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Kabarett: Der Packerl-Philosoph

Kabarett

Der Packerl-Philosoph

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    Philosophische Anleihen (man beachte die Sokrates-Büste im Hintergrund) nimmt sich der Kabarettist Bruno Jonas in seinem Programm „Nur mal angenommen...“
    Philosophische Anleihen (man beachte die Sokrates-Büste im Hintergrund) nimmt sich der Kabarettist Bruno Jonas in seinem Programm „Nur mal angenommen...“ Foto: Julian Leitenstorfer

    „Glauben Sie, dass das Richtige falsch wird, wenn es der Falsche sagt – oder umgekehrt?“ Mit diesem philosophischen Gedanken eröffnet der Kabarettist Bruno Jonas sein Programm „Nur mal angenommen ...“ auf der Bühne des Landsberger Sportzentrums. Dabei ist der Titel doppeldeutig: Während Jonas mit Vergnügen und in rasantem Tempo eine Annahme nach der anderen durchspielt und so sein Publikum intellektuell fordert, nimmt sein Alter Ego, der „Packerl-Bruno aus Haidhausen“, sämtliche Pakete seiner Nachbarn an, die auf Arbeit sind.

    So stapeln sich mittlerweile kistenweise Bestellungen, die ihm sein Paketbote Murat in den vierten Stock hinauf schleppt. Nachts überfällt ihn dann der Albtraum, um vier Uhr morgens klingele der Lieferant von Edeka, um zwei Paletten Frischfisch bei ihm abzuladen, bis der Laden gegenüber aufmacht. Aber Jonas wäre nicht Jonas, wenn ihm dazu nicht ein findiges Geschäftsmodell einfallen würde. Getreu dem Marketing-Motto „Du musst beim Kunden das Bedürfnis erahnen“ hat er die Gewohnheiten seiner Nachbarn studiert und bestellt schon mal für sie Produkte, ohne mit ihnen vorher gesprochen zu haben.

    Jonas verlässt immer wieder den Rahmen seines Programms, um die unterschiedlichsten Themen unserer Zeit anzusprechen. Dabei wirkt alles spontan, als fiele es ihm gerade so auf der Bühne ein. Aber der 1952 in Passau geborene Kabarettist ist ein alter Hase in der Branche und agiert so souverän, dass er sich auch manchen Aussetzer leisten kann. Aber bei jemanden wie Jonas, der nach der Pause mit einem Hut „für die ironische Brechung meiner Aussagen“ zurückkehrt, weiß man nicht so recht, ob der Aussetzer nicht auch Teil des Schauspiels ist.

    Und ein Schauspieler ist Jonas allemal. Er lacht und schreit auf der Bühne – „keine Sorge, ich rege mich gern künstlich auf, denn ich bin Künstler“ – etwa, wenn es um die Missbrauchsfälle in der Kirche geht. Donald Trump vertrage er gar nicht. „Da habe ich die Fernbedienung immer in Reichweite“. Erdogan hingegen gefalle ihm. Er sei ein Menschenrechtsaktivist, da er keine Flüchtlinge aufs Meer hinauslasse, „weil’s zu gefährlich ist“.

    Jonas wendet sich gegen populistische Vereinfachungen in der Politik. Von dem Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, distanziert er sich vehement. Das sei ein Schmarrn: „Zu

    Jonas nimmt sich auch gern selbst aufs Korn. Auch er sei dem Selbstoptimierungswahn verfallen und habe sich eine iWatch zugelegt. Damit unterliege er nun quasi einem Dauer-EKG („Und wennst an Herzinfarkt kriagst, dann teilt dir’s die

    Der Kabarettist wehrt sich aber dagegen, entmündigt zu werden. Und er spricht den Bereich der Political Correctness im Umgang mit einzelnen Begriffen an. Vieles dürfe man nicht mehr sagen. Die neueste Gendertheorie finde die Bezeichnung „Frau“ nicht mehr angemessen und ziehe den Begriff „Körper“ vor. Man stelle dann jemanden mit „Körper Maier“ vor, so Jonas ironisch. „Flüchtling“ dürfe man nicht verwenden, da die Nachsilbe -ing negativ konnotiert sei wie in „Schönling“. Jonas schlägt dafür die Kurzform „der Flüchtl“ vor. Überhaupt käme es immer auf den Subtext im Kontext an und damit wären wir wieder bei der Ausgangsfrage: „Wird das Richtige falsch, wenn es der Falsche sagt – oder umgekehrt?“

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