"Die Kinästhetik kann eine große Hilfe im Arbeitsalltag sein", sagt Susanne Schmid, selbst Stationsleiterin und seit knapp zehn Jahren in der Kinästhetik erfahren. Sie gibt ihr Wissen in praxisorientierten Anleitungen an ihre Kolleginnen und Kollegen weiter.
Worum geht es dabei? Die Kinästhetik betrachtet menschliche Bewegungsmuster. Sie erlaubt Rückschlüsse auf schonende Bewegungsabläufe, setzt auf Gewichtsverlagerung statt auf Kraftaufwand. Zum Beispiel kann beim Hochschieben eines Patienten im Bett durch bewusste Gewichtsverlagerung enorm Kraft gespart werden. "Und auch für den Patienten verläuft dies sanfter", bestätigt Hannelore Lutzenberger. Sie arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Pflege - zunächst im Krankenhaus, jetzt im Marie-Eberth-Altenheim.
In ihrem Kurs lässt Susanne Schmid die Pflegerinnen die Übungen aneinander durchführen, damit sie selbst erfahren können, wie sich der Patient bei den Berührungen und Bewegungsabläufen fühlt. "Diese Griffe und Bewegungen sind viel angenehmer als manche Hauruck-Aktionen", bestätigt Hannelore Lutzenberger. Früher war die Lagerung von Patienten in der Ausbildung kaum Thema, erinnert sie sich. Daher fällt es ihr auch schwer, eingefahrene Abläufe zu ersetzen, selbst wenn sie dem eigenen Körper gut tun. Deshalb weist Susanne Schmid ihre Kolleginnen nicht nur im Kurs ein, sondern begleitet sie in ihrer praktischen Arbeit und gibt im Berufsalltag Anleitungen.
Thema in der Ausbildung
Heute ist die Kinästhetik Thema in der Ausbildung. Klaus Fenzl, Lehrer an der Berufsfachschule für Krankenpflege der Krankenhaus GmbH, gibt seine Kenntnisse an die Pflegeschüler weiter. Dank der Hilfestellungen zum schonenden Arbeiten könne wochenlangem Arbeitsausfall, der dadurch bedingten Störung des Betriebsablaufs und daraus folgender Überlastung des übrigen Personals vorgebeugt werden, betont Renate Fuhr, Pflegedirektorin in der Krankenhaus GmbH. Auch Gisela Mair, Pflegedienstleiterin im Marie-Eberth-Altenheim, ist überzeugt, dass dank Kinästhetik sowohl die Bewohner wie die Mitarbeiterinnen es leichter miteinander haben.
"Die Kinästhetik gibt auch Impulse, wie der Patient zur Bewegung und aktiven Mithilfe ermuntert werden kann", ergänzt Susanne Schmid. So sei sie selbst manchmal überrascht, wie sich Patienten auch nach großen Operationen mit der richtigen Unterstützung bewegen können. Die Pflege nach kinästhetischen Gesichtspunkten hat eine sichere und schmerzfreie Mobilisation im Fokus und nutzt dabei auch geringste Ressourcen, um die Koordination und Interaktion von Stabilität und Beweglichkeit des Patienten zu verbessern.
Wer Bewegungsmuster jedoch nicht kenne, könne dem Patienten auch unbewusst im Wege stehen. "Wenn ich einem Pflegebedürftigen aus dem Rollstuhl helfen will, darf ich mich nicht direkt vor ihn stellen und ihn blockieren, ich muss ihm Platz zur Bewegung lassen", so die Krankenschwester.
Von großer Bedeutung sei dabei stets die Kommunikation. "Reden, reden, reden", rät Susanne Schmid. So erfahre der Patient, was die Pflegekraft mit ihm vorhat und erschrickt nicht unnötig. Umgekehrt helfe die menschliche und emotionale Zuwendung auch der