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Kaufering: Entsteht ein Bildungscampus für Kaufering?

Kaufering

Entsteht ein Bildungscampus für Kaufering?

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    Einen Bildungscampus mit Kindertagesstätte und Grund- und Mittelschule im Franz-Senn-Weg in Kaufering schlägt der Stadtplaner Dr. Volker Salm vor, der den Bedarf an Betreuungsplätzen für die Marktgemeinde untersucht hat.
    Einen Bildungscampus mit Kindertagesstätte und Grund- und Mittelschule im Franz-Senn-Weg in Kaufering schlägt der Stadtplaner Dr. Volker Salm vor, der den Bedarf an Betreuungsplätzen für die Marktgemeinde untersucht hat. Foto: Julian Leitenstorfer

    Betreuungsplätze für Kinder sind in Kaufering knapp. Die Marktgemeinde greift jetzt schon auf Container zurück, um den Bedarf zu decken (LT berichtete). Im Marktgemeinderat hat nun der Geograf und Stadtplaner Dr. Volker Salm aus München sein Gutachten vorgestellt und aufgezeigt, dass die Kapazitäten deutlich erhöht werden müssen. In seine Prognose hat er ein großes Baugebiet bereits eingerechnet, und macht einen Lösungsvorschlag.

    Dr. Salm hat als Grundlage für seine Berechnungen zunächst die Entwicklung bei den Betreuungsplätzen seit dem Jahr 2010 analysiert, zwei Jahre aber außen vor gelassen. „2016 hat sich die Ankunft der Flüchtlinge in Kaufering stark ausgewirkt und 2019 die Auflösung der Soocerhalle, in der diese untergebracht waren. Diese Jahre würden deswegen die Statistik verzerren und wir haben sie rausgelassen.“ Der Blick auf die Statistik zeige, dass es deutlich mehr Sterbefälle als Geburten gebe (siehe Zahlen am Ende des Textes). Dieser Bevölkerungsrückgang werde durch den Zuzug der vergangenen Jahre nicht kompensiert, so Salm. „Daran wird auch das Baugebiet Lechfeldwiesen V mit den geplanten 170 Wohnungen nur für wenige Jahre etwas ändern, bis es komplett bezogen ist. Sollten weitere Baugebiete ausgewiesen werden, sieht es natürlich anders aus.“

    In immer mehr Familien arbeiten beide Elternteile

    Die Kommune müsse dennoch aus mehreren Gründen von einem steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen ausgehen, so Salm. Dass Kinder unter drei Jahren in der Krippe betreut werden, sei gesellschaftlich zunehmend akzeptiert. Auch bräuchten immer mehr Familien wegen gestiegener Lebenshaltungskosten zwei Gehälter und auch der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erhöhe die Nachfrage, so Dr. Salm.

    Besonders herausfordernd sei die Prognose, wie viele Eltern einen Krippenplatz benötigen, so der Stadtplaner. Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Kommune sei die sogenannte Bedarfsquote. Diese setzt sich zusammen aus Kauferinger Kindern unter drei Jahren, die in der Marktgemeinde oder einer anderen Kommune als Gastkinder betreut werden, sowie jenen Kindern, die auf der Warteliste stehen. „In Kaufering liegen wir aktuell bei etwa der Hälfte der Kinder in dem Alter, die dann auch betreut werden sollen.“ Bayernweit lasse sich aber beobachten, dass der Anteil an Kleinkindern stetig steige, die eine Betreuungseinrichtung besuchen. Weniger schwierig sei die Bedarfsermittlung beim Kindergarten, weil fast jedes Kind in der Altersgruppe unter sechs Jahren einen Betreuungsplatz nutze, so Dr. Salm.

    Anzahl der Klassen an der Grundschule Kaufering steigt wahrscheinlich

    Handlungsbedarf sieht er in Kaufering bei den Grundschülern gleich in zweierlei Hinsicht. Das erste Thema sind die Raumkapazitäten. Aktuell gebe es zwei Jahrgänge, in denen es bereits vier Klassen sind. In den beiden anderen seien es drei. „Ich gehe davon aus, dass zum Schuljahr 2022/23 alle Jahrgangsstufen vierzügig sind. Hier wird es zu einem Engpass kommen und es sollten flexibel nutzbare Räumlichkeiten geschaffen werden. Ich denke an eine Art Bildungscampus mit neuem Kindergarten und bestehenden Schulen am Franz-Senn-Weg.“ Eine Idee, der der Markt wohlwollend gegenübersteht, wie Geschäftsstellenleiter Dominic Jödicke auf Nachfrage des LT sagt. „Kurze Wege sind für alle gewinnbringend, beispielsweise für Eltern mit Kindern verschiedenen Alters. Wir sind hier aber noch in einer frühen Phase der Planung. Es müssen noch mehrere Aspekte abgeklärt werden. Unter anderem verläuft an der Stelle eine Hochspannungsleitung.“

    Verschärft werden könnte die Raumsituation an der Grundschule noch dadurch, dass in Kaufering in zwei Jahrgangsstufen aktuell 44 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund hätten, verweist Salm. „Es können bis zu 28 Schüler in eine Klasse, bevor eine weitere eingerichtet werden muss. Liegt der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund bei 50 Prozent und mehr, was in Kaufering in den kommenden Jahren der Fall sein könnte, liegt der Teiler bei 25.“ Ende des Jahrzehnts könnten es also statt 14 dann 18 Klassen sein, so Salm.

    Rechtsanspruch auf Betreuungsplatz ab 2026

    Handlungsbedarf besteht auch beim Ausbau der Betreuungsplätze für Grundschüler am Nachmittag. Der Rechtsanspruch sollte 2025 kommen, wurde aber um ein Jahr verschoben und soll schrittweise eingeführt werden, sodass im Jahr 2029 alle Grundschüler ein solches Angebot nutzen könnten. In Kaufering gibt es bislang eine gebundene Ganztagsklasse pro Jahrgang. Die Kinder haben über den Tag verteilt Unterricht und sind bis 16 Uhr in der Bildungseinrichtung. Etwa 120 Kinder besuchen in der Marktgemeinde derzeit die Mittagsbetreuung. Hier findet am Nachmittag kein Unterricht statt.

    Der Markt müsse zudem klären, ob zusätzliche Plätze für Grundschüler in Kooperation mit externen Trägern geschaffen werden sollen, um dem Rechtsanspruch nachzukommen, oder ob an der Schule weitere Kapazitäten entstehen sollen. Unklar ist auch noch, ob dann Fachkräfte beschäftigt werden müssen. „Jetzt sind es oft Ehrenamtliche oder Quereinsteiger wie Musik- oder Sportwissenschaftler. Wegen des schon bestehenden Fachkräftemangels vermute ich aber, dass keine Kopplung an die Beschäftigung von Fachkräften erfolgt.“

    Kaufering in Zahlen: In Kaufering leben 10.295 Menschen (Stand 30. Juni 2021). Pro Jahr gibt es 120 bis 130 Sterbefälle und rund 80 Geburten. Bis zum Jahr 2031 könnten laut Analyse des Stadtplaners Dr. Volker Salm 134 Plätze für Kinder unter drei Jahren nötig sein. Enthalten in der Zahl ist ein Puffer von zehn Prozent für geburtenstarke Jahrgänge. Das wäre ein Zuwachs um 72 Plätze gegenüber den aktuellen Kapazitäten. Für die Kinder unter sechs Jahren geht Dr. Salm von einem Bedarf von 66 weiteren Plätzen aus. Hier ist ebenfalls ein Puffer eingerechnet. Aktuell gibt es für diese Altersgruppe in Kaufering 384 Plätze. Der Experte rechnet zudem damit, dass bis 2031 wohl 314 Betreuungsplätze für Grundschüler benötigt werden. In den gebundenen Ganztagsklassen sind es aktuell 112 und in der Mittagsbetreuung des Fördervereins etwa 120.

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