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Interview: Vanessa Mai kommt im September nach Landsberg

Interview

Vanessa Mai kommt im September nach Landsberg

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    Vanessa Mai kommt am 23. September zum großen Schlagertag nach Landsberg.
    Vanessa Mai kommt am 23. September zum großen Schlagertag nach Landsberg. Foto: Wolfgang Diekamp (Archiv)

    Zumindest die Über-30-Jährigen denken beim Namen Vanessa Mai an eine Violinistin namens Vanessa Mae, die in den 1990er-Jahren als Shooting Star der Crossover-Szene durchging, weil sie klassische und rockige Klänge vereinte. Wobei die thailändisch-britische Geigerin der (männlich geprägten) Öffentlichkeit auch durch ein Albumcover in Erinnerung bleibt, das sie in einem nassen, weißen T-Shirt zeigt, die Fidel entschlossen in der Hand.

    Die Beinahe-Namensvetterin Vanessa Mai besitzt gleichfalls durchaus erotisierendes Potenzial, doch musikalisch hat die 25-Jährige aus dem baden-württembergischem Backnang – wo sie bis heute lebt – nichts mit der Engländerin zu tun. Stattdessen ist Mai felsenfest im „modernen Schlager“ zu Hause und die schärfste Konkurrentin von „Super-Diva“ Helene Fischer. Am Samstag, 23. September, wird Vanessa Mai neben Michelle, Jürgen Drews und vielen anderen Stars der leichten Muse in Landsberg beim „Schlagertag“ als Hauptact auftreten.

    Mal verpönt, mal geliebt: Die Geschichte des deutschen Schlagers

    Begriff: „Schlager“ bezeichnet ursprünglich ein gut verkäufliches Produkt, synonym zu „Kassenschlager“ oder „Verkaufsschlager“. In der Musik wurden zunächst lediglich Lieder so genannt, die tatsächlich einen großen Erfolg vorzuweisen hatten. Etwa ab den 1920ern bezeichnete der Begriff eine eigene Musikgattung, unabhängig vom Einspielergebnis.

    Definition: Wissenschaftlich gesehen existiert keine genaue Definition von Schlager. Allgemein gibt es jedoch einige Merkmale, die Schlagerlieder gemein sind. Sie haben eingängige Rhythmen und Texte, die man einfach mitklatschen und mitsingen kann, behandeln leichte Themen wie Liebe und Leidenschaft und sind in deutscher Sprache verfasst. Die musikalischen Übergänge zu Volksmusik, Pop, Jazz und Rock sind fließend.

    Anfänge: Der Begriff Schlager hat seine Ursprünge im Wien des späten 19. Jahrhunderts. Damals tauchte die Bezeichnung im Zusammenhang mit erfolgreichen Operetten und Singspielen auf. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich daraus eine eigene Musikrichtung, die sich dank Stars wie Marlene Dietrich oder den Comedian Harmonists sowie den neuen Verbreitungsformen Radio und Schallplatte schnell etablierte.

    NS-Zeit: Der Aufschwung des Schlagers fand in der NS-Zeit ein Ende. Die Nazis schalteten das Genre gleich und nutzten es zur Verbreitung von Propaganda und Durchhalteparolen.

    Nachkriegszeit: Nach dem Ende des Kriegs war zunächst Musik gefragt, mit der sich der harte Alltag vergessen ließ. Der Schlager thematisierte seichte Themen wie Liebe und Heimat und bot so die Möglichkeit, sich in Tagträume zu stürzen. Mit dem Aufkommen von US-amerikanischer Musik feierte die rebellische Jugend lieber zu Beat und Rock ’n’ Roll. Der Schlager galt für viele nun als spießig und unzeitgemäß.

    Zeitgeist: Doch auch der Schlager passte sich ein wenig der rebellischen Stimmung der 1960er an. In den Liedern fanden sich zum Teil sozialkritische Themen. Beispiel: „Ich will nen Cowboy als Mann“ von Gitte Hænning, die sich für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen einsetzte. Auch das Wirtschaftswunder und die Gastarbeiterwelle wurden besungen.

    Fernsehen: Musiksendungen wie die ZDF-Hitparade rückten das Genre in den 1970ern wieder in den Fokus. Vor allem die linksintellektuelle Szene blieb dem Schlager gegenüber aufgrund seiner Rolle in der NS-Zeit jedoch misstrauisch.

    Rückkehr: In den 1980ern dominierte die Neue Deutsche Welle den Musikmarkt. Der Schlager verschwand weitestgehend von der Bildfläche. Eine Rückkehr feierte er dann in den 1990ern. Künstler wie Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn brachten den Schlager zurück – wenn auch zunächst unter dem Deckmantel der Ironie. (ands-)

    Das letzte Album „Für dich“ aus dem vergangenen Jahr wurde mit Platin ausgezeichnet, Mai wurde Echo-Preisträgerin, Aushängeschild der Kampagne „Mein Herz schlägt Schlager“ und belegte den 2. Platz bei der Tanzshow „Let’s Dance“. Am 6. Juni heiratete sie zudem ihren Manager Andreas Ferber, mit dem sie seit 2013 zusammen ist – übrigens der Stiefsohn von Schlager-Königin Andrea Berg.

    Vanessa Mai: Diesmal hat sie Songtexte auch selbst geschrieben

    Jetzt ist das neue Werk von Vanessa Mai erschienen, „Regenbogen“ betitelt – und dieses setzte sich am Donnerstag gleich an die Spitze der deutschen Album-Charts. Es ist die erste Scheibe, auf dem sie nicht nur wie bislang interpretiert, sondern auch Texte geschrieben und Einfluss auf die Produktion genommen hat. Trotz aller Neu-Justierung: Zwei Drittel aller Songs von „Regenbogen“ wurden nach wie vor von Dieter Bohlen („Deutschland sucht den Superstar“) komponiert und produziert. „Aber egal“, meint die Künstlerin, „ich kann heutzutage dem Publikum noch intensiver meine eigenen Geschichten erzählen, meine eigenen Erfahrungen plausibel machen. Das gibt mir enorme Sicherheit.“ Wir haben mit der Künstlerin gesprochen.

    „Noch nie war sie ihren Fans so nahe“, heißt es in der Biografie zu Ihrem aktuellen Album. Ist diese Nähe zu Ihren Anhängern Fluch oder Segen?

    Vanessa Mai: Je erfolgreicher man wird, desto mehr muss man sich auf die eigene Identität besinnen, keine Frage. Ich pflege den Umgang mit meinen Fans so – was auch mit einem gewissen Risiko vernuten ist –, wie ich mir das vorstelle: möglichst authentisch, ohne dass ich mein Privatleben dabei völlig verkaufe. Schlager-Sängerin – und als solche sehe ich mich unbedingt – bedeutet nun mal, dass mich Menschen auf der Straße erkennen und ansprechen. Das ist legitim. Weil ich dem nicht selten negativen Anstrich der Schlager-Sängerin in der Öffentlichkeit hoffentlich einen positiven Flair verpasse. Ich bin jedenfalls gerne „Schlager-Sängerin“.

    Sie haben auf „Regenbogen“ zum ersten Mal eigene Lieder komponiert. War das eine große Herausforderung für Sie?

    Mai: Absolut! Eigentlich bin ich nicht so der Schreiber-Typ. Aber wenn ich für mich selbst komponiere, bin ich ganz ich. Dann geht es um Erinnerungen, auch welche von vor längerer Zeit, die es aufzuarbeiten gilt. Ich habe die Chance, mit Erlebnissen von einst endgültig abzuschließen. Eine prima Sache.

    Trotz aller neu gefundener Unabhängigkeit war Dieter Bohlen wieder an Bord bei der Produktion von „Regenbogen“. Wie ist die Kooperation mit einem solchen Alpha-Tier?

    Mai: Ich bin nicht abhängig von ihm, denn ich lernte ihn erst kennen, als ich bereits ein Name in der Musik-Szene war. Privat kommen wir nicht allzu oft zusammen. Aber wenn wir miteinander zu tun haben, schätze ich Dieters Offenheit, Ehrlichkeit und Direktheit. Nicht alle kommen mit diesem Mann klar, das ist mir bewusst. Ich tue es. Er übt auf mich niemals Druck aus.

    Schlagertag Landsberg: Vanessa Mai mit neuem Album "Regenbogen"

    Wie wichtig ist Ihnen der Image-Aspekt?

    Mai: Beim Auftreten in der Öffentlichkeit kommt es stets darauf an, wie du ganz persönlich damit umgehst. Ich etwa bewundere Künstlerinnen wie Christina Aguilera oder Britney Spears – gerade dafür, dass sie Fehler machen, dass sie nicht perfekt sind und trotzdem immer nur sich selbst verkörpern. Mein Standing ist ähnlich konzipiert: Immer schön ehrlich bleiben! Macken nicht unter den Teppich kehren. Schließlich wollte ich stets berühmt werden. Deshalb darf ich mich auch nicht beschweren, wenn mich Medien und Fans jetzt im Alltag beobachten und wahrnehmen. Das ist der Preis für den Ruhm. Ich zahle ihn. Und habe trotzdem noch genügend Privatleben, keine Sorge.

    Wie kam es zum Titel des aktuellen Albums „Regenbogen“?

    Mai: Tatsächlich habe ich in meinem jungen Leben noch gar nicht so viele davon gesehen. Aber immer wenn ich einen davon erblicke, fasziniert mich diese Naturerscheinung. Sie ist außergewöhnlich und einfach nur schön. Jeder Regenbogen berührt mich tief im Innersten.

    In Kürze geht es auf ausgedehnte Tournee. Haben Sie Lampenfieber?

    Mai: Noch nicht – aber das wird sich bald ändern. Trotzdem freue ich mich auf jedes einzelne Konzert. Ich stehe gerne im Mittelpunkt. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich jedem einzelnen Besucher einen unvergesslichen Abend bescheren kann.

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