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Kirchenkunst: Die Apostel ohne Paulus und das Glaubensbekenntnis

Kirchenkunst

Die Apostel ohne Paulus und das Glaubensbekenntnis

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    Petrus und (ein vielleicht falscher) Jacobus stehen an den Seiten des Kreuzes in der Pfarrkirche St. Martin in Thaining.
    Petrus und (ein vielleicht falscher) Jacobus stehen an den Seiten des Kreuzes in der Pfarrkirche St. Martin in Thaining. Foto: Foto: Ulrike Reschke

    Thaining Bei Kirchenkonzerten oder längeren Predigten haben die Besucher häufig Gelegenheit, ihren Blick durch das sakrale Gebäude schweifen zu lassen und sich mit dessen Innenausstattung auseinanderzusetzen. Eine Besonderheit ist in der

    Seit dem frühen Christentum werden die zwölf Apostel als Gelehrte und Säulen der Kirche verehrt. Entsprechend herausragende Positionen erhielten ihre Darstellungen in Kirchenbauten, beispielsweise an Säulen oder Portalen, wie die Kreisheimatpflegerin Heide Weißhaar-Kiem sagt. „Sie sind Träger der christlichen Offenbarung und Zeugen des irdischen Daseins Jesu Christi.“ Als solche würden sie mit den Artikeln des Credo in Verbindung gebracht. Seit dem Mittelalter sei diese Art der Darstellung gebräuchlich. So auch in der Thaininger Pfarrkirche St. Martin.

    Beginnend auf der Nordseite, links des Altars, lässt sich das Gebet über die südliche Innenwand bis hin zur Kanzel nachlesen. Freilich in einer altertümlichen Sprache: „Ich glaub in Gott Vater des Allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erden“, „der empfangen ist von dem Heiligen Geist gebohren auf Maria der Jungfrauen“, „abgestigen zu der höll“, „die ablassung der sündt“.

    Die Reihenfolge in der Darstellung wechselte zeitweise. Laut „Lexikon der christlichen Ikonographie“ änderten sich mit der Reihenfolge der Apostel auch die ihnen zugeordneten Credo-Artikel häufig, was eine „große Anzahl willkürlicher Variationen und Kombinationsmöglichkeiten“ zur Folge hatte. An der ersten Stelle stand jedoch immer Petrus, der mit einem Schlüssel dargestellt wird – meist direkt hinter ihm Paulus. Ganz vorne dabei ist stets Johannes.

    Die bildliche Darstellung umfasst stets auch ein typisches Werkzeug oder Gerät, so beim Heiligen Thomas ein Spieß. Daraus konnten die Gläubigen auf den zugeordneten Credo-Artikel schließen, „auch wenn die Lesekompetenz gering war“. Die individuellen Attribute sind historisch und weisen meist auf einen Märtyrertod hin: Andreas etwa trägt den Kreuzstab, Bartholomäus ein Messer.

    In St. Martin in Thaining eröffnet Petrus die Darstellungsreihe, ihm folgen Jacobus der Ältere, Johannes, Andreas, Philippus, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jacobus der Jüngere, Simon, Judas, Thaddäus und Matthias. Die Figuren der klassischen Apostelreihe – erst später kam der bekehrte Paulus dazu – sind paarweise angeordnet und flankieren das Kreuz (Petrus/Jacobus), die um 1800 nachträglich eingebaute Kanzel (Matthias/Judas Thaddäus) oder figürliche Darstellungen anderer Heiliger.

    Die beiden Jakobi lassen sich aufgrund ihrer Attribute identifizieren: Jacobus der Ältere (Patron der Pilger, Jakobsweg) trägt Pilgerkleidung und als Verzierung Muscheln, die Kartusche zeigt Pilgerstab und Wasserflasche. Jacobus der Jüngere, der Legende nach gesteinigt und erschlagen, wurde durch die Abbildung von Keule oder Walkerstange kenntlich gemacht.

    Die in den Kartuschen aufgemalten Weihekreuze bezeichnen die Stellen, die bei der Weihe der Kirche gesalbt wurden und durch den Weiheritus „nobilitiert“, sprich geadelt sind. In ihrer Mitte befanden sich einst Leuchter, sagt Heide Weißhaar-Kiem. Diese sitzen nun auf den Konsolen der Figuren.

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