Landsberg Mit etwa 100 Zuhörer war das Gemeindehaus der evangelischen Kirche am Sonntagabend beim Konzert des jungen Landsberger Künstlers Johannes Egger ungewöhnlich voll. Das spiegelte die Bedeutung wider, die der Gitarrist und gebürtige Landsberger, Jahrgang 1981, beim Publikum genießt. Mit Recht. Denn das Spiel des Kulturförderpreisträgers der Lechstadt aus dem Jahre 2009 ist herausragend. Darüber hinaus war es ein hoffnungsvoller Beginn für die zu erwartenden Herbstkonzerte.
Eggers Interpretation des Präludiums, der Fuge und des Allegros, Bachwerkeverzeichnis 998, zeigte schon zu Beginn die ganze Subtilität und die Empfindsamkeit des Gitarristen.
Der hatte vor kurzem seine Studien mit einem Aufenthalt in Brüssel abgerundet. Mit stupender Grifftechnik und Gespür für die Melodiosität eines Stückes und für den musikalischen Moment, dabei doch von ungeheurer Intensität und Sanftmut getragen intonierte er dieses wunderbare Werk. Die Struktur übersieht oder verdeckt der junge Künstler nicht und gibt billigen Effekten nach, er arbeitet das Gerüst einer Komposition klar heraus. Das war beispielhaft an der mehrstimmigen Bachschen Fuge zu hören.
Auch die Kunst mit einem Instrument Geschichten zu erzählen, Landschaften hörbar zu machen, Bilder im Kopf des Zuhörers zu erzeugen, ihn in fremde Welten zu entführen, gelingt Johannes Egger überzeugend. Die drei musikalischen Perlen von Isaac Albéniz, „Mallorca“, „Rumores de la caleta“ und das glanzvolle „Asturias“ sprechen eine andere Sprache als das Kleinod von Bach und ziehen das Publikum doch ebenso in Bann. Sie lassen die klassische spanische Gitarrenmusik lebendig werden, diese besondere, auch in maurischer Tradition, komponierte Musik.
Egger schaffte es schließlich bei den „Rumores“ die Gitarre zum Singen zu bringen. Bei dem Werk von Albéniz erschließt sich ein anderer Kosmos von Tönen und Akkorden. So, wenn etwa in den „Asturias“ schöne Läufe auf der Gitarre zu hören sind.
Mit faszinierender Leichtigkeit
Die beiden Prelude des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos, eines Klassikers der Gitarrenmusik, gaben eine Anmutung südamerikanischen Charakters und lassen eine faszinierende Leichtigkeit erkennen.
In Brüssel hat Egger gelernt in verschiedenen Stilen selbst zu komponieren. Anhand dreier Stücke von Franz Schubert (Ständchen, Der Leiermann, Die Post) probierte er Paraphrasen im Stile von Hans-Werner Henze und der Minimal-Art aus.
Zuletzt auch unter Verwendung der gesprochenen Sprache. Das gelang ihm durchaus gut. Das „Ständchen“ begleitete auf der Violine Silvia Székely, „Die Post“ verwandelte Egger in ein Gitarrentrio, bei dem ihm Erik Müller und Philipp Rosplesch assistierten.
Den Text des „Leiermann“ trug Egger selbst vor.
Als Zugabe gab’s das „Ständchen“ in einer Fassung für Gitarre. Ein guter Schluss für zwei Stunden hervorragender Gitarrenmusik.