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Im Licht des frühen 20. Jahrhunderts

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Im Licht des frühen 20. Jahrhunderts

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    Als 1949 das Bildungszentrum in Holzhausen gegründet wurde, fand die Malerei der "Scholle" allenfalls noch regional Beachtung. So wurde der Name der Künstlergruppe zu Unrecht immer wieder mit Blut- und Boden-Ideologien in Verbindung gebracht. Schon um 1900 führte der Name "Scholle" zu Irritationen und wurde fälschlich mit der Liebe der Künstler zu ihrer Heimat interpretiert. Doch Heimattümelei war von den Malern keineswegs angedacht, vielmehr sollte mit dem Begriff das Individuelle ihrer Malerei betont werden.

    Inspiriert von einem Gedicht von Michael Georg Conrad sollte jeder "seine eigene Scholle bebauen, die freilich auf keiner Landkarte zu finden ist." Nicht förderlich für die Rezeptionsgeschichte der "Scholle" nach dem Krieg war auch die Tatsache, dass sich einzelne Maler der Künstlergruppe rund zwanzig Jahre nach ihrer Auflösung für den Propaganda-Apparat der Nationalsozialisten vereinnahmen ließen. Das gilt besonders für Fritz Erler, der u.a. Nazigrößen porträtierte. Doch zurück zur Scholle, die erst jüngst durch den umfangreichen Aufsatzband "Die Scholle. Eine Künstlergruppe zwischen Secession und Blauer Reiter" eine umfassende, wissenschaftliche Würdigung erfuhr.

    Ende des 19. Jahrhunderts hatte man den Historismus endgültig satt. In Kunst und Kunsthandwerk wurden neue Maßstäbe gesetzt. 1896 wurden die Zeitschriften "Simplicissimus" und "Jugend" gegründet, letztere gab dem Jugendstil seinen Namen. Beide Zeitschriften sollten zu wichtigen Foren der "Scholle"-Künstler werden. Sezessionen und Künstlervereinigungen wurden ins Leben gerufen, um sich von der gängigen, als verstaubt empfundenen, akademischen Kunst abzusetzen. Außerdem hatten sie als Gruppe bessere Möglichkeiten sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren: So durften Künstlergruppen seit 1898 juryfrei im Münchner Glaspalast ausstellen. Im November 1899 gab sich die Gruppe ihren Namen und legte fortan besonderen Wert auf ein geschlossenes Auftreten in repräsentativen Ausstellungen.

    Landschaften um Holzhausen

    Die jungen Maler hatten sich an der Münchner Kunstakademie in der Klasse von Paul Höcker kennengelernt. Höcker war Gründungsmitglied der Münchner Secession und zählte zu den fortschrittlichsten Lehrern. Gemeinsame Studien- und Malaufenthalte auf dem Land führten die Künstler schließlich auch nach Holzhausen.

    Schon die Impressionisten hatten die Natur für ihre Freiluftmalerei entdeckt, wobei eine wichtige technische Voraussetzung durch die kurz zuvor entwickelten Tuben-Ölfarben gegeben war. Abseits von den mondänen Künstlervillen am Starnberger See, war die Landschaft um Holzhausen besonders reizvoll. Der Ammersee breitet sich idyllisch hinter den grünen Ufern aus, gegenüber ist die Silhouette von Andechs zu sehen und im Hintergrund die Alpen. Über Herrsching ist Holzhausen bis heute auch ohne Auto mit dem Dampfer von München aus zu erreichen. 1902 erwarb der angesehene Münchner Künstler Mathias Gasteiger, der den "Scholle"-Malern nahe stand, ein Seegrundstück, das er 1905 bebaute. 1904 bis 1911 folgten Fritz Erler, Adolf Münzer und Walter Georgi und bauten sich Häuser in Holzhausen. Von den Zeitgenossen wurde ihre Malerei durchwegs positiv aufgenommen. Die stilisierte, ornamentale Bildauffassung mit dekorativen und auch symbolhaften Themen lag im Trend, denn sie entsprach den Reformbewegungen der Jugendstilzeit. Die Bildthemen schließen mit Garten- und Wasserbildern an den Impressionismus an. Dabei zeigt sich die Malweise sehr individuell, wie ein Vergleich der Ruderboote von Franz Wilhelm Voigt, Adolf Höfer und Leo Putz zeigt. Weitere Motive stellen die unmittelbare Landschaft rings um Holzhausen dar, aber auch die in der Landschaft lebenden Menschen, wie die "Erntepause" von

    Besonders interessant sind die Künstler-Selbstbildnisse, in denen sich Selbstdarstellung und Selbstreflexion eindringlich verbinden. So empfiehlt sich Walter Georgi als Maler mit Palette im lichten Atelier dem Betrachter. Die malerische Qualität zeigt sich an der Virtuosität, mit der er, Nass in Nass gemalt, scharfe Lichter setzt.

    Die Abstraktion ist teilweise so weit fortgeschritten, dass einzelne Gegenstände wie die Pinsel in reine Farbmodule aufgelöst sind.

    Die Ausstellung ist nach ästhetischen Kriterien gehängt und wird dabei den Raumverhältnissen gerecht.

    Etwas störend wirken bei der dichten Hängung allerdings die unnötig großen Bildbeschriftungen.

    Öffnungszeiten Die Ausstellung "Die Scholle (1899-1911) ist im BVS Bildungszentrum Holzhausen bis zum 20. September zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr.

    Weitere Infos unter:

    www.bildungszentrum-holzhausen.de

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