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Kaufering/Berlin: Nach Corona-Demo: Jugendamt ermittelt gegen Impfkritiker Kron

Kaufering/Berlin

Nach Corona-Demo: Jugendamt ermittelt gegen Impfkritiker Kron

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    Zigtausende Teilnehmer waren bei Corona-Demos in Berlin – unter anderem der Kauferinger Arzt Rolf Kron. Er hatte seinen Sohn dabei und ein Video sorgt im Internet für Diskussionen.
    Zigtausende Teilnehmer waren bei Corona-Demos in Berlin – unter anderem der Kauferinger Arzt Rolf Kron. Er hatte seinen Sohn dabei und ein Video sorgt im Internet für Diskussionen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Während einer Corona-Demo in Berlin am vergangenen Samstag geht der Kauferinger Arzt Rolf Kron mit seinem siebenjährigen Sohn auf den Schultern entschieden auf einen Polizisten in schwerer Montur zu. Er spricht den Beamten mehrfach an. Die Stimmung ist angespannt, zweimal wird Kron von dem Beamten zurückgestoßen. Das Kind nimmt die Situation sichtlich mit – es hält sich die Ohren zu und beginnt zu weinen. Die Szene wurde vom TV-Sender Russia Today (RT) auf Video festgehalten – in den sozialen Medien wird der 40-sekündige Clip auf vielen Kanälen geteilt. Manche Nutzer verteidigen Kron, andere halten ihm vor, sein Kind als „lebendes Schutzschild“ missbraucht zu haben. Was sagt der Kauferinger Arzt und Homöopath selbst zu den Vorwürfen? Unsere Redaktion hat mit ihm gesprochen.

    Kron, 57 Jahre alt und Vater dreier Kinder, hat seit 1996 eine Praxis in Alt-Kaufering. Dort behandelt er nach eigenen Angaben schwerpunktmäßig Menschen mit Impfschäden. In der Region trat er bereits bei mehreren Demonstrationen als Redner auf, so auch auf dem Landsberger Hellmairplatz. Themen waren das Impfen im Allgemeinen und die Corona-Schutzmaßnahmen.

    Kron wollte bei der Corona-Demo in Berlin ein "Friedensfest" feiern

    Am Samstag war Rolf Kron in Berlin, um, wie er selbst sagt, ein „Friedensfest“ zu feiern. Insgesamt, so schätzt er, seien etwa zwei Millionen Menschen in der Hauptstadt auf die Straßen gegangen, darunter Tausende Kinder. Die Berliner Polizei sprach nur von etwa 20.000 Teilnehmern. Ihm sei zwar im Vorfeld bewusst gewesen, dass sich auch politische Extremisten in der Hauptstadt versammeln würden. „Mit denen haben wir aber überhaupt nichts zu tun. Wir stehen schlicht für unsere demokratischen Grundrechte ein“, sagt Kron, der sich der Initiative „Querdenken“ zurechnet.

    Doch wie kam es zu dem Vorfall mit dem Polizisten, der im Internet die Runde macht? Kron, der sich als „Pazifisten“ beschreibt, habe gemeinsam mit einer befreundeten Ärztin eine eigene Demo angemeldet, der auch die Genehmigung erteilt worden sei. „Wir sind nur 50 Meter weit gekommen, dann hat sich die nächste Polizeistaffel uns in den Weg gestellt.“ Anschließend sei es zu besagter Szene gekommen, die im RT-Video festgehalten ist. „Ich habe den Polizisten nur gefragt, wer denn der Truppenführer ist“, sagt Kron. Der Beamte habe geantwortet, dass es einen solchen nicht gebe und ihn daraufhin weggestoßen. Dass er dem Polizisten dabei deutlich zu nahe kam und den Mindestabstand von 1,5 Metern missachtete, spielt für den erklärten Impfgegner keine Rolle. „Der Polizist hat einen Mundschutz getragen und hatte ein Visier vor dem Gesicht.“ Sowieso sei eine Ansteckung mit dem Coronavirus nur von Dezember bis Ende März möglich, sagt Rolf Kron. Dass es derzeit dennoch Infizierte gibt, sei laut Kron auf „falsch positive Tests“ zurückzuführen.

    Mit seinem Sohn auf den Schultern ging Kron auf einen Polizisten zu.
    Mit seinem Sohn auf den Schultern ging Kron auf einen Polizisten zu. Foto: Screenshot Twitter

    Im Internet sorgt das Video für viel Resonanz. Während manche Kron in Schutz nehmen, erheben viele Menschen schwere Vorwürfe gegen den 57-Jährigen. Er habe sein Kind als „Schutzschild“ missbraucht, schreibt etwa ein Nutzer. Nicht wenige fordern im Internet, sofort das zuständige Jugendamt zu informieren. Kron kann das nicht nachvollziehen – er habe seinen Sohn nicht instrumentalisiert. „Das ist alles Quatsch. Ich hätte nie erwartet, dass der Polizist mich in so einer Situation wegschubst.“ Sowieso könne es nicht sein, dass er sein Kind vor der Polizei schützen müsse: „Die müssen doch uns schützen.“

    Der Kauferinger Arzt will Anzeige gegen den Polizisten stellen

    Für den Polizeibeamten habe er dennoch ein Stück weit Verständnis. „Ich habe Panik in seinen Augen gesehen“, sagt er. „Bei uns in Deutschland werden doch teilweise Kinder in Uniformen gesteckt.“ Er wolle dem Polizisten nun die Chance geben, sich öffentlich bei ihm zu entschuldigen: „Wenn er das nicht tut, werde ich ihn anzeigen.“ Dass die Situation auf Video aufgezeichnet wurde, sei sowieso klar gewesen. „Es wird doch alles gefilmt“, sagt Kron. „Wir Demonstranten müssen die Geschehnisse selber dokumentieren, weil in den Medien alles verdreht wird.“

    Rolf Kron bei einer Kundgebung.
    Rolf Kron bei einer Kundgebung. Foto: Thorsten Jordan (Archiv)

    Eines haben die vergangenen Monate gelehrt. Bei Kundgebungen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen kocht die Stimmung schnell hoch, nicht selten kommt es zu Ausschreitungen. Ist dies das richtige Umfeld für einen Siebenjährigen? Schon zu Beginn des Videos, als Kron in Richtung des Polizeibeamten läuft, wirkt sein Sohn gestresst, hält sich die Ohren zu. Wie der Kauferinger Arzt erklärt, sei dem Siebenjährigen in diesem Moment tatsächlich der Geräuschpegel zu hoch gewesen: Die Demonstranten hätten lautstark „keine Gewalt“ gerufen. Bei dem anschließenden Vorfall habe sich das Kind zwar erschrocken, traumatisiert sei es aber nicht. „Als wir weiterziehen durften, ist er schon wieder in seinem Bollerwagen gesessen und hat fleißig Luftballons verteilt.“

    Kron hat ein ganzes Team von Anwälten

    Der Vorfall wird Rolf Kron wohl noch lange beschäftigen. „Dem Jugendamt liegen zig Mails vor, die mich des Kindesmissbrauchs bezichtigen.“ Das mache ihn fassungslos – schließlich gelte er gemeinhin als kinderliebend und kinderschützend. Gegen die Absender wolle er deswegen strafrechtlich vorgehen. Er habe bereits ein „Riesenanwaltsteam“ zu Rate gezogen. Vom Jugendamt sei er inzwischen zu einem Termin einbestellt worden. „Ich habe aber Besseres zu tun und muss mich um meine Patienten kümmern.“ Das Landratsamt Landsberg wollte sich aus Datenschutzgründen auf Nachfrage unserer Redaktion nicht zu dem Fall äußern.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Teilnahme an Demos: Der Schutz der Kinder ist vorrangig

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