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Kaltenberg: Eine eigene Ritter-Akademie auf Schloss Kaltenberg ist ihr Traum

Kaltenberg

Eine eigene Ritter-Akademie auf Schloss Kaltenberg ist ihr Traum

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    Zwei Prinzen – ein Traum: Luitpold Prinz von Bayern (links) erfüllte sich mit dem Kaltenberger Ritterturnier einen Traum, sein Sohn Heinrich Prinz von Bayern entwickelt das internationale Mittelalterevent heute weiter.
    Zwei Prinzen – ein Traum: Luitpold Prinz von Bayern (links) erfüllte sich mit dem Kaltenberger Ritterturnier einen Traum, sein Sohn Heinrich Prinz von Bayern entwickelt das internationale Mittelalterevent heute weiter. Foto: Julian Leitenstorfer

    Die Geschichte, wie es mit dem Turnier vor 40 Jahren losging, haben Sie, Prinz Luitpold, sicherlich schon tausendmal erzählt. Dennoch: Ist es heute im Rückblick das geworden, was Sie sich damals erhofft hatten?

    Luitpold, Prinz von Bayern: Das stimmt schon, das war damals die Erfüllung eines Jugendtraums für mich. In den 60er-Jahren war ich, wie viele andere auch, ein Fan der TV-Serie Ivanhoe. Das war ein edler und tapferer Ritter, und wir haben natürlich alle mit Schwertern gekämpft. Später war ich beruflich viel unterwegs, unter anderem auch in London. Dort feierte eines Tages eine Rittertruppe am Tower die Hochzeit eines der Ihrigen namens „Knight of the Black Gauntlet“, also Ritter des Schwarzen Handschuhs. Die Truppe haben wir dann zur Eröffnung der Ritterschwemme, die noch gar nicht fertig gebaut war, verpflichtet. Seither haben wir das Turnier sukzessive weiterentwickelt.

    Wann haben Sie gemerkt, dass da mehr möglich ist, als die Eröffnungsshow für eine Gaststätte?

    Prinz Luitpold: Sofort, vom ersten Tag an. Damals kam gleich das Fernsehen und am zweiten Tag zwischen 5000 und 6000 Menschen. Wir waren auf 500 eingestellt. Unter ihnen war auch der erste „Spontan-Ritter“, der hieß Fred Huber und kam zu Pferd.

    Sie sind ein erfolgreicher Unternehmer. Sahen Sie sofort die heutige Top-Veranstaltung vor Ihrem geistigen Auge?

    Prinz Luitpold: Naja, wir wollten auf keinen Fall eine Eintagsfliege bleiben. Allerdings kam noch ein Aspekt dazu. Unsere Brauerei war klein und in der Region Landsberg eigentlich nicht vertreten. Ich musste also deren Bekanntheitsgrad steigern, und ein Ritterturnier passte perfekt zu unserer Marke. Und: Die Voraussetzungen waren perfekt. Wir hatten die Flächen auf Schloss Kaltenberg, an der Schlossstraße wurden damals Stände aufgestellt.

    Warum haben Sie sich bereits nach vier Jahren von den englischen Rittern wieder getrennt? Mit dem Franzosen Jackie Venon haben Sie schließlich bis zum 25. Jubiläum gearbeitet, seither mit Mario Luraschi.

    Prinz Luitpold: Die Engländer hatten in Kaltenberg eine lustige Zeit, waren aber nur eine halb-professionelle Truppe. Ständig war dann auch jemand von denen verletzt. Das Risiko wurde immer größer, die Sache wurde uns deswegen zu heiß. Mit den Profi-Stuntmen aus Frankreich, egal, ob les Cascadeurs Associés oder Cavalcade, lief die Sache dann perfekt – bis zum heutigen Tag.

    Frage an den derzeitigen Chef des Ritterturniers, Heinrich Prinz von Bayern. Wann kamen Sie erstmals mit den Rittern in Berührung?

    Prinz Heinrich: Ach, schon ganz früh. Irgendjemand musste ja die Holzschwerter testen, die mein Vater extra anfertigen ließ. Noch mehr interessierten mich aber die Fanfarenzüge und natürlich die großen Baumaschinen, die zwischen den Turnieren permanent auf dem Gelände unterwegs waren. Außerdem war das Turnier spätestens ab dem Zeitpunkt, als meine Mutter (Prinzessin Beatrix) die Geschäftsführung übernahm, ständiges Tischgespräch im Hause von Bayern.

    Wie haben Sie dann die weitere Entwicklung der Veranstaltung erlebt?

    Prinz Heinrich: Das war eine sehr qualitätvolle Entwicklung. Das Turnier lief gut, das Konzept war gut – weshalb hätte ich also etwas ändern sollen? Es gab nur ein paar Sachen zu justieren. Meine Eltern haben immer großen Wert auf Qualität und altes, authentisches Handwerk gelegt. Deshalb subventionieren wir ja auch solche Künstler, die das beherrschen und präsentieren. Alles bei uns ist lange durchdacht, und es muss jeder mitziehen, um den Standard nicht nur zu erfüllen oder zu halten, sondern noch zu verbessern.

    Da kann ich mich an ein – wir haben es immer als Disney-Schloss bezeichnet – Gastrozelt in Form eines US-amerikanischen Traumschlosses erinnern.

    Prinz Luitpold: Das war einer der glücklichen Zufälle, die uns in die Lage versetzten, uns weiterzuentwickeln – auch wenn das komisch klingt. Es gab die Anfrage des Disney-Konzerns. Der wollte ein „Cinderella-Castle“ bei uns aufstellen und dort drehen. Ich habe zugestimmt unter der Bedingung, dass das Schloss dableiben muss. Das hätten wir uns nämlich nie leisten können. Die haben damals rund 100.000 Mark an Deko verbaut. So aber hat es uns zehn Jahre gute Dienste geleistet und richtig weitergebracht.

    ---Trennung So könnte das Ritterturnier zum 50. Geburtstag aussehen Trennung---

    Prinz Heinrich, Sie verwenden gerne den Begriff „Kaltenberg-Familie“. Was genau ist damit gemeint?

    Prinz Heinrich: Wir könnten das auch Spirit, also den Geist von Kaltenberg, nennen. Ein Beispiel: Ich kam damals von der Wirtschaftsuni und dachte: Wir machen aber viele Dinge, die eigentlich den Profit schmälern. Aber eines unserer Ziele ist der lokale Kulturerhalt, das ist uns ganz wichtig. Und ich glaube, das spüren auch unsere Gruppen, die uns teils Jahrzehnte gerade deswegen die Treue halten. Wandelbar, der Narr, ist so einer, der seit dem ersten Tag mit dabei ist. Unsere Musiker, selbst Stars ihrer Szenen, kommen immer wieder zu uns. Teilweise sind inzwischen Kinder der Mitwirkenden mit eigenen Nummern vertreten. Und nicht wenige machen auch im Winter auf unserem Weihnachtsmarkt mit. Sie alle machen Kaltenberg zu dem, was es heute ist.

    Gab es auch Zeiten, in denen nicht immer alles so rund lief?

    Prinz Heinrich: Als das Ritterturnier auf Reisen ging. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Wir können natürlich die Show auch woanders zeigen, aber das Flair von Schloss Kaltenberg, des Mittelaltermarktes – die ganze besondere Atmosphäre lässt sich einfach nicht transportieren. Das hat uns viel Geld gekostet.

    Wie sieht das Kaltenberger Ritterturnier in zehn Jahren, also zum 50. Geburtstag, aus?

    Prinz Luitpold: Es gibt noch Tausend Ideen. Eine Vision von mir wäre eine seriöse Ritter-(Stunt)-Schule auf Schloss Kaltenberg, denn wichtig ist, dass es in unserem Turnier immer richtige Pferde und Reiter geben muss. Auch eine ganzjährig belebte Mittelalterstadt wäre so eine Vision. Wichtig ist, dass wir auch weiterhin die Faszination Mittelalter im wahrsten Sinn des Wortes begreifbar und erlebbar machen. Sie können bei uns in jedes Zelt gehen, nahezu jede Rüstung anfassen und mit den Mitwirkenden sprechen. Das ist unsere Stärke und da haben wir – denke ich – ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

    Prinz Heinrich: Wir sind derzeit auf einer Welle, die wir selbst verursacht haben. Denken Sie nur an die äußerst erfolgreichen Serien wie Game of Thrones. Die Begeisterung, auch bei uns, wie die Trends, die für solche Veranstaltungen sprechen, flauen nicht ab. Das Kaltenberger Ritterturnier „lebt“ an einem Ort, der das alles leisten kann, weg von digitalem Zeitalter und weg von der Plastikwelt. Ideen haben wir, wie mein Vater sagt, genug, sie müssen nur umsetzbar sein. Wir denken da eher konservativ. Erst muss das Geld verdient sein, dann bauen wir weiter. Das haben wir bei der Entwicklung der Arena so gemacht, wir haben viel Geld in die nicht sichtbaren Dinge wie Entwässerung, Sicherheit oder Brandschutz gesteckt und gerade bauen wir unser neues großes Arena-Tor. Und das, Sie werden es ab 12. Juli sehen, bringt uns erneut einen großen Schritt weiter.

    Lesen Sie auch: Kaltenberger Ritterturnier 2019: Infos über Programm, Eintrittspreise, Anfahrt.

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