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"In der Schule war ich der beste Zeichner und schlechteste Rechner"

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"In der Schule war ich der beste Zeichner und schlechteste Rechner"

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    Die Wand in Seefelders Wohnstube ziert ein Rokokobild: eine Dame mit weitem Rock, ein Orangenbäumchen, ein lächelnder Hund, über dem Türstock ein lebensgroßer Pfau. Das Frauenbildnis diente Studienzwecken. "Die hab' ich nur wegen dem Faltenwurf gemalt", sagt Seefelder.

    Er hat Kirchen restauriert - wie die in Unterbeuren - und Möbel hergerichtet. Seefelder, der an der Berufsschule Weilheim die Malerklassen unterrichtete und bis 2007 Kurse leitete, spezialisierte sich im Lauf seines langen Berufslebens auf das Marmormalen. "Meine Arbeiten wurden immer anspruchsvoller, und ich gewann immer mehr an Ansehen", sagt er heute. Seine Auftraggeber saßen in Moskau, den USA und Afrika, große

    Die Ansprüche an sich selbst sind hoch: "Ich muss zufrieden sein", sagt er, "ich würde nie etwas hergeben, was misslungen ist". Mit dem Porträt seiner Frau, das er heimlich anfertigte, war er zufrieden und überreichte es ihr an Weihnachten.

    Talente wurden früh erkannt

    Seefelders Talent wurde schon früh erkannt. "In der Schule war ich der beste Zeichner und der schlechteste Rechner", erzählt der Maler. In den frühen Kriegsjahren verdingte er sich als Lehrbub bei einem Dekorationsmaler in Landsberg, lernte später Werbegrafiker und arbeitete als Matrose und Maler für die Ammersee- und Starnberger Seen-Schifffahrt. Josef Seefelder, der in ärmlichen Verhältnissen in Hofstetten aufwuchs, in den letzten Kriegstagen in amerikanische Gefangenschaft geriet und viel durchgemacht hat, sagt: "Ich habe im Alter nur schöne Dinge erlebt, besser könnte man es nicht haben." In einem Alter, in dem sich die meisten zur Ruhe setzen, entdeckt und erobert Seefelder immer wieder Neuland.

    Lustige Begebenheiten aus der Dorfgeschichte saugt er regelrecht auf. Er kennt viele Geschichten, die über Jahrzehnte und Jahrhunderte überliefert wurden. "Jetzt male ich Erinnerungsbilder nach Art der Votivtafeln", sagt er. Auf einer Holzplatte hielt er beispielsweise das "Kartoffelwaschen an der Wierafurt" fest. Unter der Szene mit dem umstürzenden Fuhrwerk, von dem die Kartoffeln in das angestaute Wasser purzeln, beschreibt er in knappen Worten die Begebenheit. Bei allem Sinn fürs Witzige ist Seefelder die historische Genauigkeit wichtig: Die Häuser stellt er zeitgemäß mit Grasdach dar, jeder Protagonist ist mit seinem Haus- und Eigennamen verzeichnet.

    Hausnamen kommen aufs Schild

    Für die Häuser im Dorf beschriftet Seefelder derzeit Blechschilder mit allen bekannten Hausnamen. Als Grundlage dienen ihm die Forschungen von Jakob Senger. In der Chronik von Obermühlhausen erforschte dieser alle Hausnamen und ihre Entstehungsgeschichte. "Und ich schreib jeden neu Zugezogenen an und stelle das vor", sagt Seefelder in der Hoffnung, dass möglichst viele sein Interesse am Bewahren der Geschichte teilen.

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