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Kulturleben: Zwei Künstler mit dem gleichen Ziel

Kulturleben

Zwei Künstler mit dem gleichen Ziel

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    Drei Werke aus der Ausstellung: (oben) „Buttoh-Tanz“, 2015, Öl hinter Glas, von Juschi Bannaski; (unten links) Königin, bereuend (die leere Blonde), 2019, Skulptur, Assemblage, polychrom von Bert Praxenthaler und (unten rechts) „Weiße Reihe“,2016, Öl hinter Glas von Juschi Bannaski.
    Drei Werke aus der Ausstellung: (oben) „Buttoh-Tanz“, 2015, Öl hinter Glas, von Juschi Bannaski; (unten links) Königin, bereuend (die leere Blonde), 2019, Skulptur, Assemblage, polychrom von Bert Praxenthaler und (unten rechts) „Weiße Reihe“,2016, Öl hinter Glas von Juschi Bannaski.

    Was wäre die Welt ohne unser Erstaunen über die Vielfalt und Einzigartigkeit ihrer Erscheinungen? Ärmer, um eine Vielzahl an Forschern und Entdeckern; Suchern, Sammlern und Bewunderern; ärmer also auch um die Kunst und die „in ihr festgehaltenen und zu unserer ständigen Beobachtung freigegebenen“ Empfindungen.

    Digitales Teilen als Vereinzelung und im Gegensatz dazu analoges Erleben als kommunikativen Akt beschreibend hielt Dr. Thomas Goppel in der Galerie Josephski-Neukum ein eindringliches Plädoyer für die Kunst und deren Protagonisten sowie das Ausstellungswesen als Werte, die es gerade in heutiger Zeit zu würdigen und für die es einzutreten gelte. Damit benannte er neben der Einführungsrede zur Werkschau der Malerin Juschi Bannaski und des Bildhauers Bert Praxenthaler einen weiteren Grund für sein Engagement im und vor allem für den Issinger Pfarrhof: „Stimmung sammeln dafür, dass nicht eine Galerie verschwindet, eine der ganz wenigen im Landkreis, die wirklich von sich reden gemacht haben“ und anzuschauen, „was wir uns erhalten können, wenn wir wollen.“

    Damit verwies Goppel auf einen sich zuspitzenden Konflikt um die Baufälligkeit des denkmalgeschützten Gebäudes, dessen Lösung die Gemeinde Vilgertshofen als Eigentümerin derzeit mehrheitlich nicht in dessen Sanierung, sondern seiner Veräußerung zu sehen scheint. Dem drohenden Aus für die über 30 Jahre bestehende, überregional renommierte Galerie Josephski-Neukum versucht nun ein Verein zur „Vermittlung und {…} Förderung der zeitgenössischen Kunst {…} in den Räumen im Alten Pfarrhof Issing“ entgegenzuwirken. Während enge Freunde schon seit Längerem von der Sorge des Ehepaars Neukum/Josephski um dessen Lebenswerk wissen, traf Goppels Eintreten für die Galerie, mit dem er das Thema nun öffentlich machte, den Großteil des Vernissagenpublikums unvorbereitet. Die Nachricht sorgte nach der Laudatio für reichlich Gesprächsstoff und hitzige Diskussionen.

    Ungeachtet dessen führen Helga Neukum und Joschi Josephski ihre Arbeit mit den gewohnt hohen Qualitätsmaßstäben fort. Vielleicht nach dem Gebot der Stunde „wer wagt, gewinnt“ präsentieren sie in einer überraschenden Kombination die Künstler Juschi Bannaski und Bert Praxenthaler und setzen in der Gegenüberstellung ihrer Werke starke Impulse. Wie Goppel in seiner Einführungsrede hinwies, sind beide nicht nur aufgrund der gewählten Technik, Hinterglasmalerei beziehungsweise Bildhauerei mit gleichem Ziel „sehr unterschiedlich unterwegs.“ Auch deren „künstlerisches Erstaunen über die Welt“ sei von anderer Art. Ihrem Zauber sich überlassend gestaltet Juschi Bannaski leuchtende Farblandschaften als lockende Fantasie- und nie vollends enträtselbare Traumwelten. Während Bert Praxenthaler mit Nischen, Höhlen und teils versteckt liegenden Öffnungen in seinen farblich gefassten Skulpturen – Altäre, Reliquienschreine und neuerdings Büsten – scheinbar nicht nur deren Geheimnisse, sondern in ihnen die Mysterien der Welt buchstäblich „zu ergründen“ sucht.

    Übereinstimmend verstehen sich beide aber als passionierte „Sammler“ und „intuitive Erzähler“ von Geschichten vor individuell unterschiedlich gefärbtem Hintergrund. Manchmal sind es Reiseerzählungen aus Bali, die sich nach Juschi Bannaskis Heimkehr in ihr Starnberger Atelier zu Bildern verdichten, manchmal schlagen sich in Bert Praxenthalers Werkstatt in seinen Skulpturen Eindrücke aus Afghanistan nieder, wo er sich als Kunstrestaurator um die 2001 von den Taliban zerstörten Buddhas von Bamiyan kümmert. Beide Male sind es aber Empfindungen und Augenblicke, die sie festhalten und teilen wollen – und oft dann erst selbst verstehen.

    Die Ausstellung „Immer und gar nicht“ mit Werken von Juschi Bannaski und Bert Praxenthaler in der Galerie Josephski-Neukum in Issing ist geöffnet samstags und sonntags, jeweils von 14 bis 19 Uhr, Ausstellungsdauer bis Sonntag, 20. Oktober.

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