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Holzhausen: Holzhausen: Ein Mitbegründer der „Scholle“ wäre 150 Jahre alt

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Holzhausen: Ein Mitbegründer der „Scholle“ wäre 150 Jahre alt

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    Selbstbildnis von Walter Georgi, Öl auf Leinwand, um 1900. <b>Heuer wäre er 150 Jahre alt geworden.</b>
    Selbstbildnis von Walter Georgi, Öl auf Leinwand, um 1900. <b>Heuer wäre er 150 Jahre alt geworden.</b> Foto: JES-Stiftung

    Zum Maler und Zeichner Walter Georgi, dessen Geburtstag sich am 10. April zum 150. Mal jährt, hat die JES Kulturstiftung Holzhausen einiges zusammengetragen. Die Bedeutung dieses wichtigen Protagonisten der Künstlerkolonie Holzhausen am Ammersee als Maler und Illustrator weiter zu erforschen ist eine der Aufgaben, die sich die von Jochen und Erika Seifert (JES) gegründete Kulturstiftung aus Holzhausen zum Ziel gesetzt hat.

    Geboren wurde Walter Georgi am 10. April 1871 in Leipzig. Er entstammte einer bedeutenden Familie von Kaufleuten, Bankiers und Politikern. Zwischen 1882 und 1888 besuchte er das Königliche Gymnasium seiner Heimatstadt. Nach dem einjährigen Militärdienst in einem Infanterieregiment studierte Georgi ab 1890 zunächst an den Kunstakademien Leipzig und Dresden und ab 1893 bei dem seinerzeit fortschrittlichen Maler Paul Hoecker an der Münchner Kunstakademie.

    Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend

    Über Hoecker, der als einer der Ersten mit seinen Studierenden in die Natur zog, lernte Georgi die Ammerseeregion und den Ort Holzhausen kennen. Walter Georgi lieferte kurzzeitig – von 1896 bis 1898 – einige Zeichnungen für die satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus, die 2020 ihr 125. Jubiläum feiert. Vor allem aber war er einer der wichtigsten und produktivsten Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend. Zwischen dem Gründungsjahr der Jugend (1896) und 1916 schuf er 15 Titelblätter und über 70 Illustrationen.

    Georgi schloss sich 1899 der Münchner Gruppe an und war Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Scholle“, die er 1905 wieder verließ.

    Weltausstellung in Paris

    Er war zwischen Mitte der 1890er-Jahre bis zum Ersten Weltkrieg ein gefragter Künstler. 1900, auf der Weltausstellung in Paris, stattete er einen Raum des Deutschen Pavillons mit dem fünfteiligen Bilderzyklus „Herbsttag“ aus. Hierfür wurde er mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 1909 war er mit einem Fries im Deutschen Haus auf der Weltausstellung in Brüssel vertreten, der eine barocke Szenerie in einem Schlosspark entfaltet.

    Zu seinem hohen Bekanntheitsgrad trugen auch die großformatigen Farbtafeln bei, die Georgi als Schulwandtafeln bei den Leipziger Verlagen B. G. Teubner und R. Voigtländer sowie im Breslauer Hirth Verlag veröffentlichte. Seine Landschaften und Alltagsszenen haben oft eine leicht nostalgische oder romantische Note, in der Malweise blieb Georgi stets realistisch.

    Ein Haus am Ammersee

    Dank seines künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolgs war Walter Georgi 1903 einer der ersten Künstler, die sich ein Haus nahe dem Ortskern in Holzhausen am Ammersee bauen konnten.

    1906 heiratete Georgi Malwine Mittermann (1873 -1944) aus Lemberg, die zuvor wohl auch Kunst studiert hatte. Zwei Jahre später wurde der Maler an die Kunstakademie Karlsruhe berufen und zum Professor ernannt, eine Position, die Georgi elf Jahre innehatte.

    In diese Zeit fällt auch sein größter öffentlicher Auftrag: die Ausmalung der Kuppel im Dom von St. Blasien im Südschwarzwald. Man munkelt, dass ihm für die Engel und Apostel der „Aufnahme Mariens in den Himmel“ Holzhauser Bürger Modell gestanden hätten.

    Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Georgi eben von einem Studienaufenthalt in der Bretagne zurückgekehrt. In den Jahren 1914 und 1915 entwarf er 25 Feldpostkarten im Auftrag des Keksherstellers Bahlsen. Dass er auch Bilder für die Titanic gemalt haben soll, lässt sich bislang nicht belegen, aber vielleicht stattete er einen anderen Ozeanriesen aus.

    Letzte Ruhestätte in Holzhausen

    Mit nur 53 Jahren verstarb Walter Georgi am 17. Juni 1924 ganz unerwartet an einem Blinddarmdurchbruch. Er ist auf dem Friedhof in Holzhausen am Ammersee bestattet. Tragisch ist das Schicksal seiner Witwe Malwine Georgi, die am 13. Januar 1944 deportiert und am 23. Januar 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben kam. Der Nachlass Georgis ist teilweise heute noch Gegenstand der Provenienzforschung.

    Werke des Malers und Illustrators Walter Georgi befinden sich heute beispielsweise im Neuen Stadtmuseum in Landsberg am Lech, im Münchner Lenbachhaus und in der Galerie Neue Meister in Dresden.

    Die JES Kulturstiftung Holzhausen befasst sich mit der Erstellung von Profilen Holzhauser Künstler und freut sich über jeden Hinweis unter post@jes-kulturstiftung.de.

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