Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Hofstetten: Nach 115 Jahren ist der Männerchor Geschichte

Hofstetten

Nach 115 Jahren ist der Männerchor Geschichte

    • |
    Mit der Auflösung des Männergesangvereins Hofstetten gehen viele aktive Sänger nach Pürgen. Jetzt heißt man "Männerchor Pürgen-Hofstetten".
    Mit der Auflösung des Männergesangvereins Hofstetten gehen viele aktive Sänger nach Pürgen. Jetzt heißt man "Männerchor Pürgen-Hofstetten". Foto: Walter Herzog

    Heute treffen sich die Sänger und passiven Mitglieder des Männergesangverein Hofstetten zum letzten Mal und beschließen die Auflösung des Vereins. Nach 115 Jahren ist Schluss. Es ist das Ende einer Vereinsgeschichte mit tragischen Schicksalsschlägen und allgemeinen Problemen, wie sie viele Chöre im Landkreis haben.

    Ein großes Problem ist laut Albert Spandl, Vorsitzender des Männergesangverein Hofstetten, die Altersstruktur. „Unser jüngstes Mitglied ist 55 Jahre, der Schnitt liegt etwas über 75 Jahren. Uns gehen die Sänger aus und es kommt nichts nach. Aktuell haben wir noch zehn Sänger.“ Bereits seit dem Jahr 2012 gibt es deswegen eine Singgemeinschaft mit Pürgen unter dem Namen Männerchor Pürgen-Hofstetten. Dem dortigen Verein werden nun auch die Hofstetter beitreten, die weiterhin ihr Hobby ausüben wollen.

    Der Verein hat ein Durchschnittsalter von über 75 Jahren

    Der Schritt wird nötig, weil sich in Hofstetten niemand fand, der das Amt des Vorsitzenden übernehmen wollte. „Ich bin im vergangenen Jahr 80 geworden und die Aufgabe wurde mir zu viel“, sagt Spandl. „Weil sich aber kein Nachfolger fand, wurde die Auflösung des Vereins damals beschlossen. Ein Problem, das laut Maria Thomamüller, Leiterin des Chorverbands Landsberg, diverse Vereine umtreibt. „Ich habe mich von meinem Heimatchor in Egling überreden lassen, noch mal in die Verantwortung zu gehen, weil sich niemand fand. Ich bin schon so lange in der Verantwortung, dass ich den Platz eigentlich gerne für jüngere Sänger mit neuen Ideen freimachen würde. Für die Aufgabe als Leiterin des Chorverbands Landsberg findet sich aber auch niemand.“ Sie steht seit zehn Jahren an der Spitze des Verbands, der 700 Sänger in 26 Chören im Landkreis repräsentiert, und war davor 20 Jahre Schriftführerin.

    Was sie auch feststellt: Es sind vor allem die Männerstimmen, die den Chören wegbrechen. Das werde bei reinen Männerchören häufiger zur Existenzfrage, bei gemischten Chören leide die Vielfalt. „Es mangelt dadurch an Tenor- und Bassstimmen.“ Doch wäre eine Öffnung für Frauen in Hofstetten nicht auch eine Option gewesen, um den Verein zu erhalten? Es gab vor einigen Jahren entsprechende Überlegungen, sagt Albert Spandl, realisiert wurden sie nicht. „Einige Mitglieder waren leider sehr stur und haben mit Austritt gedroht, da haben wir es gelassen.“

    Der Nachwuchs ist weggebrochen

    Dabei sah es in Hofstetten zeitweise sogar vergleichsweise gut aus mit dem Nachwuchs, erinnert Spandl. Zwei Jugendchöre habe es im Ort vor einigen Jahren gegeben. Die eine Leiterin sei allerdings verunglückt und die andere habe aufgehört. „Wir haben damit große Hoffnungen verbunden und diese Entwicklungen sehr bedauert.“

    Maria Thomamüller sieht die Ursache für den fehlenden Nachwuchs vor allem darin begründet, dass sich die Menschen nicht mehr binden wollen. Bei kürzeren Projekten oder offenen Angeboten sei der Zuspruch da. Sie geht davon aus, dass es in den kommenden Jahren weitere Fusionen geben wird. Den Vereinen empfiehlt die Leiterin, sich jetzt zu vernetzen, sodass klar ist, wo es weitergehen könnte, sollte es im eigenen Verein nicht mehr ausreichend Sänger geben.

    Der Gemeinschaftschor hat 25 aktive Sänger

    Am musikalischen Angebot der Chöre liege es nicht unbedingt, sagt sie, und verweist unter anderem auf den Obermeitinger Singkreis und „The Sweet60s“ aus Klosterlechfeld, die ein breites Repertoire hätten. Da hätten es Kirchenchöre noch deutlich schwerer, so Thomamüller. Für sie sind die Chöre viel mehr als ein Treff von Sängern. „Die Vereine haben eine wichtige soziale Komponente. Wir treten unter anderem bei Geburtstagen auf und machen Krankenbesuche und wir sind eine Gemeinschaft. Deswegen ist es mir wichtig, dass ein Mitglied weiter zu den Proben kommt und den Kontakt pflegt, auch wenn er oder sie nicht mehr mit auftreten kann.“

    Die Pürgener und Hofstetter haben laut Albert Spandl nun 25 Sänger. „Damit ist der Fortbestand des Chores zumindest für einige Zeit gesichert.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Chöre brauchen neue Ansätze

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden