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Kinsau: Was der Kinsauer Brillendesigner Funk an Söder schreibt

Kinsau

Was der Kinsauer Brillendesigner Funk an Söder schreibt

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    Dieter Funk aus Kinsau betreibt eine Brillenmanufaktur und kritisiert die wirtschaftlichen Bedingungen aufgrund der Corona-Krise. Er hat einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder geschrieben.
    Dieter Funk aus Kinsau betreibt eine Brillenmanufaktur und kritisiert die wirtschaftlichen Bedingungen aufgrund der Corona-Krise. Er hat einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder geschrieben. Foto: Julian Leitenstorfer

    „Erklären Sie konkret, was Sie wirklich unter einem Bayerischen Schutzschirm verstehen, denn Lippenbekenntnisse wie ,Niemand wird alleine gelassen!’ helfen uns kaum weiter“. So steht es in einem offenen Brief, den Dieter Funk an Ministerpräsident Markus Söder und an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger geschrieben hat. Denn die durch die Pandemie angeordneten Geschäftsschließungen treffen auch den 53-Jährigen und seine Brillenmanufaktur in Kinsau hart. Rund 50 Mitarbeiter beschäftigt Funk, der in Berlin, München, Wien und Kinsau auch noch Optikerläden betreibt. Funk kritisiert nicht nur, er hat auch konkrete Vorschläge.

    Erst vor drei Jahren hat er seine moderne Produktionsstätte „Funk Eyewear“ in Kinsau gebaut. Dort werden hochwertige Brillengestelle für den internationalen Markt produziert. Derzeit läuft der Betrieb mit angezogener Handbremse unter strengen hygienischen Auflagen, wie er sagt.

    Von einem Tag auf den anderen sind ihm – wie vielen anderen Geschäftsleuten auch – die Einnahmen komplett weggebrochen. Die laufenden Kosten aber sind geblieben. Dass in der Corona-Krise drastische Maßnahmen getroffen werden müssen, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern, stellt Funk gar nicht infrage. Im Gegenteil: „Wir sehen unsere Mitverantwortung als Teil der systemrelevanten Gesundheitsversorgung und möchten den Menschen weiterhin helfen“, schreibt Funk in seinem Brief an Markus Söder und Hubert Aiwanger. Auch wenn Augenoptik- und Hörakustikbetriebe weiterhin geöffnet bleiben durften, seien auch bei diesen die Einnahmen weggebrochen. „Sicherlich können Sie sich vorstellen, dass kaum ein Kunde freiwillig in der jetzigen Situation einen Sehtest machen möchte, Kontaktlinsen anpassen lässt oder eine neue Brille kauft“, schreibt er weiter.

    Die Soforthilfe hilft nicht wirklich weiter

    Der unverschuldete Umsatzrückgang von nahezu 100 Prozent innerhalb von wenigen Tagen führe zu großen Problemen, die Auswirkungen auf die gesamte Augenoptik-Branche habe. „Bislang sind wir ein gesundes und solventes Unternehmen, das seit fast 30 Jahren in Bayern angesiedelt ist.“ Da helfe auch die Corona-Soforthilfe nicht wirklich weiter. „Bei Firmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern gibt es bis zu 30.000 Euro. Das reicht für die Personalkosten ein paar Tage.“

    Dieter Funk fühlt sich nicht ausreichend an die Hand genommen von der Politik. Er fordert mehr Klarheit und Informationen für Betroffene. Sämtliche Ämter, Banken und selbst die Agentur für Arbeit seien überlastet und nicht erreichbar. „Wir haben aber alle keine Zeit auf Auskünfte, geschweige denn auf Unterstützung zu warten“, so der Unternehmer. Maßnahmen wie Stundung von Krankenkassenbeiträgen, KfW-Kredite oder Ähnliches sieht Funk als wenig geeignet, Gewerbetreibenden das Überleben in der Corona-Krise zu erleichtern. „Das ist doch Augenwischerei, das ist nur ein Verschieben der Fälligkeiten. Damit ist niemandem gedient.“ Alleine die Tatsache, dass alle jetzt gestundeten Arbeitgeberanteile an den Krankenkassenbeiträgen ja Ende Mai auf einen Schlag fällig würden, zeige, dass solche Maßnahmen rein gar nichts bringen.

    Es müssen andere Vorschläge her

    Da müssten andere Vorschläge her. Beispielsweise der, das Kurzarbeitergeld, „das ja auch keine Neuerfindung der Corona-Krise ist“, sofort auf 80 Prozent anzuheben. „Schauen Sie, nur so kann doch die Kaufkraft der Leute einigermaßen gesichert werden“, sagt Funk im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt. Denn auch wenn die Geschäfte wieder öffnen und seine Manufaktur wieder in voller Besetzung arbeiten dürfe, müsse es Kunden geben, die es sich leisten könnten, Geld auszugeben.

    In seinem Brief an Söder und Aiwanger schreibt Funk weiter: „Natürlich ist eine Soforthilfe und schnelles Handeln Ihrerseits der richtige Ansatz, nur eben der bekannte Tropfen auf den heißen Stein. Es bleiben uns somit nur sehr begrenzte Möglichkeiten.“ Er appelliert im Namen der deutschen Augenoptik-Branche: „Schaffen Sie einheitliche Regelungen, präsentieren Sie zeitnahe Lösungen und treffen Sie verbindliche Aussagen.“ Damit die Augenoptik-Branche diese Krise überlebt, sei viel mehr nötig, ist Dieter Funk überzeugt.

    Trotz aller Verzweiflung und Skepsis gegenüber der Wirksamkeit der staatlichen Rettungsangebote verliert Dieter Funk nicht die Hoffnung: „Es wird nie wieder wie vorher, aber mit Menschlichkeit, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein wird es wieder weitergehen.“ Eine Antwort auf seinen Brief aus München hat der Kinsauer Unternehmer im Übrigen noch nicht bekommen.

    Ein Porträt über Brillendesigner Dieter Funk lesen Sie hier: Die Trends auf der Nase: Wenn die Brille ein echter Kracher ist

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