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Landkreis Landsberg: Die Polizei Landsberg jagt die Tuning-Szene

Landkreis Landsberg

Die Polizei Landsberg jagt die Tuning-Szene

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    Im Landkreis Landsberg treffen sich immer häufiger Fahrer von getunten Autos. Die Polizei will deswegen verstärkt Kontrollen durchführen.
    Im Landkreis Landsberg treffen sich immer häufiger Fahrer von getunten Autos. Die Polizei will deswegen verstärkt Kontrollen durchführen. Foto: Christoph Lotter (Symbolbild)

    In der Filmreihe „The Fast and the Furious“ liefern sich die Hauptdarsteller mit getunten Autos Wettrennen mit Schurken und der Polizei. Auch im Landkreis Landsberg werden die Straßen seit einiger Zeit – unerlaubterweise – ab und an zur Rennstrecke für die Fahrer von hochmotorisierten Autos. Kürzlich stoppte die Polizei ein nächtliches, illegales Autorennen auf der B17 (LT berichtete). Da der Landkreis offenbar immer mehr zum Treffpunkt für die Tuning-Szene aus Oberbayern und Schwaben wird, reagiert die Polizei: Sie will verstärkt auf Raserjagd gehen.

    „Die jungen Leute können sich gerne hier treffen. Aber es muss Grenzen geben. Wir wollen die Szene ins Visier nehmen“, sagt Landsbergs Polizeichef Bernd Waitzmann. Seit rund einem Jahr würden sich junge Erwachsene mit ihren zum Teil hochmotorisierten Autos vorwiegend an den Wochenenden an einer Tankstelle im nördlichen Landkreis an der B17 treffen. Immer wieder werde die Polizei informiert, weil sich Anwohner durch die An- und Abfahrt der getunten Autos gestört oder andere Verkehrsteilnehmer gefährdet fühlen. Ende Juni gelang der Polizei ein erster Schlag gegen die Szene.

    Kürzlich gab es ein illegales Rennen auf der B17

    Wie berichtet, hatten die Beamten in der Nacht auf einen Sonntag auf der B17 bei Landsberg eine Geschwindigkeitskontrolle durchgeführt. Mehrere hochmotorisierte Fahrzeuge fuhren mit stark überhöhter Geschwindigkeit an der Kontrollstelle in südlicher Fahrtrichtung vorbei. Etliche Fahrer bremsten stark ab, doch zwei fuhren weiter. Erst rund zehn Kilometer weiter im Süden – in Höhe Fuchstal – konnten die Wagen gestoppt werden. Hinterm Steuer saßen ein 24-Jähriger und eine 20-Jährige aus dem Landkreis Weilheim-Schongau. Beide mussten nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft noch vor Ort ihre Führerscheine abgeben.

    „Das waren Geschwindigkeitsbereiche, die eigentlich auf eine Rennstrecke gehören. Die Nachfahrt war mit Spitzengeschwindigkeiten“, sagt Bernd Waitzmann über die Verfolgungsfahrt der beiden modifizierten Sportwagen, die beide mehrere Hundert PS unter der Haube gehabt hätten. Bei der anschließenden Kontrolle hätten die beiden Fahrer keinerlei Unrechtsbewusstsein gezeigt, sondern ganz im Gegenteil gesagt: „Wir wollen Spaß.“

    Die Polizei warnt vor den Gefahren

    Und dem Landsberger Polizeidirektor geht es darum, genau solche schwarzen Schafe aus dem Verkehr zu ziehen. „Wir wollen die, die den Nervenkitzel wollen, rausziehen. Wir wollen nicht belehren, sondern strafrechtliches Verhalten ahnden.“ Gleichwohl sagt Waitzmann: „Nicht jeder in der Tuning-Szene fährt zu schnell oder mit Dingen, die nicht erlaubt sind.“ Aber einigen Mitgliedern sei die Tragweite ihres Handelns nicht bewusst, und diese würden ihren Freiheitsdrang durch den Geschwindigkeitsrausch ausleben wollen. „Die Leute sagen: ’Ich habe das Fahrzeug ja unter Kontrolle.’ Aber der Verkehr bietet oft Situationen, die nicht vorhersehbar sind. Die Folgen können verheerend sein.“ Bislang sei noch immer alles gut ausgegangen und es habe keine Unfälle mit Personenschaden gegeben. Doch die Polizei will es erst gar nicht so weit kommen lassen. „Zum Glück hat es noch keine Verletzten gegeben. Wir planen eine stärkere Überwachung und wollen die Szene kontrollieren“, sagt Bernd Waitzmann.

    Sehen Sie hier eine Galerie vom Tuner-Treffen in Krumbach:

    Vor allem an den Wochenenden trifft sich ein Personenkreis auf dem Parkplatz der besagten Tankstelle. Den Kennzeichen nach zu urteilen kommen die Fahrer der sowohl optisch als auch zum Teil technisch modifizierten Autos aus der gesamten Region – aus den Landkreisen Landsberg, Fürstenfeldbruck, Starnberg, Weilheim-Schongau, Augsburg und zum Teil auch aus dem benachbarten Baden-Württemberg. „Die Szene gibt es hier seit einem halben Jahr bis Jahr. Sie wächst und ist nicht geschlossen. Das sind Leute im Alter zwischen 16 und 27 Jahren in etwa. Die nehmen zum Teil lange Anfahrten auf sich. Zuerst treffen sich wenige, dann wird es attraktiver und irgendwann ist es ein ganzer Pulk“, sagt Bernd Waitzmann.

    Die Fahrer kommen aus weit entfernten Landkreisen

    Zum Teil würden fast zwei Dutzend Autos zu dem Treffpunkt kommen. Bei Kontrollen habe man immer wieder Ordnungswidrigkeiten festgestellt oder auch Verstöße gegen das Zulassungsrecht. Anders als noch vor zehn Jahren würde das EU-Recht den Autobesitzern mehr Modifikationsmöglichkeiten einräumen. „Was damals noch unmöglich war, ist heute möglich. Die Dinge führen nicht mehr so schnell zur Erlöschung der Betriebserlaubnis“, erklärt der Landsberger Polizeichef und nennt als Beispiel Abgasanlagen, die bewusst Fehlzündungen produzierten. „Unsere Aufgabe wird es auch sein, illegale Tunings rauszufiltern. Dazu wollen wir uns Unterstützung der Verkehrspolizei holen“, so Waitzmann, der aber auch auf seiner Dienststelle auf darauf spezialisierte Beamte zurückgreifen kann.

    Ansonsten will sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht tiefer in die Karten blicken lassen. Denn die Tuning-Szene agiere sehr vorsichtig. Bernd Waitzmann: „Manchmal muss auch Kommissar Zufall mitspielen, und die Leute sollen auch Wahrnehmungen melden. Wir werden auf jeden Fall ein Auge drauf haben.“

    Lesen Sie auch den Kommentar: Kontrollen der Tuning-Szene sind richtig

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