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Kinsau: Der Kinsauer Schatz vom Dachboden

Kinsau

Der Kinsauer Schatz vom Dachboden

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    Ein spektakulärer Gemäldefund sorgte vor drei Jahren in Kinsau für Aufsehen. Jetzt ziert die Mariendarstellung aus der Wallfahrtskirche das Rathaus im historischen Pfarrhof.
    Ein spektakulärer Gemäldefund sorgte vor drei Jahren in Kinsau für Aufsehen. Jetzt ziert die Mariendarstellung aus der Wallfahrtskirche das Rathaus im historischen Pfarrhof. Foto: Manuela Schmid

    Mehr als drei Jahre ist es her, dass ein spektakulärer Gemäldefund im südlichen Landkreis für Aufsehen sorgte (LT berichtete). Mittlerweile ist die Mariendarstellung aus dem 18. Jahrhundert vollständig restauriert und hat einen Ehrenplatz im Rathaus im historischen Pfarrhof in Kinsau gefunden. Der Pfarrhof hat mit dem Ölgemälde einen Schatz erhalten. Der materielle Wert des Bildes sei schwer zu ermitteln, sagt Bürgermeister Marco Dollinger. „Aber der ideelle Wert ist für uns Kinsauer unschätzbar.“ Schließlich handelt es sich um das Deckengemälde der Pfarrkirche St. Matthäus, die früher einmal eine bekannte Wallfahrtsstätte war.

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    Kinsau war früher ein Wallfahrtsort

    Allein die aufwendige Restaurierung des Ölgemäldes kostete knapp 50.000 Euro. Dank der Vermittlung der Kreisheimatpflegerin Heide Weißhaar-Kiem konnte ein Geldgeber gefunden werden. „Die Kosten der Renovierung hat zu 100 Prozent die Bauer’sche Barockestiftung übernommen“, sagt Dollinger. Fast vier Monate lang waren zwei Restauratorinnen damit beschäftigt, den Schmutz mit Wattestäbchen abzunehmen, die losen Farbpigmente zu festigen und alle Löcher und Risse zu schließen. Und das Ganze konnte die Bevölkerung auch noch live miterleben: Einmal pro Woche war die „Schauwerkstatt“ für die Öffentlichkeit zugänglich. „Die Restauratorin Irmgard Schnell-Stöger hat uns gesagt, sie habe es in ihrer 40-jährigen Laufbahn noch nie erlebt, dass das Interesse der Bevölkerung so groß gewesen sei“, sagt Bürgermeister Dollinger.

    Das runde Ölgemälde mit einem Durchmesser von 2,90 Metern, das einmal die Decke der Wallfahrtskirche zierte, ist laut Dollinger eines der wenigen barocken Gemälde, das noch nie restauriert wurde. Auch die vielen verschiedenen Darstellungen auf dem Gemälde seien außergewöhnlich. Die genaue Bedeutung werde jetzt noch untersucht, sagt der Bürgermeister. Das Bild, das der Schongauer Maler Veit Benno Lederer (1672-1743) anfertigte, war in Kinsau ein Teil eines größeren Marien-Zyklus. Es steht in Verbindung mit der Marienwallfahrt. Offensichtlich handelt es sich um eine Darstellung von Maria als apokalyptische Frau. Sie kniet auf dem Bild auf einer Mondsichel und wird in himmlische Höhe getragen, begleitet von einem Engel, der ein neugeborenes Kind trägt.

    Beim Aufräumen wurde das Gemälde entdeckt

    Die obere Bildhälfte besticht durch die strahlende junge Frauengestalt in hellen Farbwerten mit Texten und Symbolen aus dem Marienlob. Der untere Bildteil ist dagegen sehr düster und enthält Zeichen für Sünde, Wollust, Ungerechtigkeit und Tod. Im unteren Bilddrittel ist ein mächtiger Drache dargestellt, auf dessen Haupt die apokalyptische Frau mit ihrem rechten Fuß steht.

    Entdeckt wurde das Gemälde bei Renovierungsarbeiten am Pfarrhof. Die Überraschung war damals groß, als Zweiter Bürgermeister Alexander Resch und Kirchenpfleger Dietmar Hefele den Dachboden ausräumten. Sie waren gerade dabei, den

    Die Pfarrei hat das Gebäude samt Inhalt verkauft

    „Die Gemeinde hat das Gebäude mit dem gesamten Inhalt gekauft“, sagt Bürgermeister Dollinger – und damit unwissentlich ein wertvolles Kunstwerk mit erworben. Es gebe an den Besitzverhältnissen keinen Zweifel. Direkt nach dem Fund des Gemäldes hatte die außergewöhnliche Mariendarstellung für großes Aufsehen gesorgt. Bei der einheimischen Bevölkerung sei das Interesse nach wie vor groß. Schließlich sei es für eine kleine Gemeinde schon etwas Besonderes, das ehemalige Deckengemälde einer Wallfahrtskirche in ihrem Rathaus zu beherbergen.

    Die Kinsauer Matthäuskirche war in früheren Zeiten – noch bevor die Gläubigen auf Wieswallfahrt gingen – ein bekannter Pilgerort. Die Menschen kamen damals in Scharen zu „Unserer Lieben Frau in Kinsau“ (die Figur steht heute noch am Hochaltar). Die Wallfahrten begannen etwa im Jahr 1708. Damals stand noch die alte Kirche. Es begann alles damit, dass der damalige Pfarrer und der Mesner wundersame Beobachtungen an der Figur gemacht hatten: Aus den Augen der Muttergottes floss Wasser, als der Pfarrer zu ihr betete.

    Man erzählt sich von einigen Wundern

    Dann folgten Wunder: Ein fast erblindeter Mann wurde wieder mit dem Augenlicht gesegnet, ein Mann auf Krücken konnte wieder gehen. Aber auch Menschen, die mit dem Fuhrwerk unterwegs waren, erbaten den Schutz der Muttergottes – ebenso wie jene, die bei der Überfahrt über den wilden Lech (es gab damals noch keine stabile Brücke) in Todesgefahr geraten waren. Besonders viele Wallfahrer kamen damals aus Denklingen, Schongau, Hohenfurch und Schwabniederhofen. In den Jahren 1712 bis 1714 wurde die Matthäuskirche neu erbaut, da die Pfarrei die vielen Wallfahrer längst nicht mehr unterbringen konnte. Und eben aus dieser Zeit stammt auch das Deckengemälde, das jetzt das Rathaus ziert. Dort hängt es im Ausstellungsraum an der Wand.

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