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Kaufering: Medizintechnik: Geräte aus Kaufering sind in der Corona-Krise gefragt

Kaufering

Medizintechnik: Geräte aus Kaufering sind in der Corona-Krise gefragt

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    Corpuls-Geschäftsführer Christian Klimmer mit einem Defibrillator, den das Unternehmen herstellt.
    Corpuls-Geschäftsführer Christian Klimmer mit einem Defibrillator, den das Unternehmen herstellt. Foto: Thorsten Jordan

    Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, Unternehmen melden Kurzarbeit an, Produktionsstätten stehen wegen der Corona-Krise still. Nicht so bei der Firma „GS Elektromedizinische Geräte G. Stemple GmbH“ in Kaufering, besser bekannt unter ihrem Produktnamen Corpuls. Dort wird mittlerweile sogar am Sonntag gearbeitet und Vertriebsmitarbeiter sind zur Unterstützung nach Kaufering geholt worden, um schneller medizinische Geräte herstellen und die Nachfrage bedienen zu können.

    Das LT hat mit einem der Geschäftsführer, Dr. Christian Klimmer, gesprochen. In Kaufering arbeiten 300 Mitarbeiter und stellen Defibrillatoren samt Monitoringsystemen her. „Es sind Systeme, die die Lebensfunktionen kontrollieren, beispielsweise die Sauerstoffsättigung im Blut, was gerade bei einem Covid-19-Patienten wichtig ist“, erklärt der 48-jährige Geschäftsführer Klimmer. Außerdem habe man ein Thoraxkompressionsgerät entwickelt, das zur Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Herzstillstand eingesetzt wird. So könnten Reanimationen auch mit weniger Körperkontakt effektiv durchgeführt werden. Kontrollsysteme wie die Corpuls-Defibrillatoren mit ihren Patientenmonitoringsystemen sind in der Corona-Krise gefragt: „Gerade wenn ein Patient beatmet wird, muss ein Monitoring stattfinden“, so Klimmer.

    Dr. Christian Klimmer (Foto oben) ist einer der Geschäftsführer.
    Dr. Christian Klimmer (Foto oben) ist einer der Geschäftsführer. Foto: Thorsten Jordan

    Von vielen deutschen Kunden – Rettungsdiensten, aber auch der Bundeswehr, die Kliniken damit ausstatten – kämen Meldungen, dass Sonderbedarf bestehe. Bestellungen kämen mittlerweile aber auch weltweit. „Bei uns stehen die Telefone nicht still.“ Deswegen wurde laut Klimmer die Arbeitswoche auf Samstag ausgedehnt, in Absprache könnten Mitarbeiter, die daheim Kinder zu betreuen hätten, auch am Sonntag arbeiten. „Ich schätze, dass die Produktion um 40 bis 50 Prozent erhöht wurde.“ Das Unternehmen versuche mittlerweile auch über Zeitarbeitskräfte die Produktivität zu steigern, doch das sei im Hinblick auf die Qualitätssicherung der Produkte nur begrenzt möglich, so Klimmer. Material für die Produktion sei noch ausreichend vorhanden. Corpuls habe aber auch einen Zulieferer aus Norditalien, und man wisse nicht, wie lange dieser noch für Nachschub sorgen könne. „Momentan darf noch geliefert werden.“ Geschäftsführer Günter Stemple ist, wie Christian Klimmer erzählt, nach wie vor in die Unternehmensentscheidungen integriert – aber per Videoschaltung, denn der 78-jährige Senior habe sich vor einer Woche in freiwillige Quarantäne begeben.

    "Wir versuchen derzeit alles zur Verfügung zu stellen"

    Christian Klimmer erzählt, wie sich Rettungsdienste darauf vorbereiteten, eine höhere Zahl an Intensivtransportwagen in ihrer Fahrzeugflotte zu haben. Denn mit einem Standard-Rettungswagen könne kein Intensivpatient von einem Krankenhaus in ein Spezialklinikum verlegt werden. „Wir versuchen derzeit alles zur Verfügung zu stellen, was wir können und sehen, was wir an Geräten aus dem Messepool, an Demogeräten und Servicegeräten im Haus haben.“ Diese Geräte sollen laut Klimmer den Rettungsdiensten kostenlos leihweise zur Verfügung gestellt werden. Das nähere Prozedere werde mit den Rettungsverbänden noch geregelt.

    Außerdem können die Corpuls-Geräte zu einem zentralen Überwachungsmonitoring zusammengeschlossen werden: Das Kauferinger Unternehmen hat diese Funktion 2019 entwickelt. Vorstellen müsse man sich das wie auf einer Intensivstation, in der die Vitalfunktionen von zehn bis 15 Intensivpatienten zentral überwacht würden, erklärt Klimmer. „Der Pfleger oder die Krankenschwester können reagieren, wenn eine der Lebensfunktionen außerhalb der Norm liegt.“

    In Kaufering werden unter anderem Defibrillatoren hergestellt.
    In Kaufering werden unter anderem Defibrillatoren hergestellt. Foto: Thorsten Jordan

    Im militärischen Bereich, beispielsweise beim Aufbau von Feldlazaretts, werde das Corpuls-System schon eingesetzt, erzählt der Geschäftsführer: „Unsere Geräte sind für den mobilen Einsatz auch outdoor gebaut.“ Ein derartiges zentrales Monitoring braucht es auch, wenn in provisorisch als Kliniken hergerichteten Turnhallen oder Hotels mehrere Intensivpatienten betreut werden. Das Unternehmen könne Corpuls-Einzelgeräte, die die notwendige Hardware hätten und schon im Besitz von Rettungsdiensten seien, miteinander vernetzen, „sodass ein Pfleger die Parameter mehrerer Patienten überwacht“, erklärt Christian Klimmer.

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    Diese Funktion will man laut Klimmer während der Corona-Krise den Rettungskräften kostenlos zur Verfügung stellen. Anfragen aus Nordrhein-Westfalen gebe es dazu schon, so Klimmer. Da man nicht wisse, wie die Fallzahlen und damit auch die Zahlen der schwer an Covid-19 Erkrankten sich entwickelten, kann Christian Klimmer auch nicht sagen, wie stark die Fähigkeiten des Kauferinger Unternehmens in naher Zukunft gefragt sein werden. „Wir haben Italien vor Augen, aber diese Szenarien treten vielleicht auch gar nicht ein.“

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