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Kaufering: Das Seniorenstift Kaufering will sein Angebot erweitern

Kaufering

Das Seniorenstift Kaufering will sein Angebot erweitern

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    Das Kauferinger Seniorenstift heute mit Palmerino Minutillo, Erich Püttner (ehemaliger Leiter), Heidi Heidner und Leiterin Gabi Schüder.
    Das Kauferinger Seniorenstift heute mit Palmerino Minutillo, Erich Püttner (ehemaliger Leiter), Heidi Heidner und Leiterin Gabi Schüder. Foto: Thorsten Jordan

    Das Seniorenstift gehört heute ganz selbstverständlich zu Kaufering. Kaum einer denkt noch an die Probleme, die gelöst werden mussten, ehe im Dezember vor 25 Jahren die ersten Bewohner in das Haus – das weit mehr als ein Pflegeheim ist – einziehen konnten. Aktuell gibt es Pläne, das Angebot zu erweitern und die Sorge, dass ein wichtiger Baustein des Konzepts coronabedingt wegbricht.

    Geplant worden sei damals eine Pflegeeinrichtung, wie es sie andernorts in Bayern nicht gegeben habe, sagt Erich Püttner – 17 Jahre Leiter des Hauses und später Kauferinger Bürgermeister. „Wir wollten etwas Einzigartiges auf die Beine stellen. Neben stationärer und ambulanter Pflege sowie betreutem Wohnen und Hospizarbeit sollte das Haus auch zu einem Ort der Begegnung werden.“ Ein Seniorencafé und ein Mittagstisch waren Teil des Konzepts und wurden realisiert. Deswegen sei aus Sicht der Verantwortlichen auch nur ein zentraler Standort infrage gekommen, so Püttner, der auch heute noch stundenweise im Palliativ- und Hospizbereich mitarbeitet.

    Früherer Bürgermeister Klaus Bühler war die treibende Kraft

    Treibende Kraft hinter dem Projekt war vor allem der damalige Bürgermeister Dr. Klaus Bühler. Er war es, der im Kreistag erreichte, dass nicht alle Fördermittel für Pflegeplätze in das Kreisseniorenheim in Vilgertshofen flossen, sondern in Kaufering ein neues Angebot entstehen konnte. Ein Grundstück sei auch schnell ausgemacht gewesen, sagt Bühler gegenüber dem LT – an der Ecke Albert-Schweitzer-Straße/Theodor-Heuss-Straße.

    So begann alles: Links im Bild der damalige Bürgermeister Dr. Klaus Bühler mit Heinz-Otto Mattes, der maßgeblich an der Verwirklichung beteiligt war.
    So begann alles: Links im Bild der damalige Bürgermeister Dr. Klaus Bühler mit Heinz-Otto Mattes, der maßgeblich an der Verwirklichung beteiligt war. Foto: Sybille Seidl-Cesare (Archiv)

    Allerdings gehörte es nicht der Gemeinde. Zunächst verliefen die Gespräche mit dem Ulrichswerk, dem Besitzer, ergebnislos. „Ich musste meinen väterlichen Freund, Kauferings Ehrenbürger und früheren Hilti-Geschäftsführer, Heinz-Otto Mattes, einsetzen, der gute Kontakte hatte. Ein Grundstückstausch brachte die Lösung.“ Die Diözese stellte das Areal der Gemeinde in Erbbaurecht zur Verfügung. Nach zwei Jahren Bauzeit zogen die ersten Bewohner ein. „Im Eingangsbereich gab es noch kein Pflaster, da mussten sie über Bretter steigen“, erinnert sich Erich Püttner.

    Die Corona-Pandemie macht Mitarbeitern und Bewohnern zu schaffen

    Was damals auch besonders war: Es wurde gleich ein Förderverein mitgegründet. Dessen Mitglieder bringen sich ehrenamtlich ein, organisieren zusätzliche Angebote und Veranstaltungen. Coronabedingt musste aber heuer fast alles ausfallen. „Ich fürchte, wir müssen diesen Bereich komplett neu aufbauen, wenn wir zur Normalität zurückkehren können“, so Erich Püttner.

    Die Pandemie mache auch den Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen zu schaffen, berichtet Pflegedienstleiterin Michaela Grabmeier. „Wir hatten bislang erfreulicherweise keinen positiven Fall, aber die Sorge ist groß, weil in den Medien immer wieder über Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen berichtet wird.“ Und die Pflege werde wegen des Mund-Nasen-Schutzes, den das Personal trägt, schwieriger, weil die alten Bewohner ohnehin oft nicht mehr so gut hören und sehen würden, berichtet sie.

    Die Verweildauer der Bewohner ist mittlerweile kürzer

    Im stationären Bereich leben aktuell 62 Bewohner, sechs mehr als zu Beginn. Die Arbeit habe sich stark verändert, sagt Grabmeier. „Früher hatten wir vor allem Patienten, die nach Schlaganfällen zu uns gekommen sind, heute ist der Hauptgrund Demenz. Und die Personen sind in deutlich schlechterem gesundheitlichem Zustand. Viele bleiben so lange wie es geht daheim und kommen dann mit mehreren Krankheiten zu uns, wenn es nicht mehr geht.“

    Auch die Verweildauer der Bewohner habe sich im Laufe der Zeit stark verändert, erzählt Einrichtungsleiterin Gabi Schüder, eine Mitarbeiterin der ersten Stunde. Lag diese Anfang des Jahrtausends im Schnitt bei vier bis fünf Jahren, so liegt sie heute bei „etwas mehr als zwei Jahren und das Durchschnittsalter liegt bei 84 Jahren“. Es gebe aber auch Bewohner, die wegen chronischer Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Parkinson schon ab dem 50. Lebensjahr in die Einrichtung ziehen.

    Die Hebauffeier des Kreisseniorenstifts Kaufering.
    Die Hebauffeier des Kreisseniorenstifts Kaufering. Foto: Sybille Seidl-Cesare (Archiv)

    Michaela Grabmeier, die seit elf Jahren in Kaufering arbeitet, sagt, dass es auch „deutlich mehr verhaltensauffällige Bewohner als früher“ gebe. Dies habe auch damit zu tun, dass in den Psychiatrien keine Langzeitpflege mehr stattfinde und Pflegeeinrichtungen diese Menschen aufnehmen und betreuen.

    Eine Erweiterung des Hauses scheiterte an den Kosten

    Damit ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist, brauchen die Häuser eine hohe Auslastung. In Kaufering liegt diese laut Gabi Schüder seit der Eröffnung bei mehr als 99 Prozent. „Eine Warteliste wie früher haben wir aber nicht mehr. Es wird nach Dringlichkeit und Pflegebedürftigkeit aufgenommen.“

    Eine Erweiterung des Hauses scheiterte am fehlenden Platz oder an den Kosten. Im Jahr 2015 wurde diskutiert, ein Stockwerk draufzusetzen, weil das Dach ohnehin saniert werden musste. Erich Püttner sagt, das hätte 16 bis 18 weitere Plätze gebracht, die Baumaßnahme wäre aber so teuer geworden, dass es sich nicht gerechnet hätte. Wie der langjährige Leiter mitteilt, arbeitet das Stift kostendeckend. „Allerdings sind die großen Investitionen für die Sanierung in den vergangenen Jahren über Kredite bezahlt worden, hier stemmt der Stifter, der Markt Kaufering, die jährliche Belastung.“

    Die ambulante Pflege versorgt derzeit 80 Patienten

    In der ambulanten Pflege werden derzeit etwa 80 Patienten versorgt. Die Nachfrage und der Bedarf seien aber bedeutend höher, sagt Gabi Schüder. „Es scheitert an den Fachpflegekräften, da der Markt leer ist. Soweit möglich, ist geplant, eine weitere Tour für etwa 20 Patienten einzurichten.“

    Ausgebaut werden soll auch der Bereich des betreuten Wohnens. Hier gibt es derzeit zwölf Wohnungen in Kaufering. Angedacht ist, auch Wohnungen in den Seniorenwohnhäusern des Landkreises in der Albert-Schweitzer-Straße zu nutzen.

    Und wie fällt Erich Püttners Fazit nach 25 Jahren Seniorenstift aus? „Ich bin bis auf zwei Punkte sehr zufrieden. Es schmerzte, dass wir die Tagespflege wieder schließen mussten, weil der genutzte Raum einfach zu klein war für ein vernünftiges Angebot, und die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind sehr groß.“

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