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Holzrücke-Wettbewerb: Pferd Pauline mag keine Pylonen

Holzrücke-Wettbewerb

Pferd Pauline mag keine Pylonen

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    Brav steigt Pauline über das Hindernis und steht dann auf Zuruf. Bettina Balk aus Dießen führt die zwölfjährige Sute beim Holzrückewettbewerb in Raisting.
    Brav steigt Pauline über das Hindernis und steht dann auf Zuruf. Bettina Balk aus Dießen führt die zwölfjährige Sute beim Holzrückewettbewerb in Raisting. Foto: Stephanie Millonig

    Konzentriert steigt Pauline über den Holzstamm und hält abrupt an beim Befehl „Steh“. Doch einige Hindernisse weiter, sind der Süddeutschen Kaltblutstute die gestreiften Pylonen dann doch suspekt und es braucht gutes Zureden von Bettina Balk. Die 30-jährige Dießenerin ist eine von zwei Frauen, die an dem Holzrücke-Wettbewerb anlässlich der Kirchweih in Raisting teilnimmt. Der Heimat- und Trachtenverein

    Mit der zwölfjährigen Pauline, die Irmgard Rieger gehört, hat Bettina Balk zwar ein erfahrenes Rückepferd an der Seite, aber auch für das Ross ist es der erste Wettbewerb. Und so geht es gemächlich durch den Parcours, für den Anton Wernseher aus Dießen verantwortlich ist. Extra geübt hat die junge Frau, die vor Kurzem das Fahrabzeichen gemacht hat und mit den Rössern von Klement Noll aus Wengen fährt und im Wald arbeitet, unter anderem das L. Hierbei muss der sechs Meter lange Stamm, den die Pferde über mehrere Hindernisse hinweg oder vorbei ziehen, das heißt „rücken“, in einem rechten Winkel um eine Kurve gezogen werden. Um eine Pylone mit Ball muss herum gezirkelt werden, der daraufliegende Ball darf nicht herunterfallen.

    Nachhelfen, um den Stamm um die Kurve zu kriegen, darf Fuhrmann oder -frau mit dem Sapie, einem speziellen Werkzeug, einer Art Hammer mit Wendehaken. Balk tut sich jedoch schwer, den Baum zu lupfen. Moderator Herbert Mayer vom Trachtenverein macht aber darauf aufmerksam, dass früher auf dem Lande – vor allem natürlich während des Krieges – auch Frauen mit den schweren Rössern arbeiteten. „Meine Mutter hat schon als junge Mädchen mit einem Kaltblutgespann fahren müssen“, erzählt er dem LT. Und oft hätten Frauen eine gute Hand für die Tiere. So bringt auch Bettina Balk Pauline zumeist dazu, das Richtige zu tun, freilich dauert es seine Zeit und schlussendlich überschreitet sie die Maximalzeit, die vorgegeben ist. „Hat Spaß gemacht“, so ihr Resümee danach, in dem Parcours habe sie einfach versucht, die Aufgaben zu lösen.

    Sechs Minuten sind vorgegeben, doch auch der Beste, Reiner Satzinger, aus Deininger der mit Valentin gleich als Erster gestartet ist, schafft es nur in 6,53 Minuten. Ruhig geht er die Sache an, nur zum Schluss gibt’s ein „Sakra“, als der Wallach losstürmt. Valentin ist mit seinen 17 Jahren ein Profi in Sachen Holzrücken, noch mehr Erfahrung hat der 21-jährige Max, den Domini Miller aus Antdorf führt. Das Alter des Tieres ist für Moderator Meyer der Beweis, dass Rückepferde alt werden können, wenn man vernünftig mit ihnen arbeitet.

    Der Schwarzwälder Fuchs Max wirkt konzentriert, als würde es ihm Spaß machen, die Aufgaben zu lösen. Fuhrmann Miller macht jedoch einen Fehler in der Reihenfolge, sodass es nur für Platz zwei reicht. Mit Peter Niebauer, der mit Heidi, einem Rheinisch-Deutschen Kaltblut aus Mömbris angereist ist, macht der Deutsche Meister den dritten Platz. Klement Noll schafft mit Renaldo den Parcours zwar in 4,36 Minuten, das Gespann reißt aber Hindernisse und auch Josef Steinle kommt mit der fünfjährigen Odessa nicht auf die vorderen Plätze. Die prämierte Zuchtstute des Wengeners ist noch unerfahren.

    Süddeutsches Kaltblut ist die häufigste Rasse, optisch davon zu unterscheiden sind für den Laien der Schwarzwälder Fuchs oder das Rheinische Kaltblut aber kaum. Als vierte deutsche Rasse gibt es laut Meyer noch das Schleswiger Kaltblut. Er erläutert auch die verschiedenen Anspannungen, die hier verwendet werden. Denn auch wenn es an diesem sonnigen Kirchweihtag nur ein Wettbewerb ist, Holzrücken mit Pferden wird dort noch praktiziert, wo der Einsatz von Maschinen nicht erwünscht oder nicht möglich ist. Und dann ist es keine Frage der Strafpunkte, ob Valentin, Max oder Pauline auf Zuruf sofort stehen, sondern es dient der Unversehrtheit von Mensch und Tier bei dieser nicht ungefährlichen Arbeit.

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