, „dass diese Phase noch bis in den Frühsommer 2021 dauern kann“.

    Club-Betreiber Egger trifft den Wirtschaftsminister

    Machte das PM 2019 einen Jahresumsatz von 1,7 Millionen Euro, ist diese Zahl nun auf 103.000 Euro geschrumpft, wie Egger erzählt. „Ich bin zwiegespalten, einerseits finde ich es toll, dass der Staat Soforthilfe und Überbrückungsgelder zahlt, auf der anderen Seite sind die Gelder knapp bemessen und werden zu spät ausgezahlt.“ Egger musste auf private Reserven zurückgreifen und Kredite aufnehmen. Sein Vorteil: Stefan Egger ist seit elf Jahren Eigentümer des PM und hat Ressourcen. Er verweist auch darauf, dass in der Politik diskutiert wird, einen Unternehmerlohn zu zahlen.

    „Am Wochenende zum Tanzen weggehen, das zählt zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen von jungen und jung gebliebenen Menschen“, betont der PM-Betreiber und DJ. Wie alle Gesprächspartner sieht Egger die Notwendigkeit, Vorkehrungen gegen die Pandemie zu ergreifen. Den Weg der Politik versteht er aber nicht, „in Thermen geht es doch auch“. „Das hat viel mit Ischgl zu tun“, glaubt Egger, dass die Infizierungswelle, die von einer österreichischen Diskothek aus in andere europäische Länder schwappte, für Politiker abschreckend wirkte.

    Die Betreiber haben eigene Hygienekonzepte

    Die Situation in dem kleinen Club dort ist für Egger aber nicht vergleichbar mit einer Großraumdisco wie dem PM mit Lüftungsanlage und einem Hygienekonzept, das er entwickelt hat. Es sieht unter anderem vor: elektronische Voranmeldung, Eintritt nur per Code aufs Handy (womit auch korrekte Telefonnummern vorlägen) und Hygieneregeln für die Räumlichkeiten, ähnlich wie in den Restaurants und mit plexiglasgeschützten Tischen, die gebucht werden. Auf der Tanzfläche gilt Mund-Nasen-Schutz. Und Mengenbeschränkungen, beispielsweise statt der üblichen 2000 Personen nur 500. Egger ist aber Optimist: „Ich glaube fest daran, dass wir im Frühsommer wieder weitermachen können. Nach Regen kommt auch Sonnenschein.“

    Mit seinem Club Moritz in Landsberg kann Claus Moritz gerade nichts anfangen. Er renoviert gerade das darüberliegende Waitzinger Bräustüberl.
    Mit seinem Club Moritz in Landsberg kann Claus Moritz gerade nichts anfangen. Er renoviert gerade das darüberliegende Waitzinger Bräustüberl. Foto: Thorsten Jordan

    Claus Moritz, der seinen Landsberger Club Moritz ebenfalls seit März nicht mehr aufsperren darf, antwortet mit einem bitteren Lachen auf die Frage, wie er sich fühlt. „Es ist alles traurig“, so beschreibt er die Situation. „Am meisten tut es mir für die Jungen leid.“ Formulierungen aus der Politik, wonach man doch alleine daheim tanzen solle, empfindet er als sehr negativ. Auch er ist dafür, dass wegen der Ansteckungsgefahr aufgepasst wird, und hat ein Hygienekonzept entwickelt. Aber im August habe er noch gedacht, dass es vielleicht im September oder Oktober weitergehen könne. Clubs geschlossen zu halten und jetzt auch noch die Gastronomie ab 22 Uhr, „das fördert doch Privatpartys, das ist alles nicht schlüssig“, kritisiert Claus Moritz. Er glaubt, dass der Unmut vieler über die Beschränkungen größer wird.

    Feiern und Partymachen ist in Zeiten von Corona nicht möglich

    Bastian Georgi hat – wie berichtet – bereits im September in Berlin demonstriert. Der Landsberger Eventveranstalter ist verärgert darüber, dass die Politik ihm und seinen Kollegen nicht zutraut, effektive Hygienekonzepte umzusetzen – obwohl gerade Veranstalter gewohnt seien, beispielsweise 72.000 Menschen ins Olympiastadion zu bekommen. „Wir wissen, wie wir solche Sachen handhaben, wir haben die Gäste unter Kontrolle“, verweist auch er darauf, dass nach einer professionell durchgeführten Veranstaltung sich Infektionsketten nachvollziehen ließen – anders als bei Privatpartys.

    Der Landsberger Event-Veranstalter Bastian Georgi steht vor einer ungewissen Zukunft.
    Der Landsberger Event-Veranstalter Bastian Georgi steht vor einer ungewissen Zukunft. Foto: Thorsten Jordan (Archiv)

    Georgi unterstützt die Forderungen von „Alarmstufe Rot“, die sich für eine bessere Unterstützung der Veranstaltungsbranche starkmacht. Georgis Eventfirma Rebelz Sound hat Umsatzeinbußen von 95 Prozent und in Sachen Unternehmerlohn geht Georgi leer aus. Die Krux für Soloselbstständige und Kleinunternehmer: Sie bekommen auch keine Sozialhilfe, da oft teures Equipment vorhanden ist – beispielsweise das Veranstaltungsfahrzeug Fire-Truck bei Georgi. „Wenn nichts passiert, war’s das Ende des Jahres.“ Der Veranstalter weiß von zwei Fällen von Suizid bei Leuten, mit denen er gearbeitet hatte.

    „Demonstrieren reicht nicht mehr“, sagt der Landsberger Regisseur und Snowdance-Veranstalter Tom Bohn, der im September auch bei der Demo in Berlin war.

    Mit diesem Posting wendet sich Bastian Georgi an die Öffentlichkeit:

    Die Branche müsse sich stärker wehren und juristische Wege beschreiten. Bohn empfindet es als eine Farce, dass beispielsweise Bars und Clubs geschlossen sind „und im Privaten stecken sich die Leute an“. Das Snowdance Independent Film Festival soll auf jeden Fall vom 31. Januar bis 7. Februar 2021 stattfinden.

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