Nur Wasser und Wellen
Drei Wochen bis Teneriffa: nichts als Wasser und Wellen, auf engstem Raum auf Gedeih und Verderb zusammengepfercht, da musste jeder seine Teamfähigkeit beweisen. "Es gab auf der ganzen Reise so gut wie keine Streitereien, kein Mobbing, keinen Zickenkrieg. Wir haben sehr schnell erkannt, dass wir aufeinander angewiesen sind und nur gemeinsam unsere Aufgaben meistern. Es hieß also immer, schnell Lösungen zu finden", betont Jennifer Wiedemann. Die zweite wichtige Aufgabe auf dieser Etappe: Erlernen der Segeltechniken und des Schiffslebens. Denn die jungen Leute sollten ja nicht nur Sozialkompetenz beweisen und fast ganz normale Unterrichtsstunden laut Lehrplan erhalten, sondern auch das Schiff selbst betreiben, mit allem, was dazugehört. "Wir mussten alles selbst machen: putzen, kochen, backen, Segel setzen, Wache halten, navigieren, steuern, und, und, und. Das war teilweise ganz schön harte Arbeit. Da blieb so gut wie keine Freizeit", erinnert sich die Klosterlechfelderin, die hinzufügt: "Alles war so spannend, dass wir weder Fernsehen noch unsere Handys noch den Kontakt nach zu Hause über Wochen vermissten." Schnell war alles Seemännische ins Blut übergegangen und das alte Leben vergessen. Und auch die härtesten Stürme und gigantischer Seegang schockten die Schüler nicht, im Gegenteil.
"Als es nach drei Wochen in der unendlichen Weite des Meeres plötzlich hieß ,Land in Sicht!', da wollte ich, dass das Schiff wieder gewendet wird: Die Ruhe auf dem Wasser, die Weite des Ozeans, frei von allen neuzeitlichen Einflüssen leben, das war fantastisch. Mich hat die Seefahrt so richtig gepackt", strahlt Jennifer und schwärmt von Weihnachten auf See in der Karibik mit 30 Grad und Plastikbaum: heiße statt weiße Weihnachten. Auch wenn es noch so schön auf dem Wasser war, an Land gingen die fantastischen Erlebnisse weiter. "Wir fuhren mit dem Rad durch das faszinierende Kuba, lebten in Panama bei Indianern, bestiegen gigantische Berge, lernten fremde Kulturen kennen. Die Erfahrungen sind unglaublich", betont die Schülerin.
Dann der Rückweg in das Deutsche. "Abschied von den neuen Freunden und einem ganz anderen Lebenswandel zu nehmen, war schlimm, seine Eltern und die Heimat wiederzusehen dafür wunderschön", weiß Wiedemann, die im Nachhinein über die Reise sagt: "Sie hat mein Leben verändert. Ich sehe viele Dinge ganz anders, bin selbstbewusster und verantwortungsvoller geworden und habe von Maschinenbau auf Nautik als Studienwunsch umgeschwenkt. Ich will jetzt Kapitän werden, definitiv."
Ach ja: die ganz normale Schule danach: "Das war eine riesige Umstellung. Ich habe lange gebraucht, bis ich mich wieder damit abgefunden hatte."