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Holzhausen: Zeitschrift „Simplicissimus“ feiert 125. Geburtstag

Holzhausen

Zeitschrift „Simplicissimus“ feiert 125. Geburtstag

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    Eine Zeichnung von Thomas Theodor Heine mit dem Titel „Deutscher Frühling“ auf dem Titel der Wochenzeitschrift «Simplicissimus».
    Eine Zeichnung von Thomas Theodor Heine mit dem Titel „Deutscher Frühling“ auf dem Titel der Wochenzeitschrift «Simplicissimus». Foto: Matthias Balk/dpa

    Zum Jubiläum des Simplicissimus erinnert die neu gegründete JES Kulturstiftung Holzhausen (das Landsberger Tagblatt berichtete) an die Künstler der Künstlerkolonie Holzhausen am Ammersee. Einige der jungen Maler, die sich um 1900 in Holzhausen niedergelassen hatten, waren für den berühmten Simplicissimus tätig, der am 4. April seinen 125. Geburtstag feierte. Unter ihnen Eduard Thöny, der über 48 Jahre lang fast wöchentlich Beiträge lieferte, Reinhold Max Eichler, Walter Georgi und Adolf Münzer.

    Der Simplicissimus erschien vom 4. April 1896 bis 9. September 1944 als satirische Wochenzeitschrift in München. Gründer war der Verleger Albert Langen (1869-1909). Namensgebend für den „Simpl“ war der Schelmenroman „Der Aben-theuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Grimmelshausen. Für den Simplicissimus wurden die bürgerliche Moral, Kirchen, das preußische Beamtentum und die Militärs zur beliebten Zielscheibe. Aktuelle Ereignisse und das politische Geschehen wurden zeitnah verarbeitet.

    Die bürgerliche Moral wird zur Zielscheibe

    Die rote Bulldogge von Thomas Theodor Heine, „Das Hundevieh“, war das Emblem-Tier des Simpl, für den neben festen Zeichnern Schriftsteller wie Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Erich Kästner, Heinrich Mann, Thomas Mann und Knut Hamsun arbeiteten.

    Typisch für den Simplicissimus ist die enge Verbindung von Wort und Bild. Zunächst illustrierten die Zeichnungen die literarischen Texte. Mit der Zeit traten die politischen Karikaturen in den Vordergrund, denen dann – im Nachgang – Texte beigegeben wurden.

    Von Beginn an nahm der Simplicissimus die Wilhelminische Gesellschaft, das Preußentum und die Obrigkeit auf Korn. Daher waren Konflikte unvermeidbar. Der Simplicissimus wurde mehrmals beschlagnahmt oder mit Verkaufsverbot belegt. 1898 brachte die Ausgabe Nr. 31, die sogenannte „Palästina-Nummer“, das Fass zum Überlaufen, da die Reise des Deutschen Kaisers Wilhelm II. nach Palästina auf dem Titelbild karikiert wurde.

    Nach den Autoren sind am Ammersee viele Straßen benannt

    Gegen den Verleger Albert Langen, den Karikaturisten Thomas Theodor Heine und den Lyriker Frank Wedekind wurden Haftbefehle wegen „Majestätsbeleidigung“ erlassen. Langen musste ins Exil, er floh nach Paris und konnte erst 1903 dank eines Gnadenerlasses des sächsischen Königs Georg und der Zahlung einer „Bezeigungssumme“ nach München zurückkehren. Heine und Wedekind wurden zu sechsmonatiger Festungshaft verurteilt.

    Der Simplicissimus wird 125 Jahre alt. Unser Bild zeigt die Ausgabe Nummer 10 des Jahrgangs 1905 mit Theodor Heines „Hundevieh“.
    Der Simplicissimus wird 125 Jahre alt. Unser Bild zeigt die Ausgabe Nummer 10 des Jahrgangs 1905 mit Theodor Heines „Hundevieh“. Foto: simplicissimus.de

    Dieser Skandal und eine marketingtechnisch gut durchdachte Strategie trugen erheblich zum Ruhm des Simplicissimus bei. Von 1897 bis 1904 war die Auflage laut Verlagskatalog von 15000 auf 85000 Exemplare angestiegen. Einige der Stammmitarbeiter wie Ludwig Thoma, Thomas Theodor Heine, oder Eduard Thöny wollten stärker am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt sein. Das führte am 17. Februar 1906 zur Gründung der Simplicissimus-GmbH.

    Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs schien eine kritische Haltung nicht mehr angebracht. Man wollte die „deutsche Sache“ unterstützen. Der Simplicissimus wandelte sich von der kritischen Satirezeitschrift zu einem Blatt mit nationaler Gesinnung. 1933 gaben die Gesellschafter dem Druck der nationalsozialistischen Machthaber nach und stimmten der Gleichschaltung zu. Die Redaktion wurde umbesetzt, Thomas Theodor Heine und der Redakteur Franz Schoenberger wurden aus der Redaktion ausgeschlossen und mussten emigrieren. So konnte die drohende Einstellung der Zeitschrift verhindert werden.

    Wegen Papiermangel eingestellt

    Mit Heft 36 vom 9. September 1944 wurde der Simplicissimus im 49. Jahrgang dann doch, wegen Papiermangels, eingestellt. Informationen über das Projekt des JES Kulturstiftung „Künstlerkolonie Holzhausen am Ammersee“ gibt es in Kürze auf der gerade entstehenden Webseite www.jes-kulturstiftung.de (lt)

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