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Handwerk: Der Trend zum Filialisten

Handwerk

Der Trend zum Filialisten

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    Der Trend zum Filialisten
    Der Trend zum Filialisten

    Dießen Das Bäckergewerbe in

    Damit setzt sich auch in Dießen der Trend zum Filialisten im Brot- und Semmelgewerbe fort. Als vor zweieinhalb Jahren die Hofpfisterei in Dießen eine Niederlassung eröffnete, gab es in der Gemeinde fünf handwerkliche Bäcker, jetzt sind es noch vier - neben den genannten noch die Bäckerei Sepperl am Marienplatz und die Bäckerei Linder in der Prinz-Ludwig-Straße. Fürs tägliche Brot ist aber weiterhin reichlich gesorgt. Je nach Zählweise kommt man in der 10000-Einwohner-Gemeinde auf 15 bis 17 Verkaufsstellen für Backwaren. Allzu groß ist da das Kuchenstück für den einzelnen Anbieter nicht. Das war für den Dettenschwanger Bäcker Harry Holste auch einer der Gründe, sich wieder aus dem Hauptort zurückzuziehen und sich auf sein Stammhaus und seine Filiale in Issing zu beschränken, erzählt er. Das rechne sich für ihn besser als der Laden in der Fischerei: „In Issing zahle ich ein Drittel der Miete in Dießen und mache genauso viel Umsatz.“ Zudem habe sich gezeigt, dass in Dießen das Geschäft saisonal stark schwanke. Im Sommer und besonders zu Zeiten des Töpfermarkts rechne sich der Betrieb, anders sehe es aber im Winter aus. „Im Sommer bräuchte ich zwei Verkäuferinnen, im Winter reicht eine Halbtagskraft“, sagt Holste.

    Daneben kämpft Holste mit Personalproblemen. Mit der Expansion nach Dießen sei geplant gewesen, dass ein Jungmeister in sein Geschäft einsteige, erzählt der Bäckermeister, „doch der junge Mann hat jetzt kalte Füße gekriegt“. Ersatz zu finden ist laut Holste äußerst schwer, auch ungelernte Helfer seien nicht zu bekommen. „So früh steht keiner auf“, fasst er das Problem zusammen. Auch mit dem beruflichen Nachwuchs sehe es nicht gut aus. Die jungen Leute, die sich bei ihm zuletzt vorstellten, „konnten gerade mal ihren Namen schreiben, und wenn sie etwas durch zwei teilen sollten, dann holten sie ihr Handy heraus“, schildert Holste seine Erfahrungen.

    Fachkräfte sind rar

    „Das ist schon so, dass Fachkräfte, die man selbstständig arbeiten lassen kann und sich engagieren, sehr rar sind“, bestätigt Manfred Helmer, der mit einer Teil- und einer Vollzeitkraft arbeitet.

    Lehrlinge bildet der Bäckermeister inzwischen nicht mehr aus. Die Qualifikation der Bewerber sei oft schlecht gewesen „und ich habe auch keinen Nerv mehr gehabt, den Erzieher zu spielen“, sagt Helmer zur Begründung. Er arbeitet seit gut zwei Jahren mit dem Café Vogel in Dießen zusammen: Die dortige Konditorei liefere ihm Torten, er verkaufe im Gegenzug dort Backwaren, so sei es möglich gewesen, ohne zusätzliche Mitarbeiter mit Brot, Semmeln und Brezen zu expandieren.

    Als Hauptproblem für die handwerklich produzierenden Bäcker sieht Helmer freilich die Discounter- und Supermärkte an. Die gibt es in Dießen reichlich. Unter ihrem Dach finden sich Filialbäcker und Backautomaten, wo die Brezen nur gut halb so viel kosten als beim Bäcker um die Ecke. Und dort gibt es bis abends frische Ware. Um da mithalten zu können, müssten die kleinen Betriebe auch in mehreren Schichten arbeiten. Doch ob er da qualifiziertes Personal findet, bezweifelt Helmer. „Ich selber kann nicht von 2 Uhr nachts bis zum Nachmittag backen“, sagt er. Die Konzentration in seinem Gewerbe werde daher weitergehen, steht für den 60-Jährigen außer Zweifel. Was in einigen Jahren aus der seit über 400 Jahren bestehenden Bäckerei in St. Georgen wird, ist offen. Von den eigenen Kindern habe keines Interesse, aber vielleicht findet sich beizeiten dann ein Jungmeister, der sich in die Selbstständigkeit wagt, denkt Helmer.

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