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Konzert: Berliner Weltmusik

Konzert

Berliner Weltmusik

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    Mit einer Comic-Rolle illustrierten Claudia Karduck, Bérangére Palix und Bettina Stäbert (von links) eine schwedische Moritat.
    Mit einer Comic-Rolle illustrierten Claudia Karduck, Bérangére Palix und Bettina Stäbert (von links) eine schwedische Moritat. Foto: Foto: Andres Frey

    Hechenwang Nach zweieinhalb Jahren gab es am Ammersee wieder Klänge von „Aquabella“ – auf dem intimen Brettl vom Gasthaus Saxenhammer. Dort hatten sich am Freitagabend fast 70 Zuhörer eingefunden. Das Staunen blieb beim Publikum die bestimmende Emotion. Nicht nur hinsichtlich der Sprachen – „wir singen fast zwanzig“ – sondern auch hinsichtlich der auflockernden Elemente. Kaum ein Gesangsensemble dürfte die Bühne mit diesem Maß an Kreativität beleben wie „Aquabella“.

    „Weibliche Weltmusik“ heißt das Grundmotto der Gruppe. Tatsächlich waren im Programm „Sonho meu“ (portugiesisch: Mein Traum) die Sprünge über die Landkarte ebenso schwindelerregend wie die Variationsbreite der Stimmen. Erstaunlich rau und temperamentvoll stimmten die vier ein neuseeländi-sches Maori-Lied an. Gleich darauf wurden tief und klar bulgarische Zeilen mit heiligem Ernst intoniert. Genauso gut funktionierte die gegenteilige Stimmung: „Scha, schtil, mach nisch keen Gewalt“: Ein fröhlicher Klezmer.

    Doch nicht nur der „Rebbe“, der Rabbi, tanzte auf der Bühne. Auch die vier im Stile eines Westernsa-loon-Varietés keck bekleideten Vokalistinnen sorgten für Bewegung: Da gab es gepustete Seifenblasen, einen weiblichen Balztanz, die pantomimische Illustration eines Fischerliedes oder auch ein szenisches Spiel mit eingeschalteten Taschenlampen. Die konnten einmal als Suchscheinwerfer dienen, ein anderes Mal aber als Spotlights die Gesichter der Sängerinnen beleuchten.

    Klassisch gestaltete Kanonsätze für Fans von Chormusik gab es auch, doch beim Live-Auftritt rückten die Folksongs in den Mittelpunkt. Da folgte dem beschwingten persischen Hochzeitslied (Solo: Claudia Karduck) ein gänsehautträchtig-leises irisches Lied (Solo: Bérangére Palix). Eine klangvolle Weise aus Irland machte Platz für afrikanischen Silbengesang (Trommel: Anja Hermann). Ungezwungen und flexibel wurden nicht nur die Tonlagen durchmessen, sondern auch die Möglichkeiten der mundgemachten Zusatztöne ausgelotet. Vogelgezwitscher und Pfeifen steigerten sich im nordischen Lied über die Riesin „Grla“ zu Windheulen, Froschquaken und Knarzen.

    Dritter Pluspunkt im abwechslungsreichen Programm war der Humor des Sängerinnen-Kleeblatts. Bettina Stäbert ließ durch ihre berlinerischen Kalauer die Zeit wie im Fluge vergehen. „Wo sinn wa heute? In Geltendorf…?“ Dazu war die mittels Comic-Rolle illustrierte schwedische Moritat eine erfrischende Abwechslung zum bloßen Übersetzen der Strophen.

    „Wir hatten immer wieder Umbesetzungen wegen diverser Babypausen, doch die meisten Sängerinnen blieben uns verbunden“, erläuterte Bettina Stäbert dem Landsberger Tagblatt. So gehe die „Comic-Rolle“ ebenso auf die Zeichenkunst einer Ehemaligen zurück wie die Illustrationen im Booklet der nagelneuen CD „Nordlichter“, dem fünften Album des seit zehn Jahren existenten Ensembles. Freilich sind das spontane Eingehen aufs Publikum und der Berlinische Heckmeck eben nur live zu erleben. Dennoch bietet „Aquabella“ auch auf der CD einiges an witzigen, teils selbst geschriebenen deutschen Liedern: Kein Stil und keine Sprache sind vor diesen Sängerinnen sicher. (frey)

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