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Johanniskirche in Landsberg: Im Jubiläumsjahr drohen Erschütterungen

Johanniskirche in Landsberg

Im Jubiläumsjahr drohen Erschütterungen

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    Noch befindet sich Landsberg im Herkomerjahr, schon steht das nächste Jubelfest vor der Haustüre: das Dominikus-Zimmermann-Jahr. Dann gedenkt die Stadt des 250-jährigen Todestages dieses berühmten Bürgers und auch Bürgermeisters, aber vor allem eines der bedeutendsten deutschen Rokokobaumeister. Zu seinen Hauptwerken gehört neben dem UNESCO-Weltkulturerbe Wieskirche (Steingaden) das Historische Rathaus in

    Und um den macht sich derzeit Professor Bernhard Weisshaar große Sorgen. Denn dem einzigartigen Kunstgegenstand – im süddeutschen Raum gebe es einen in der Qualität vergleichbaren Altar nur noch in der Basilika Vierzehnheiligen in der Nähe von Kloster Banz – droht Ungemach in Form von Bauarbeiten und den damit verbundenen Begleiterscheinungen. Es sind die von den Stadtwerken Landsberg geplanten Kanal-Erneuerungsarbeiten in der Brudergasse, es sind die damit verbundenen Rüttler und schweren Baumaschinen, die dem Kunstprofessor sinnbildlich die Haare zu Berge stehen lassen.

    Das befürchtete Problem gründet zunächst einmal in den unterschiedlichen Tiefen des Fundaments der direkt an der Gasse stehenden Kirche und der Lage des Kanals.“ So reicht das Fundament der Johanniskirche maximal 1,80 Meter in den Boden, Weishaar rechnet eher mit 1,50 Meter. Der noch aus dem Jahr 1908 stammende Kanal liegt jedoch deutlich tiefer. „Meinem Kirchenverwaltungskollegen Bernhard Germscheid liegen Auskünfte der Stadtwerke vor, wonach sie rund 2,80 Meter in die Tiefe graben müssen. Von hinten könne nicht an die Gasse mit einem Bagger angefahren werden, da dort der Mühlbach und die hölzerne Fußgängerbrücke verlaufen. Was ihn aber am meisten beunruhige, seien die Auffüll- und Verdichtungsarbeiten. Bernhard Weishaar, der in der Kirchenverwaltung für die künstlerischen Angelegenheiten und Denkmäler zuständig ist: „Wenn der Boden verdichtet wird, übertragen sich die Erschütterungen.“ Dann sieht er die große Gefahr, dass die Kirche insgesamt Schaden nehme, der Dominikus-Zimmermann-Altar Risse bekomme oder gar im schlimmsten aller Fälle einstürze. Er selbst habe solche Auswirkungen in seinem Wohnhaus selbst miterlebt: „Unser schwerer Norweger-Ofen ist damals wegen Straßenbauarbeiten vor dem Haus im Wohnzimmer umhergewandert.“

    Seine Sorgen habe er bereits Stadtpfarrer Michael Zeitler mitgeteilt, der die Problematik wohl sieht, aber glaubt, die Probleme im rechtzeitigen Gespräch mit den Stadtwerken lösen zu können. Allerdings fordert er: „Es müssen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, gleich welcher Art.“ Damit dies fachlich auf Augenhöhe geschieht, sei die Bauabteilung der Diözese aus Augsburg in die Gespräche eingeschaltet. Ein Bauleiter des Projektmanagements kümmere sich um das Thema. Gleichzeitig hat Zeitler auch Vertrauen in die Vorgehensweise der Stadtwerke: „Ich habe das Gefühl, dass die Angelegenheit dort gut aufgehoben ist.“ Er hofft aber, dass die Stadt alles daran setzt, dass „unser Kirchlein im Dominikus-Zimmermann-Jahr für die Besucher zugänglich bleibt“.

    Das Vertrauen will der technische Vorstand der Stadtwerke Norbert Köhler rechtfertigen. Laut Köhler („Ich kenne die Ängste des Kunstprofessors“) sei man aber inzwischen in der Lage, erschütterungsfrei solche Baustellen wieder zu schließen. Flüssigerde zu verwenden sei aber etwas teurer, als die herkömmliche Methode, Erde mit dem Rüttler zu verdichten. Doch auch das könne schonender verrichtet werden: „Man muss das nur in ganz dünnen Schichten machen.“

    So könne laut Köhler auch darüber nachgedacht werden, die Kanalrohre nicht mehr so tief zu verlegen: „Auch das ist heute nicht mehr unbedingt notwendig.“ Außer dem Kanal werden in der Brudergasse von den Stadtwerken noch Glaswasserkabel und Fernwärmeanschlüsse verlegt. Noch habe man aber keine abschließende Planung, da die arbeiten ins kommende Jahr verschoben wurden. Auf alle Fälle werde man sich im Vorfeld um eine gute Lösung bemühen.

    Professor Bernhard Weishaar hört dies alles wohl, möchte jedoch schon gerne jetzt auf Nummer sicher gehen. Den momentanen Zustand des Kircheninnenraums mit dessen Kunstgegenständen jedenfalls hat er vorsichtshalber von einem Fotografen dokumentieren lassen.

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